Laer. . 440 Flüchtlinge ziehen bald auf alten Opel-Parkplatz in Laer. Helfer fordern mehr Unterstützung. Kritik wegen fehlender Krankenstation. Stadt bittet um Geduld.
Noch vor Weihnachten sollen die ersten Flüchtlinge in die neun Leichtbauhallen ziehen, die die Stadt derzeit auf dem ehemaligen Opel-Parkplatz an der Alten Wittener Straßen bauen lässt. Insgesamt 440 Menschen werden hier, in der dann größten städtischen Unterkunft, Platz finden. Eine echte Herausforderung für Stadt und die beiden Betreuerverbände Caritas und Diakonie. Aber auch für den Ortsteil Laer, speziell für die vielen Helfer, die bisher schon jede Menge ehrenamtliche Arbeit in den beiden wesentlich kleineren Flüchtlingsunterkünften leisten.
Diese neue Aufgabe aber ist nun eine ganz andere Hausnummer, vor der man in Laer durchaus „Manschetten“ hat. „Die Situation wird sich verändern“, sagte Stephan Kosel vom Flüchtlingshilfe-Netzwerk „Willkommen in Laer“ bei der jüngsten Bürgerversammlung im ev. Gemeindehaus, in dem sich gut 120 Interessierte versammelt hatten. „Klar ist, dass wir weitermachen. Aber wir benötigen dafür noch weitere Unterstützung.“
Und nicht nur in Person von ehrenamtlichen Helfern. Deutlich wurde in der Runde angesprochen, dass im Zusammenspiel zwischen Stadt, Betreuerverbänden und den engagierten Bürgern schon jetzt nicht alles rund läuft. Und nun wartet eine Herkulesaufgabe. „Bei einigen macht sich etwas Resignation breit“, gab Helfer Jürgen Trebbe die Stimmung im Ort wieder.
Heute Besichtigung der Unterkunft
Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, wie die Flüchtlinge in den Leichtbauhallen auf dem früheren Opel-Parkplatz an der Alten Wittener Straße unterbracht sein werden, hat heute in der Zeit von 10 bis 12 Uhr Gelegenheit dazu. Die Zentralen Dienste laden ein, die Unterkunft zu besichtigen.
Das Flüchtlingshilfe-Netzwerk „Willkommen in Laer“ kommt am Mittwoch, 16. Dezember, 18.30 Uhr, im Gemeindehaus, Grimmestraße 4, zusammen. Weitere H elfer sind willkommen.
Dies möchte die Stadt unbedingt verhindern. Schließlich ist jede helfende Hand willkommen, die dazu beiträgt, die Flüchtlinge bestmöglich zu betreuen und deren Hauptproblem – die Langeweile – mit Freizeitangeboten zu „bekämpfen“. Allerdings wird um Geduld gebeten. „Auch wir betreuen zum ersten Mal solch eine große Einrichtung“, gab Sandra Schotte vom Sozialamt der Runde im Gemeindehaus zu bedenken. „Vieles muss sich erst einspielen.“ Neun Betreuer, erklärte sie, werden sich in zwei Schichten um den Betrieb der Unterkunft kümmern. Auch am Wochenende. Dazu sind durchgehend vier Wachleute im Einsatz.
Die Sicherheit – natürlich – wurde auch angesprochen. Karsten Kreutzer, Leiter der Polizeiinspektion Ost, versuchte zu beruhigen: „Wir bereiten uns auf Mehrarbeit vor. Aber auf Flüchtlinge entfällt unseren Erfahrungen zufolge nur ein verschwindend geringer Anteil von Straffälligkeiten.“
In den Hallen werden keine „neuen“ Gäste untergebracht
Kritik gab es von den Bürgern für die Tatsache, dass es in der riesigen Unterkunft keine Krankenstation bzw. keinen Sanitätsraum gibt. Sandra Schotte: „In dieser Übergangseinrichtung werden keine ,neuen’ Gäste untergebracht. Wir gehen davon aus, dass sie sich inzwischen etwas auskennen und verständigen können und selbst zum Arzt gehen.“ Eine Wunschvorstellung, die Netzwerk-Unterstützerin Julia Trebbe nicht teilen mochte: „Wir erleben das anders. Flüchtlinge gehen nicht zum Arzt. Die Hemmschwelle ist durch die sprachliche Barriere zu groß.“
Eine von zahlreichen Anregungen, die sich Sandra Schotte bei der Bürgerversammlung notiert hat, um an einigen Stellen noch nachzubessern.