Bochum. . Fanclub macht sein Stammlokal regelmäßig zur blau-weißen Anlaufstelle. Während der Spiele gibt es Fiege-Bier und Currywurst-Sauce von Dönninghaus.
Wenn der VfL Bochum am Freitagabend um 18.30 Uhr Union Berlin im Rewirpower-Stadion empfängt, werden einige Menschen auch in der Hauptstadt die Daumen für die Elf von Gertjan Verbeek drücken. Die meisten von ihnen werden wohl im Junction Café im Kreuzberger Bergmannskiez zu finden sein – der Heimat der Bochumer Botschaft, der Anlaufstelle für alle VfL-Fans in Berlin und angrenzenden Bereichen „tief im Osten“. „Wir wollen sicherstellen, dass jeder Fan hier die Spiele des VfL gucken und sich dabei heimisch fühlen kann“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Rimpler.
Das war nicht immer so. Vor zehn Jahren gab es keinen Bochum-Fanclub und vor allem keine VfL-Kneipe in Berlin. Als Blau-Weißer konnte man damals in der Hauptstadt ziemlich verloren sein. Deswegen fand sich im Spätsommer 2006 eine Gruppe von 14 Bochumer Großstadtcowboys zusammen, um den ersten Berliner VfL-Fanclub zu gründen und die Spiele der Blau-Weißen nicht mehr alleine am Fernseher gucken zu müssen.
Regelmäßiger Besuch aus dem Revier
Die Bochumer Botschaft hat sich über die Jahre zur Institution entwickelt: Zum ersten Rudelgucken kamen 30 VfL-Fans, die sich auch von einer 0:6-Niederlage gegen Werder Bremen nicht die Stimmung vermiesen ließen. Über Flyer und persönliche Kontakte vergrößerte sich die Anhängerschar kontinuierlich.
Heute zählt der Fanclub, der auf seinem Banner sowohl Förder- als auch Fernsehturm verewigt hat, über 50 Mitglieder. Außerdem finden sich immer ein paar Touristen oder Dienstreisende aus dem Ruhrgebiet ein, die von der Bochumer Botschaft gehört haben.
Auch einige Berliner und Brandenburger hegen Sympathien für den VfL. Thomas Rimpler ist einer davon. Sein Dualstudium führte in damals nach Bochum, wo er zehn Jahre lang lebte und vom VfL-Virus infiziert wurde. „Der Wirkstoff hält bis heute an“, sagt der 36 Jahre alte Berliner, der seit 2012 wieder in seiner Heimatstadt lebt und seither im Fanclub Mitglied ist: „Auf den VfL kann ich nicht mehr verzichten.“
Bier und Currywurst-Sauce aus der Heimat
Damals kamen die Bochumer in Berlin-Friedrichshain zusammen, vor zwei Jahren sind sie in das Junction Café nach Kreuzberg umgezogen und fühlen sich dort schon richtig heimisch. „Das liegt noch mittiger, die Menschen kommen aus allen Himmelsrichtungen“, erzählt Rimpler. Wenn der VfL spielt und die große Leinwand hochgezogen wird, ist in der Fan-Kneipe regelmäßig alles blau-weiß.
Diskussionsabende und Currywurst-Duell
Eine offene Einladung hat der Fanclub an die Bochumer Bundestagsabgeordneten in Berlin gesandt. Angedacht ist eine Kooperation, Axel Schäfer (SPD) hat schon Interesse angemeldet.
Darüber hinaus hat die Bochumer Botschaft auch schon zu Diskussionsabenden eingeladen, etwa mit dem Bochumer Kabarettisten Frank Goosen.
Gute Erfahrungen hat der Fanclub mit Anhängern von Union Berlin gemacht. Der Kellner im Junction Café ist Unioner, man versteht sich, aber neckt sich hin und wieder gerne.
Einmal traten die Botschaftler schon zum Currywurst-Duell gegen die Fans von Union an. Aber dabei macht den Bochumern so schnell keiner etwas nach.
Für das Stadion-Feeling importieren die Botschaftler extra das heimische Fiege-Bier, auch die echte Currywurst-Sauce von Dönninghaus steht hin und wieder auf dem Tisch. „Fusionsküche, mit Bochumer Sauce und Berliner Bratwurst“, sagt Rimpler. Bei Auswärtsspielen in der Umgebung unterstützt der Fanclub den VfL direkt vor Ort. Wenn es auswärts gegen Union Berlin geht, sowieso.
Beim letzten Mal marschierten 80 VfL-Fans mit der Bochumer Botschaft zum Stadion Alte Försterei. Die Anlaufstelle hat sich herumgesprochen. Das Heimspiel gegen Union Berlin werden einige Mitglieder nutzen, um die alte Heimat zu besuchen. Der Großteil bleibt jedoch in Berlin und drückt im Junction Café wieder die Daumen.