Goldhamme. Gebäude wird für 399 000 Euro angeboten. Immobilienmakler verhandelt mit einem Krefelder Unternehmer, der die Kirche als Veranstaltungsstätte nutzen will.
Seit sich die Gemeinden Eppendorf und Goldhamme 2007 zusammenschlossen, finden in der Martinikirche an der Essener Straße keine Gottesdienste mehr statt. Planer suchen seither nach einer Lösung, um wieder neuen Schwung in den Stadtteil zu holen, zumal ein Abriss nicht in Frage kommt: Die Kirche steht unter Denkmalschutz. Doch das Presbyterium tat sich lange Zeit schwer mit einer Neunutzung. Jetzt hat es sich zum Verkauf durchgerungen. Der Preis wurde auf 399 000 Euro festgelegt.
Als Makler fungiert Stalter Immobilien aus Hattingen. Senior-Chef Lothar Stalter war sofort Feuer und Flamme für den Auftrag: „Eine Kirche zu vermarkten, das ist schon etwas Besonderes – für mich das erste Mal. Und die Martinikirche ist einfach wunderschön.“
Er habe nach nur zwei Wochen der Akquise bereits mehrere Interessenten an der Hand; darunter ein Krefelder Unternehmer, der „es sehr ernst meint“ und aus der Kirche eine Veranstaltungsstätte machen wolle. „Der Altarraum eignet sich bestens als Bühne, es könnten Konzerte genauso wie Theaterabende stattfinden“, findet Stalter. Nahezu ideal für eine solche Nutzung: die Empore. Sein Sohn Philipp hat unlängst Freunden die Kirche gezeigt: „Wir hatten sofort das Bild eines Clubs vor Augen, den wir ,The Church’ nennen würden.“
Stalter sen. wiederum gefällt auch sein Einfall, die Kirche als Kolumbarium zu nutzen. Dazu hat er stadtweit bereits Bestattungsunternehmen angeschrieben.
Ideen gibt’s zuhauf, wie der Immobilie wieder Leben eingehaucht werden könnte. So hatte sich das Freie Kunst Territorium dort schon ein neues Domizil erhofft, wünschten sich die Goldhammer ein Stadtteilzentrum, und der Sieger eines Architekturstudenten-Wettbewerbs wollte eine flexible Lösung mit Raum für Kinder-, Sprach-, Seniorengruppen, für Bildung, Sport und Nachwuchsbands. Der ehemalige Baudezernent Ernst Kratzsch erntete mit seinem Vorschlag, hier einen Supermarkt einzuquartieren, wenig Beifall.
„Martini-Treff“: Gebäude aufgeteilt
Den Studentenwettbewerb „Wohnstandort Goldhamme/Metamorphose der Martinikirche“ hatten LBS und der Bund deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure NRW (BDB) ausgelobt.
Sieger wurde Adrian Fuhrich mit seinem „Martini-Treff“. Glaskuben teilen das Gebäude im Inneren auf, so dass eine vielfältige Nutzung aller Gruppen im Quartier möglich wäre.
„Warum haben die Bochumer Planer den Siegerentwurf nicht weiter verfolgt?“, fragt Lothar Stalter. Denn eine Begegnungsstätte ist durchaus das, was die Kirchengemeinde sich wünscht: Die Maßgabe lautet, dass die Neunutzung die ethischen Grundsätze der evangelischen Kirche und die religiösen Empfindungen nicht verletzen dürfe. Pfarrer Michael Schulze: „Somit schließt sich etwa eine Moschee aus, obwohl im Stadtteil viele Muslime leben. Aber auch eine Spielhalle ist unmöglich.“
Gegen eine Disco, Wohnungen, Konzerthalle, ein Seniorenheim, oder eine Kletterhalle aber hätte das Presbyterium nichts einzuwenden. „Eine Begegnungsstätte auf kultureller Ebene schwebte uns schon länger vor“, sagt Michael Schulze. Nicht zuletzt der Sanierungsbedarf der Kirche verhindere, dass vorübergehend Flüchtlinge hier eine Unterkunft finden könnten. Architekturstudenten der Ruhr-Uni hatten angefragt. „Allein die Heizung muss komplett erneuert werden, und die letzten Stürme haben dem Dach arg zugesetzt, das eigentlich komplett erneuert werden müsste.“ Schon vor Jahren hatte die evangelische Kirchengemeinde einen Sanierungsbedarf von mindestens 300 000 Euro ermittelt.