Bochum. Animierte Totenkopf-Figuren in Bochumer Kik-Markt jagen Zweijährigem einen Schreck mit Folgen ein. Anwälte behalten sich rechtliche Schritte vor.
„Unser Enkel hatte zwei Wochen Angstträume.“ Im wahrsten Sinne furchtbar findet Brigitte de Faber eine Werbeaktion eines Einkaufsmarktes in Gerthe. Per Bewegungsmelder wurden Halloween-Figuren zum Leben erweckt – zum Schrecken des zweijährigen Theo. Ein Rechtsanwalt ist eingeschaltet. Der Markt schweigt zu den Vorwürfen.
„Animierte Deko-Figuren mit Sound- und LED-Effekten“: So lautet die Produktbeschreibung der Totenkopf-Fratzen samt Umhang, die der Kik-Markt an der Bethanienstraße schon Wochen vor Halloween im Eingangsbereich platziert hat. Im September begleitete Theo seine Oma beim Einkaufen. „Plötzlich stießen die Figuren ein schauriges Geheul aus; die Augenhöhlen funkelten bedrohlich. Der unvermittelte Anblick kann selbst einem Erwachsenen einen gehörigen Schrecken versetzen. Bei älteren Menschen mit Herzproblemen könnte es sogar kritisch werden“, schildert Großmutter Brigitte de Faber. Oma und Enkel kehrten sofort um.
14 Tage lang Angstträume
Doch die gespenstische Begegnung habe für den Jungen nachhaltige Folgen gehabt, sagt Brigitte de Faber. „Der Kleine litt unter Angstträumen, schlief 14 Tage nicht durch und fing bei lauten Geräuschen sofort an zu weinen. So kannten wir ihn nicht. Er war immer ein ausgeglichenes und fröhliches Kind. Erst seit Kurzem geht es ihm zum Glück wieder besser.“ Was Theos Eltern und Großeltern ärgert: „Von der Filialleitung kommt nichts. Kein Trost. Kein Wort der Entschuldigung.“
Die Rechtsanwälte Arndt & Köller haben im Auftrag von Theos Eltern an die Kik-Zentrale in Bönen geschrieben. „Der kleine Theo ist traumatisiert. Um weitere Schädigungen zu vermeiden, dürfen wir Sie dringlichst bitten, Ihre Filiale für Kinder und ältere Leute so einzurichten, dass diese nicht durch die plötzliche Bewegung und Beleuchtung der Halloween-Figuren einen Schock erfahren“, heißt es im Brief, in dem sich die Anwälte weitere Schritte vorbehalten.
Kik zieht Konsequenzen
Die Kik-Rechtsabteilung antwortete Ende September. Man habe den Vorfall „vorsorglich“ an die Assekuranz gemeldet. Inhaltlich geht das Unternehmen nicht auf die Mitteilung der Anwälte ein. Auch auf WAZ-Anfrage erteilte Kik in dieser Woche keine Auskunft: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihre Fragen aufgrund des laufenden juristischen Verfahrens nicht beantworten können“, teilt die Pressestelle mit.
Eine Konsequenz hat Kik indes gezogen. Der Bewegungsmelder wurde abgeschaltet. Davon überzeugte sich die WAZ vor Ort. Die Ton- und Lichteffekte der Halloween-Figuren müssen nun per Hand eingeschaltet werden, bevor das schauerliche Geheul losbricht.