Bochum. . Der Brauch um die Martinsgans geht verloren. Traditionell wird sie mit Apfel, Zwiebel und Beifuß gefüllt. Tierschützer warnen vor unüberlegtem Kauf.
St. Martin ist kein Freudenfest für Gänse. Denn in vielen Familien ist die Martinsgans noch Tradition. Der Trend sei allerdings rückläufig, sagt Felix Bontrup. Und er muss es wissen, verkauft der Familienbetrieb doch seit Jahren die Vögel auf den Bochumer Märkten. Bereits als Kind hat Bontrup vor der Schule die Gänse aus eigener Zucht gerupft. Mittlerweile stammen die Gänse, die bei „Eier, Wild und Geflügel Bontrup“ über die Ladentheke wandern, allerdings aus dem nahen Coesfeld.
Aufzucht ohne Medikamente
Der kleine Betrieb zieht die Vögel hier in Weidehaltung und ohne Medikamenten-Zufuhr auf. Bereits im Frühjahr muss Felix Bontrup die gefiederten Tiere bestellen, ohne zu wissen, wie viele in der Verkaufszeit von St. Martin bis Weihnachten tatsächlich an den Mann gebracht werden. Beim Verkauf selbst entstehen dann mitunter witzige Situationen. So bat beispielsweise eine Frau um eine 1,3 Kilo schwere Gans. „Mein Vater musste sie dann erstmal darüber aufklären, dass Gänse mindestens vier Kilo wiegen“, so Bontrup.
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Wieso am Fest für den Heiligen Martin bevorzugt das Federtier auf der Speisekarte steht, dafür gibt es viele mögliche Erklärungen. Eine der bekannteren Legenden ist die, dass sich Martin, als er zum Bischof gewählt werden sollte, im Stall versteckt hat. Aber die Gänse verrieten ihn mit lautem Geschnatter – und müssen bis heute dafür büßen. Wie die Gans am besten zubereitet wird, auch dafür weiß der gelernte Koch Felix Bontrup Rat: „Wir machen es immer ganz klassisch. Die Gans wird von außen gesalzen und gepfeffert und dann mit Äpfeln, Zwiebeln und Beifuß gefüllt.“ Pro Kilo kommt sie dann 45 Minuten in den Ofen.
Gans wird oft in Teilen gekauft
Für den Markthändler sind die fehlende Zeit und Lust daran schuld, dass immer weniger Menschen den Brauch wahrnehmen. Oft kaufen die Kunden auch nur eine Keule oder Brust statt das gesamte Tier. Trotz allem verkauft der Bochumer Betrieb noch rund 400 Gänse zwischen St. Martin und Weihnachten.
Doch um St. Martin herum werden auch die Stimmen der Tierschützer laut. So warnt die Organisation Tasso e.V. in einem Schreiben vor einem unüberlegten Kauf, stammten doch 80 Prozent der Gänse aus Massentierhaltungen aus dem Ausland. Alternativen wären vegetarische Gerichte oder, wenn es doch eine Gans sein soll, Produkte aus ökologischer und regionaler Erzeugung.