Bochum. . Nur durch Bewegung und das Requisit Seil stellen 30 junge Leute die Gratwanderung zwischen Individuum und Gesellschaft dar.
Eine junge Frau steht in einem Gitternetz aus etwa zehn Meter langen Seilen. Junge Darsteller vom Theater Total (TT) halten ihre Kollegin (gefangen). Verzweifelt ruft sie: „Am Anfang war der Mensch eins, doch dann war jeder für sich.“ Genau das ist es, worum es in der Performance von Theater Total geht. Nur durch Bewegung und das Requisit Seil stellen 30 junge Leute die Gratwanderung zwischen Individuum und Gesellschaft dar.
Spiel mit dicken Tauen
Am Wochenende hatte das gelungene Tanzstück „Sturm und Strang“ als aktuelle Produktion des neuen Jahrgangs Premiere in der TT-Spielstätte in der umgebauten ehemaligen Albertus-Magnus-Kirche an der Königsallee. Zu sehen gab es einen eindrücklichen Theaterabend, bei dem sich die künstlerische Darstellung und die musikalische Gestaltung ausgezeichnet ergänzten.
Zwei Gruppen von Menschen finden zwei dicke Taue. Insgesamt bespielt das Ensemble, besetzt aus jungen Leuten zwischen 18 und 20 Jahren, fast 400 Meter Seil. Die Taue werden zum Ausgangspunkt für Gemeinschaften, für Identifikation. Während über allen Szenen Geräusche und eine emotionale Musik liegen (super: Florian de Backere und Ensemble), fangen die Darsteller an, mit den Seilen zu spielen. Rote Seile benutzen sie als Verbindungen für große Gemeinschaften.
Es geht um Konflikte und um Nähe
Einzelne Seile dienen plötzlich als Babys, werden zu Hüten, Schnurrbärten, Handtüchern oder lustigen, weil riesenlangen Rastafrisuren. Ein Darsteller jongliert mit einem Seil. Mittels massiven Holzstäben baut das junge Ensemble kleine Räume, die wie Wohnungen oder Boxringe wirken. Um diese Requisiten herum entspinnen sich kurze, getanzte Geschichten zwischen den Figuren. Es geht um Freundschaften aber auch um Konflikte und natürlich um Nähe.
Welchen Weg gehe ich?
Die stärksten Bilder findet die Regisseurin und Leiterin vom Theater Total, Barbara Wollrath-Kramer, zum Schluss. Da spannen die Darsteller Türen aus den Seilen. Durch die, manche zu klein, manche beweglich wie das wahre Leben, müssen die Darsteller durch. Das sind Ausdrucksformen für das Leben selbst: Welchen Weg gehe ich? Verzettele ich mich, gehe ich neue Wege? Schaffe ich meinen Weg? Genau das begleitet die jungen Künstlerin der nächsten Jahren. Im April folgt dann ein gemeinsames Theaterstück. Das wird gewiss noch mehr Qualität haben.
Karten & Info
Es finden noch neun Aufführungen von „Sturm und Strang“ bis zum 24.1.2016 statt. Termin-Info und VVK (13/erm. 8 Euro ) unter www.theatertotal.de