Wiemelhausen. . Brüder-Grimm-Schule in Wiemelhausen hat eine eigene Bibliothek eingerichtet. Dank vieler Spenden kann man den Schülern inzwischen 2000 Bücher anbieten

Mittwochs, wenn Miriam Pott in die Brüder-Grimm-Schule kommt, warten die Kinder bereits auf sie vor der Tür. Sie wollen nicht etwa Spielsachen oder Filme – sondern Bücher. Die Bibliothek, die die Sprachförderschule in Eigenregie im Dezember eröffnet hat, schlug bei den Schülern voll ein.

Freundlich sieht er aus, der zur Bibliothek umfunktionierte Raum: Ein dunkelgrüner Teppich ist auf dem Boden ausgelegt, die Holzregale sind gemütlich arrangiert, in einer Ecke wartet ein Sofa auf die Schüler. Vor ein paar Monaten sah das noch ganz anders aus, der Raum im Erdgeschoss stand leer.

Das sollte nicht so bleiben, die Schule schickte einen Spendenaufruf heraus – und bekam Antwort: „Wir haben von überall Spenden bekommen, von Bochumer Bürgern, Logopäden, von Lehrern und Buchhandlungen“, erzählt Miriam Pott, die Mutter eines Schülers. Sie kümmert sich ehrenamtlich um die Bibliothek. Ein Mann hat sogar seine gesamte Karl-May-Sammlung der Schule gestiftet. Auch BP und der Stiftungsfonds NRW beteiligten sich, so dass mittlerweile rund 2000 Bücher und andere Medien die Bibliothek füllen.

Die neue Lese-Ecke der Bücherei mit ihrem bequemen Sofa wird auch gern von den Kindern genutzt.
Die neue Lese-Ecke der Bücherei mit ihrem bequemen Sofa wird auch gern von den Kindern genutzt. © Ingo Otto / Funke Foto Services

Dass die Kinder der Brüder-Grimm-Schule viel lesen, ist sinnvoll, denn hier werden Schüler unterrichtet, die in irgendeiner Form eine Sprachschwäche haben: „Wir haben Kinder mit Redeflussstörungen, manche können Sprache nicht richtig decodieren oder Buchstaben nicht richtig aussprechen“, sagt Schulleiterin Christiane Nicolai.

Immer mittwochs dürfen sich die Kinder eigenständig ihre Bücher ausleihen. Von Leselernbüchern über Astrid Lindgren bis zu Kommissar Kugelblitz ist alles dabei. In manchen Klassen gehört die Bibliothek nun sogar zum Lehralltag: „Die Schüler leihen sich in einer Woche ein Buch aus und lesen es dann in den nächsten zwei Wochen mit den Eltern durch. Am Ende erzählen die Kinder in der Klasse, was sie gelesen haben“, so Miriam Pott.

Gebäude teilen mit der Drusenbergschule

Die Brüder-Grimm-Schule teilt sich das Gebäude mit der Drusenbergschule. Auf rund 100 Kinder in neun Klassen kommen 15 Lehrer.

Etwa 80 Prozent der Kinder können nach der vierten Klasse in eine „normale“ Schule wechseln.

Von Kindern, die nicht sprechen wollen, bis zu Autisten bildet die Schule alle Kinder mit Sprachschwäche aus.

Zwei besonders begeisterte Leser sind Vincent und Michael, beide neun Jahre alt. Neulich hat Michael sich zum Beispiel ein Was-ist-was-Buch zum Thema Briefmarken ausgeliehen: „Die sehen einfach schön aus.“ Und auch Vincent hat große Pläne: Nachdem er die „Kinder aus Bullerbü“ gelesen hat, nimmt er sich zur Zeit den kleinen Hobbit vor: „Den hatten wir schon mal zu Hause. Aber da ist er irgendwann verschwunden. Jetzt habe ich ihn hier wiederentdeckt.“

Immer wieder gesucht: Bochumer, die das Bibliotheksprojekt der Schule unterstützen wollen. So wird jemand gesucht, der ein Computerprogramm für die Ausleihe von Büchern einrichtet. Auch Lese-Mentoren, die den Kindern regelmäßig vorlesen, sind erwünscht.