Bochum. Fliegende Eier und ausgerissene Blumen: Die Grenze zu einer Straftat könne schnell mal überschritten werden, wenn der Nachwuchs um die Häuser zieht.
Süßes, sonst gibt’s Saures – Morgen ziehen auch in Bochum wieder verkleidete Kinder und Jugendliche um die Häuser. Prinzipiell sei Halloween ein schöner Brauch, sagt Volker Schütte von der Bochumer Polizei. Wenn der Nachwuchs zum Streifzug nach Süßigkeiten aufbreche, bestehe aber auch die Gefahr, dass einige es übertreiben könnten. „In der Vergangenheit gab es schon manch eine Situation, bei der man nicht mehr von einem Dummejungenstreich sprechen kann.“
Vor vier, fünf Jahren, erinnert sich Schütte, habe es in Bochum vereinzelte Fälle von zerstörten Blumenbeeten gegeben – zudem seien Fassaden mit Eiern beworfen oder Farbe beschmiert worden. „Das ist dann schlichtweg Sachbeschädigung, die eine Anzeige zur Folge haben kann“, warnt der Polizeisprecher.
Eltern sollten mit Kindern sprechen
In einem Fall seien Jugendliche sogar handgreiflich geworden und hätten sich gegenseitig gesammeltes Geld und Süßigkeiten weggenommen. Da komme man dann schon in den Bereich von Körperverletzung und Erpressung, listet Schütte ein Extrembeispiel auf. „Spaß ist an Halloween zwar erlaubt, die geltenden Gesetze sind an diesem Tag aber definitiv nicht außer Kraft gesetzt“, sagt er.
Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr
Verkleidet für Süßigkeiten um die Häuser ziehen ist – wie der Halloween-Trend selbst – seit einigen Jahren sehr beliebt bei Kindern und Jugendlichen.
Meistens geht es dabei friedlich zu. In NRW gab aber schon auch Vorfälle, in denen Gullydeckel aus dem Boden gehoben wurden. Auch Busse und Bahnen wurden in Einzelfällen zur Zielscheibe von Eierwerfern.
Die meisten würden sich aber ohnehin an Recht und Ordnung halten – auch am wohl gruseligsten Abend des Jahres. „In den vergangenen Jahren ist es an Halloween wieder ruhiger geworden“, berichtet Volker Schütte. Im vergangenen Jahr habe es auf Bochumer Stadtgebiet so gut wie keine Anzeigen gegeben.
Damit das auch in diesem Jahr so bleibt, sollten Eltern das Gespräch mit ihren Kindern suchen. Beim Verkleiden könne man beispielsweise dem Nachwuchs erklären, was erlaubt sei – und was nicht. Manche Eltern würden sich auch dem Zug um die Häuser anschließen und aus der Entfernung ein Auge auf die Kinder haben.
Polizei fährt keine Sondereinsätze
Die Polizei fahre an Halloween übrigens keine Sondereinsätze, sagt Schütte. „Wenn die Beamten auf Streife aber etwas beobachten, sprechen sie die Jugendlichen natürlich auch an.“
Wenn sich alle Beteiligten an die sonst geltenden Regeln halten, so hofft die Polizei, werde Halloween auch in diesem Jahr ein schaurig schöner Tag ohne größere Vorkommnisse werden.
Kirchen reagieren mit Gelassenheit auf Grusel-Maskeraden
Die WAZ fragte den katholischen Stadtdechanten Michael Kemper und den Superintendenten der evangelischen Kirche, Gerald Hagmann, wie sie mit der „Konkurrenz“ der schaurigen Halloween-Maskerade umgehen. Denn der Sinn der christlichen Feiertage (Reformationstag, 31. Oktober, Ev. Kirche; Allerheiligen/Allerseelen, 1. und. 2. November, Kath. Kirche) gerät mehr und mehr ins Hintertreffen.
Kemper nimmt die Entwicklung mit Humor und erinnert an die gemeinsamen Wurzeln von Halloween und dem Toten- bzw. Heiligengedenken. Denn es gehe doch um das Umgehen mit dem Tod. „Christen sind in jedem Fall nicht von allen guten Geistern verlassen“, so Kemper mit einem Augenzwinkern.
Christen laden zu "Holyween" ein
Gerald Hagmann geht auf die Entwicklung ein. „Diese Anfrage ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass durch die Diskussionen um die unsinnigen und von Handel und Kommerz beförderten Aktivitäten rund um Halloween immer mehr Menschen die Frage nach der eigentlichen Bedeutung des 31. Oktobers wieder lauter stellen. Die Kinder, die mich an meiner Haustür vor die Alternative ,Süßes oder Saures’ stellen, bekommen natürlich Süßes: Nicht nur Leckereien, sondern eine süße Erinnerung daran, welche Bedeutung der 31. Oktober in unserem Kulturkreis hat - und wie wohltuend es für uns ist, dass wir – wie Martin Luther damals – aufrecht und frei, auch frei von Ängsten, unsere Meinung äußern dürfen.“
Ein Beispiel, wie Kirche unverkrampft mit dem Halloween-Phänomen umgehen kann, findet sich in Wattenscheid. Katholische und evangelische Christen laden gemeinsam zu „Holyween“ am Samstag, 31. Oktober, von 20 Uhr bis Mitternacht in die Kirche St. Joseph, Geitlingstr. 12, ein.