Bochum. „Es bieten sich große Chancen“: Dr. Manfred Keller zieht selbstbewusstes Resümee einer Fachtagung des ev. Arbeitskreises „Kirchen öffnen und erhalten“.

Eine Tagung in der Kreuzeskirche Essen bildet den Abschluss der achtjährigen Tätigkeit des Arbeitskreises „Kirchen öffnen und erhalten“ des Ev. Forums Westfalen. „Die Um- und Neunutzung von Kirchen bleibt ein drängendes Thema“, sagt Dr. Manfred Keller. Der Bochumer Theologe und langjährige Leiter der Ev. Stadtakademie war einer der Organisatoren des von rund 60 Fachleuten besuchten Symposiums in der Nachbarstadt.

Der Veranstaltungsort Kreuzeskirche am Weberplatz in der nördlichen Essener City war nicht zufällig gewählt. Die Kirche ist ein Beispiel dafür, wie gemeinsame Anstrengungen von Presbyterium, Privatinvestoren und Beteiligten aus dem Stadtteil die veränderte Nutzung einer nicht mehr nur für Gottesdienste benötigten Kirche gestalten können.

„Ein Modell mit Zukunft“

Ein vergleichbares Bochumer Beispiel ist die Friedenskirche in Stahlhausen. Sie wurde zu einer interkulturellen Stadtteil-Begegnungsstätte ausgebaut, in der die Kirchengemeinde zusammen mit der Ifak den christlich-islamischen Dialog in praktische Arbeit umsetzt (die WAZ berichtete).

Arbeitskreis beendet seine Tätigkeit

Der Arbeitskreis „Kirchen öffnen und erhalten“, der ehrenamtlich wirkte, löst sich nach achtjährigem Engagement auf.

Er hofft, durch seine Veröffentlichungen mit Arbeitshilfen und Materialien zum Thema auch nach Beendigung seiner Tätigkeit zur Öffnung und Erhaltung von Kirchen beizutragen.

Weitere Informationen www.ev-forum-westfalen.de

„Der Tagungstitel ,Kirchen erweitert nutzen: Ein Modell mit Zukunft!’ knüpfte an das Thema des Ev. Hochschuldialogs an der Uni Weimar an, mit dem der Arbeitskreis 2007 an die Öffentlichkeit trat“, berichtet Dr. Keller. Das Anliegen: Gemeinden sollen befähigt und ermutigt werden, vom Leerstand bedrohte Kirchen weder zu verkaufen noch abzureißen, sondern durch „erweiterte Nutzung“ zu öffnen und zu erhalten.

Grundlegende Fragen

„Erweiterte Nutzung meint eine Neuausrichtung, wobei die Gottesdienste erhalten bleiben“, so Dr. Keller. Zu grundlegenden Fragen dieses veränderten Umgangs hatte ein Arbeitskreis Publikationen und kompakte Praxishilfen erarbeitet. U. a. wird, basierend auf den Methoden aus Bauprojektmanagement und betrieblichem Rechnungswesen, gezeigt, wie auch die Wirtschaftlichkeit einer erweiterten Nutzung erreicht werden kann.

Als Fazit der Essener Tagung stehen für Dr. Manfred Keller zwei Dinge fest: „Ich war beeindruckt, wie offen und wie ernsthaft die Modelle der Nutzungserweiterung von Kirchen diskutiert wurden. Und es wurde klar: Es gibt keine Blaupausen“. Jede Gemeinde, jedes Umfeld, jede Kirche sei anders.

Mut und Neugier

Deshalb könnten weder die spezifischen Nutzungserweiterungen noch die Planungen und die Prozesswege von einer Kirche auf eine andere übertragen werden. „In den betroffenen Gemeinden ist deshalb immer auch Mut und Neugier gefordert, Dinge neu zu denken“, so Dr. Keller. Die Chancen, die sich dadurch für die Gemeinschaften vor Ort böten, seien groß.