Langendreer/Werne. Ehrenamtliche helfen Kindern dabei, Freude an Literatur zu gewinnen. Auch Gernot Oßenkamp taucht mit Schülern in die Welt der Bücher ein.
Lesen ist der Schlüssel zur Welt. Und damit die wichtigste Fähigkeit, die ein Mensch am Anfang seines Lebenslaufs erwirbt. Die Bochumer Lese-Mentoren unterstützen Kinder beim Lesenlernen: Ganz einfach, in dem sie sich eine Stunde pro Woche Zeit für ein Kind nehmen, um mit ihm gemeinsam in die Welt der Bücher einzutauchen.
Allein in Langendreer und Werne sind 38 ehrenamtliche Mentoren tätig – für insgesamt 43 Kinder an acht Schulen. Bedarf an weiteren Lese-Helfern bestehe trotzdem, sagt Gernot Oßenkamp, der das Projekt im Stadtteil koordiniert.
Jährliche Treffen
„Der Bedarf ist quasi unbegrenzt“, sagt der Lese-Mentor. Pädagogische Vorkenntnisse seien nicht erforderlich – bloß Freude am Umgang mit Kindern, eine freie Stunde pro Woche und ein sauberes Führungszeugnis. Seit sieben Jahren ist Oßenkamp nun Lese-Mentor. Er habe im Ruhestand einfach etwas Sinnvolles tun wollen, sagt er.
Einmal im Jahr treffen sich die Mentoren aus Werne und Langendreer, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen: Was tun, wenn das Kind nach fünf Stunden Unterricht zu zappelig für die Lesestunde ist? Oder, wenn der Schützling einfach nicht so der Bücherwurm ist?
Auch ältere Schüler können profitieren
Für all das gibt es Lösungen: „Wir sind ja an keinen Unterrichtsplan gebunden, das ist das Schöne“, sagt Oßenkamp. Falls das Kind noch zu unruhig für die Lesestunde ist, kann es sich gerne erst einmal austoben. Und mit Kindern, die keine Freude an Romanen haben, kann man immer noch die Zeitung lesen.
Der Schwerpunkt des Mentorenprogramms sind Grundschulkinder – aber auch Ältere können vom Mentorenprogramm profitieren: „Beim Lesen hapert’s dann zwar nicht mehr, manchmal aber beim Textverständnis“, so Oßenkamp.
Pädagogischer Ehrgeiz
Welches Kind überhaupt einen Lese-Mentor braucht, entscheiden die Lehrer. Die wenden sich an die Mentoren, die dann eine Lesebegleitung für das Kind organisieren. Das Lesetraining findet dann nach dem Unterricht in der Schule statt.
400 Menschen in Bochum geben ehrenamtlich Lese-Stunden
Die Lese-Mentoren sind nicht bloß in Langendreer und Werne aktiv: In ganz Bochum sind es mehr als 400 Menschen, die ehrenamtlich Lese-Stunden geben.
Wer selber mitmachen möchte, kann sich beim Verein der Bochumer Lesehelfer melden: per E-Mail an info@bochum-mentor.de oder telefonisch unter Tel. 0234/ 1 30 01.
Die Mentoren arbeiten zwar ehrenamtlich, trotzdem profitieren auch sie von der Lese-Stunde zu Zweit, wie Oßenkamp berichtet: „Manchmal hat man auch einen schwierigen Start: Ein Kind hat mich die ersten drei Lesestunden einfach versetzt – es hatte einfach keine Lust.“ Das weckt den pädagogischen Ehrgeiz. Und nach einem halben Jahr sah alles anders aus: „Da sagte mir das Kind, es freut sich jetzt immer auf den Donnerstag – da lesen wir zusammen“, sagt Oßenkamp und freut sich mit: „Das sind die kleinen Bonbons.“