Bochum. .
Die Stadt bestellt, die Bogestra liefert. Kurz und knapp zusammengefasst, sieht so das Geschäftsverhältnis von Kommune und Nahverkehrsunternehmen aus, wenn es darum geht, Menschen in der Stadt per Bus oder Bahn von A nach B zu bringen. Doch was die Stadt zukünftig ordern soll, liegt nun auch im Ermessen der Bürger, der Fahrgäste.
Denn derzeit bastelt die Verwaltung an einem neuen Nahverkehrsplan. 1997 kam der erste heraus, 2009 ist er letztmals fortgeschrieben worden. Interessierte konnten nun am Mittwochabend bei einem Bürger-Workshop im Rathaus Vorschläge machen, wie der ÖPNV weiter verbessert werden soll, bevor 2017 die nächste Aktualisierung vorliegt.
Fortschreibung bis 2017 erarbeiten
„Bochum hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Opel hat die Stadt verlassen, Neubaugebiete sind entstanden. Auch die Gesellschaft unterliegt einem stetigen, nicht nur demografischen Wandel. Es gibt weniger Schulen, dafür mehr seniorengerechte Einrichtungen. Viele gute Gründe also, sich heute zu treffen“, führte Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke rund 50 Teilnehmer ins Thema ein.
An vier verschiedenen Schwerpunkt-Tischen fand danach der Meinungsaustausch zwischen den Experten von Stadt, Bogestra und der Verkehrsplanungsgruppe PTV aus Düsseldorf sowie Bürgern statt. Dabei ging es um das Liniennetz, einige Streckenführungen und Verknüpfungen von Haltestellen. Die Moderatoren wollten wissen, wie das bisherige Verkehrsangebot ankommt, wie Zeiten, Taktungen und Verspätungen an- bzw. wahrgenommen werden. Zudem im Fokus: Die Themen Barrierefreiheit an Haltestellen und in den Fahrzeugen sowie Service, Tarife und Qualität der Bogestra. An jedem Tisch gab es 15 Minuten Zeit, seine Meinung loszuwerden – Speed-Dating für den Nahverkehr.
Ganz konkrete Anliegen brachte dazu etwa das „Kornharpener Initiative Team (KIT)“ mit. Sprecher Horst Fischer: „Wir wollen endlich herauskommen aus unserem Loch.“ Was er damit meinte, sind die schlechten Anbindungen in nördliche Richtung sowie in den Bochumer Osten. „Wir kommen noch nicht einmal mehr auf direktem Weg nach Harpen“, betonte er. Doch wollte und will „KIT“ nicht nur meckern, sondern auch Lösungen anbieten. Die Linie 336 müsste der Nachtexpress-Linie durch Kornharpen folgen, der 368er sollte die Haltestelle Weserstraße mitnehmen. Die Haltepunkte am Ruhrpark gelte es besser zu verknüpfen.
Die Vernetzung der einzelnen Stadtteile war generell ein großes Thema des Abends. Zudem wünschen sich die Fahrgäste praktische Veränderungen wie größere Sitzabstände in den Bahnen, ein vereinfachtes Tarifsystem sowie mehr Fahrradständer an den Haltestellen. Ideen, die nun im Rahmen der finanziellen Machbarkeit weitergedacht werden sollen.