Bochum. . Fast fünf Jahre nach einem spektakulären Ausbruch aus der JVA Bochum ist ein 31-jähriger Libanese in Sarajewo gefasst worden.

Fast fünf Jahre nach einem der spektakulärsten und kühnsten Ausbrüche in der Geschichte der JVA Bochum ist ein 31-jähriger Libanese in Sarajewo von der Polizei gefasst worden. Der Mann sitzt jetzt in Auslieferungshaft.

Freitag, 21. Januar 2011, 11 Uhr, Hafthaus 2. Ein damals 26-jähriger U-Häftling klettert durch eine offene Dachluke auf ein Satteldach und springt sechs Meter tief auf ein Flachdach. Von dort setzt er zu einem zweiten Sprung aus fünf Metern Höhe an, der direkt in die Freiheit führt – auf den öffentlichen Bürgersteig. Von dort konnte er trotz Verfolgung wegrennen. Normalerweise hätte schwer verletzt sein müssen, aber es gibt Hinweise darauf, dass er ein geübter Fallschirmspringer war und Sprung- und Landetechniken auch ohne Schirm beherrschte.

Der Mann saß damals in U-Haft, weil ihm ein schwerer Raubüberfall auf einen Real-Supermarkt in Dortmund vorgeworfen wurde. Auch ein Mittäter war dabei. Damals wurden zwei Angestellte mit einer Waffe bedroht, geknebelt und gefesselt. Die Geldbeute war hoch.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund vermutete, dass sich der Häftling ins außereuropäische Ausland abgesetzt hatte. Mit mehreren internationalen Haftbefehlen wurde er weltweit zur Fahndung ausgeschrieben – ohne Erfolg. Auch eine Fahndung über den ZDF-Klassiker Aktenzeichen XY brachte nichts ein.

Anklage vor dem Dortmunder Landgricht geplant

Trotzdem ließ die Justiz nicht locker. 2014 wurde die Zielfahndung des Landeskriminalamtes (LKA) NRW auf den Ausbrecher angesetzt. Mit vielfacher Unterstützung mehrerer Polizeistellen im In- und Ausland, darunter Spezialisten eines LKA-Kompetenzzentrums für Internetkriminalität, kamen die Fahnder dem Libanesen auf die Spur. Sie hatte durch viele Staaten auch außerhalb Europas geführt. Schließlich wurde er in Bosnien-Herzegowina entdeckt, wo ihn die örtliche Polizei am vergangenen Wochenende dingfest machte.

Wie Staatsanwalt Henner Kruse am Freitag der WAZ sagte, soll der 31-Jährige bald in Dortmund vor Gericht. „Es sind zwei Haftbefehle in der Welt, so dass man davon ausgehen kann, dass demnächst Anklage erhoben wird.“ Der zweite Supermarkt-Räuber (30) sitzt wegen des Überfalls – und anderer Straftaten – bereits eine siebenjährige Haftstrafe ab.

Der Ausbruch damals war der Auftakt einer ganzen Serie ähnlicher Fälle im Bochumer Gefängnis. Sie führte schließlich dazu, dass der damalige JVA-Leiter Friedhelm Ritter von Meißner von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty suspendiert wurde – obwohl er die Leitung erst kurz nach dem halsbrecherischen Ausbruch übernommen hatte.

Mittlerweile ist die JVA Bochum mit hohem baulichen Aufwand nachgerüstet worden, um Ausbrüche weiterhin zu erschweren.