Bochum. . Dem Theaterstar gelingt in den Kammerspielen ein großer Abend mit Texten von Einar Schleef. Das Problem ist nur: Kaum jemand kriegt’s mit.

„Schade, dass es so leer ist“, sagt die Frau aus Reihe 5 vor Beginn der Vorstellung und trifft es damit auf den Kopf. Zur Bochumer Premiere seines Soloabends „Der Tod des Lehrers“ kommt Theaterstar Wolfram Koch am Freitag in die Kammerspiele, doch nur weniger als ein Drittel der Plätze sind besetzt.

Fast mag man an den berühmten Satz des Ex-Intendanten Frank-Patrick Steckel denken, der angesichts verwaister Sitzränge mal ironisch anmerkte: „Und wenn auch nur EIN Zuschauer kommt, wir spielen!“ Und das tat Wolfram Koch: Er spielte, als gäbe es kein Morgen.

Warum sein Soloabend, der in Koproduktion mit den Ruhrfestspielen entstand, nicht auf größeres Interesse stößt, ist unklar. An mangelnder Popularität des 53-Jährigen kann es jedenfalls nicht liegen – und zudem ist Wolfram Koch in Bochum bestens bekannt.

Sein „Urfaust“ bleibt unvergessen

Während der Intendanz von Leander Haußmann gehörte er zur ersten Riege des Ensembles, spielte den Faust in Jürgen Kruses unvergessenem „Urfaust“, in „Dantons Tod“ oder „Tryin’ Macbeth“.

Heute gehört Wolfram Koch zu den führenden Theaterschauspielern unseres Landes, vor allem am Deutschen Theater Berlin und an der Volksbühne setzte er Glanzlichter oft im kongenialen Zusammenwirken mit Spielpartner Samuel Finzi. Seit Mai ist Koch neuer Frankfurter Tatort-Kommissar.

All das schreit förmlich nach einem ausverkauften Haus, doch die Bochumer sind manchmal zögerlich. Vielleicht weil der Titel des Stücks, „Der Tod des Lehrers“, eher nach einer Derrick-Folge klingt und weil Autor Einar Schleef seit seinem Tod im Jahr 2001 nicht mehr in aller Munde ist. Dabei war Schleef nicht nur ein großer, gleichsam umstrittener Theatermacher, ein echter Besessener. Er war auch ein feinfühliger, humorvoller Dramatiker – und an den erinnert Koch aufs Trefflichste.

Vier Erzählungen kunstvoll miteinander verwoben

Dafür hat er gemeinsam mit Regisseur Jakob Fedler vier Erzählungen von Einar Schleef kunstvoll miteinander verwoben. Das ist für den Zuschauer manchmal nicht ganz leicht auseinanderzuhalten, weil die klare Linie eben fehlt und weil sich Wolfram Koch im braunen Rock einen Riesenspaß daraus macht, alle Figuren gleichzeitig zu spielen: die Mutter, den Sohn, den betrogenen Ehemann, die Witwe, den Autor Schleef selber etc.

Dabei wird der Zuschauer Zeuge einer schauspielerischen Höchstleistung. Auf leerer Bühne steht lediglich ein goldener Podest, ansonsten ist Koch allein. Keine Musik, keine Lichteffekte helfen ihm. Doch Koch füllt die Bühne mühe- und beinahe schwerelos: Wie er auf dem Podest tänzelt, wie er immer wieder von einer Ecke zur nächsten hüpft, wie sein ganzer Körper bebt: Das ist die hohe Schauspielkunst.

Die wenigen Zuschauer scheinen sich am Ende ganz besonders lautstark für den Abend bedanken zu wollen: Stürmischer Beifall für den Darsteller und sein Regieteam. Koch klatscht gerührt zurück.

Wieder am 7. November, 19.30 Uhr, Karten (12 bis 32,50 Euro): Tel. 0234 / 3333-5555