Bochum. . In der „Gewerkstatt“ bereiten sich Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt vor. In praktischen Situationen vermitteln ihnen die Mitarbeiter Sprachkenntnisse.

Ein internationales Restaurant mit Fernsehern, Sofas und einem Schwimmbecken, im Vorgarten weht die deutsche Flagge – davon träumt der 18-jährige Saidou Bah aus Guinea in Westafrika. „Paradis“ soll das Lokal heißen, in dem es „Essen für alle Menschen gibt, ob Europa, Afrika, Asien oder Amerika“, erklärt der junge Mann.

Das Qualifizierungsangebot des KSI

Das Kaufmännische Schulungsinstitut (KSI) gehört wie die „Gewerkstatt“ zu den fünf Trägern, die zur Zeit Flüchtlinge in Bochum qualifizieren.

Das KSI betreut aktuell 20 Teilnehmer aus verschiedenen Herkunftsländern. „Gemeinsam ist ihnen die Notwendigkeit, die deutsche Sprache zu lernen“, sagt Matthias Schweppe vom KSI.

Auf dem Programm stehen: Sprachkurse, berufliche Orientierung, Bochum kennenlernen.

Vor drei Monaten ist er nach Deutschland gekommen, seit einigen Wochen nimmt er in der „Gewerkstatt“ an einem Qualifizierungsangebot teil: Neben Deutsch lernt er hier Dinge, die im Berufsalltag wichtig sind, etwa wie er einen Computer bedient. Den Gutschein für die „Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“, wie sie offiziell heißt, hat Saidou Bah von der Arbeitsagentur Bochum bekommen – wie die 18 anderen Flüchtlinge auch, die mit ihm gemeinsam in der „Gewerkstatt“ lernen und arbeiten.

Die Sprache praktisch lernen

„Das Herzstück ist das praxisorientierte Sprachenlernen“, erklärt Sabine Gemba, die das Projekt „Perspektive Zukunft“ leitet. „Jeder Teilnehmer durchläuft die drei Bereiche EDV, kreatives Arbeiten und Küche – und lernt quasi nebenbei Deutsch.“ Wenn ein Teilnehmer etwa in der Küche eine Schere bräuchte, müsste er das entsprechende Wort verwenden.

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Auch über Träume und Wünsche der Asylsuchenden würden sie in der „Gewerkstatt“ sprechen, sagt Gemba. Von seinem Traum von der Zukunft hat Saidou Bah ein Modell gebastelt – ein mit Alufolie eingewickelter Schuhkarton. Auch die deutsche Flagge hat er nachgestellt (wenn auch verkehrt herum). „Ich finde die Lehrer hier sehr nett und engagiert“, sagt der 18-jährige aus Guinea.

Auch Kultur steht auf dem Programm

Auf dem Programm stehen für ihn und die anderen Flüchtlinge in der „Gewerkstatt“ auch Ausflüge, die ihnen die deutsche Kultur näher bringen sollen. „Jeden Mittwoch beschäftigen wir uns mit dem Schwerpunkt: ‘Was macht Bochum aus?’“, berichtet Claudia Knefelkamp von „Perspektive Zukunft“. Zusammen seien sie zum Beispiel schon im Bergbaumuseum, in der evangelischen Pauluskirche und in der Stadtbücherei gewesen. „Die Teilnehmer sind alle sehr interessiert und begeistert.“ Gut angekommen sei bei ihnen auch der Besuch einer Kleiderkammer und eines sozialen Kaufhauses. „Hier haben sich viele direkt warme Kleidung für den Winter geholt“, so Knefelkamp.

„Perspektive Zukunft“ ist eines von fünf Projekten, dass Bildungsträger in Bochum aktuell anbieten, um Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Insgesamt 130 Asylsuchende konnte die Arbeitsagentur bereits vermitteln.