Bochum. Choreograph Samir Akika bringt „Einer flog übers Kuckucksnest“ in den Kammerspielen heraus – als Tanztheater ohne Worte, aber mit viel Musik.
Die Geschichte ist so legendär wie gut: Um einer drohenden Gefängnisstrafe zu entgehen, simuliert der Kleinkriminelle McMurphy eine psychische Erkrankung und landet in der geschlossenen Anstalt. Keine gute Idee! Von Tabletten gefügig gemacht sind die Patienten der strengen Schwester Ratched unterworfen. Der listige McMurphy zettelt eine Revolte an – doch Ratched schlägt unbarmherzig zurück...
Besonders bekannt ist natürlich die Verfilmung: „Einer flog übers Kuckucksnest“ aus dem Jahr 1975 ist ein zeitloser Klassiker mit einem überragenden Jack Nicholson. Auch auf dem Theater wird die Geschichte, die auf einem Roman von Ken Kesey basiert, gern gespielt: in Bochum zuletzt vor sieben Jahren in der Regie von Jorinde Dröse mit Maja Beckmann als Ratched.
„Als ich bei Google nachgeschaut habe, wie oft das Stück in letzter Zeit gezeigt wurde, da bin ich richtig erschrocken“, meint Regisseur Samir Akika, der die Tragikomödie jetzt in den Kammerspielen heraus bringt. Allerdings nähert er sich der Vorlage auf denkbar ungewöhnliche Weise: Akika zeigt das Stück als Tanztheater. Ohne Worte, dafür mit viel Musik.
Koproduktion zwischen Renegade und dem Theater Bremen
Das neue Bochumer „Kuckucksnest“ ist eine Koproduktion der Tanz-Truppe Renegade und des Theaters Bremen. Dort stieg die Premiere bereits am vergangenen Freitag. „Die Reaktionen waren sehr gut, aber zufrieden bin ich als Choreograph natürlich nie“, meint Samir Akika, der an der Folkwang-Uni studierte und seit drei Jahren die Tanz-Sparte in Bremen leitet. Anders als andere Tanzstücke, bei denen oft recht frei und assoziativ mit den Vorlagen umgegangen wird, will Samir Akika die Geschichte um McMurphy konkret auf die Bühne bringen – nur halt eben getanzt. „Die Story kommt klar heraus“, verspricht er.
Zehn Tänzer aus Bremen und dem Ruhrgebiet sind auf der Bühne zu sehen, die die japanische Bühnenbildnerin Nanako Oizumi entworfen hat. „Der Raum sieht nicht aus wie im Film“, sagt sie. „Er ist eher kalt und soll zeigen, dass die Geschichte überall spielen kann.“
Berühmte Verfilmung ist allgegenwärtig
Für den bekennenden Kinofan Samir Akika ist der Film natürlich allgegenwärtig. Auch gemeinsam mit seinen Tänzern hat er ihn sich angeschaut. „Natürlich steckt man in dem Dilemma, den Film bloß zu imitieren“, sagt er. „Aber das möchte ich auf keinen Fall. Ich will keine Pantomime, keine Kopie, sondern echten Tanz!“
Bühnenbild könnte etwas bekannt vorkommen
Theaterfans aufgepasst: Wer genau hinschaut, entdeckt beim „Kuckucksnest“ Teile des Bühnenbildes wieder, die bereits bei „Hedda Gabler“ zum Einsatz kamen. „Das ist doch toll, wenn eine Bühne auf diese Weise weiter lebt“, meint Dramaturgin Annelie Mattheis. „Das ist aber schwer zu erkennen.“
Premiere: Freitag, 6. November, 19.30 Uhr. Wieder 8. und 13. November. Dauer: 90 Minuten.
In der Rolle des McMurphy ist Tänzer Frederik Rohn zu sehen, der sich den Film – wen wundert’s – vorher nicht angesehen hat. „Jack Nicholson ist einfach zu charismatisch, da war es für Frederik wichtig, den Charakter selber zu finden.“ Sein Hauptdarsteller ist für den Regisseur von entscheidender Bedeutung: „Ohne ihn hätte ich das Stück nicht gemacht.“