Dahlhausen. . In Dahlhausen laufen die Bochumer Krippentage. Baumeister Manfred Lipienski erzählt die Weihnachtsgeschichte auch mit sozialkritischem Hintergrund.

„Das ist die Schatzkammer“, sagt Manfred Lipienski und zeigt auf die Krippe, die er von Jassir Arafat geschenkt bekommen hat. Unweit davon steht ein kleiner, geschnitzter Kolibri, der auf den ersten Blick rein gar nichts mit der Ausstellung zu tun haben will. Doch mit diesem Vogel begann Lipienskis Leidenschaft für die Krippe und allem, was dazugehört.

„Ein Freund aus Ecuador brachte mir die Figur aus seiner Heimat mit. Der Kolibri steht für Fruchtbarkeit, im Bauch befindet sich eine Krippe. Eine wunderbares Symbol“, schildert Lipienski.

1993 gründete er an Heiligabend den „Ersten Bochumer Krippenverein e.V.“, 1994 legte er in Tirol die Meisterprüfung zum Krippenbaumeister – der erste seiner Art in Bochum – ab. An der Eiberger Straße gibt es inzwischen 250 eigene und internationale Krippendarstellungen aus über 55 Ländern. Jetzt laufen dort wieder die „Bochumer Krippentage“, an denen Lipienski Gruppen durch die beeindruckende Ausstellung führt; jede Krippe ein Symbol für sich.

Bergbaukrippe war ein Muss

Denn es sind allesamt ausgefallene Werke, die der Experte vorstellt. Dafür steht zunächst das Handwerk: Direkt hinter der Schatzkammer folgt ein weiterer Raum, darin eine drehbare Darstellung der Geburtsgeschichte Jesu, zudem die Fernsehkrippe, die bereits im Gasometer Oberhausen zu sehen war. „Das Exponat, das wohl am häufigsten betrachtet wurde“, sagt der bald 75-Jährige.

Wer dem elektrischen Sternenhimmel weiter folgt, steht alsbald vor weiteren Krippen, die von der Norm noch einmal deutlich abweichen – auch inhaltlich: Die Klapp-Krippe aus dünnem Papier hatte sich heimlich ein deutscher Soldat im sowjetischen Gefangenenlager von Grosny gebastelt und unter seinem Kopfkissen versteckt. „Auch die Bergbaukrippe war natürlich für uns ein Muss“, betont der Schnitzer.

„Kumpel“ Josef aus dem Kohlenpott

Ist sie in der Ausstellung noch eine kleinere Holzdarstellung, folgt dort, wo die Besuchergruppen Platz nehmen, eine fast lebensgroße Form, mit Bochumer Bezügen, mit Liebe zum Detail: „Kumpel“ Josef, noch in Arbeitskleidung, hat gerade seine letzte Schicht gefahren, hält das Kind im Arm; daneben Schlegel-Aschenbecher und Grubenlampe. Maria reicht das Fläschchen, weilt auf dem Kopfholzboden, der so früher einmal auf der Kortumstraße verlegt war. Existenzängste durch den Strukturwandel bedrohen die Familie. Lipienski sieht Parallelen zur Situation vor 2000 Jahren.

Krippentage laufen bis kurz vor Weihnachten

Die Bochumer Krippentage laufen bis zum 22. Dezember. Besuchergruppen – zehn bis 16 Personen – können sich anmelden unter Tel. 49 22 80. Einzelpersonen können sich auf Nachfrage Gruppen anschließen.

Am 5. (14 bis 18 Uhr) und 6. Dezember ( 13 bis 17 Uhr) findet ein Krippen- und Figurenverkauf zugunsten der Vereinsarbeit an der Eiberger Straße 60 statt. Interessierte Käufer sind willkommen.

Der Höhepunkt der durchaus sozialkritischen Ausstellung dürfte jedoch hinter Vorhängen im Eingangsbereich verborgen sein. Lipienski greift dabei die Flüchtlingsproblematik auf, setzt Jesus, Maria und Josef in ein kaum hochseetaugliches Ruderboot, auf dem Weg ins Ungewisse. „Auch die Heilige Familie musste damals fliehen. Die heute oft romantisch dargestellte Situation in der Krippe war keinesfalls schön. Daher wollen wir unsere Besucher zum Nachdenken anregen, Willkommenskultur vermitteln.“