Bochum. . Die Berufsfeuerwehr stellt immer öfter fest, dass Bewerber nicht sportlich genug sind oder die Rechtschreibung nur sehr schlecht beherrschen.

Wer zur Feuerwehr will, muss fit sein. Und er muss richtiges Deutsch schreiben können. Auf beiden Gebieten aber lassen die Leistungen der Bewerber immer öfter zu wünschen übrig, beklagt die Feuerwehr. „In den letzten Jahren“, sagt Oberbrandrat Stefan Lieber auf WAZ-Anfrage, habe sich das gehäuft.

In den Diktaten schreiben Bewerber schon einmal „Feuerwermann“, „Feuerwehrman“, „Vreiwillige Feuerwehr“ oder „feuerwehr“. „Sie lachen sich manchmal kaputt“, sagt Feuerwehrsprecher Stefan Nowak. Man könne nicht glauben, dass einige Bewerber „früher einmal eine Schule besucht haben“. Eine korrekte Rechtschreibung ist aber für spätere Einsatzprotokolle wichtig. Denn die müssen die Retter selbst anfertigen. Enttäuschend sieht es oft auch beim Sporttest aus. Viele Bewerber schaffen es nicht, 3000 Meter in weniger als 15 Minuten zu laufen, wie es die Feuerwehr aber zwingend verlangt. Andere wiederum müssen aus dem Schwimmbecken gerettet werden, weil sie beim Aufnahmetest untergegangen sind.

Oberbrandrat Stefan Lieber in der Bochumer Feuerwehrschule im Stadtteil Werne.
Oberbrandrat Stefan Lieber in der Bochumer Feuerwehrschule im Stadtteil Werne. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Serv

„Wir suchen keinen Marathonläufer oder Gewichtheber, sondern den Allrounder“

Erst vor wenigen Tagen hatte die Feuerwehr Bochum wieder einmal zum Aufnahmetest geladen. 385 junge Leute hatten sich beworben. 74 waren schon sofort ausgeschieden, unter anderem weil sie die Unterlagen zu spät eingereicht hatten, aber das Zuspätkommen ist bei der Feuerwehr ein absolutes Tabu! Beim Diktat fielen 70 junge Leute mit der Note 5 oder 6 durch. 185 Männer und Frauen schafften es neben weiteren Tests (logisches und räumliches Denken, Rechnen, technisches Verständnis u.a.) noch bis zum Sporttest. Darin geht es um Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht, Schnelligkeit, Schwindelfreiheit und um Nervenstärke in engen Röhren unter Atemschutz. „Das sollte für einen jungen Mann oder eine junge Frau zu schaffen sein“, sagt Nowak. Ist es aber meist nicht: Nur 78 waren fit und stark genug.

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Von Bernd Kiesewetter

„Das ist für uns erstaunlich“, sagt Stefan Lieber, der den operativen Dienst der Feuerwehr leitet. „Keine der Hürden ist besonders hoch“. Wohl aber sei „die Kombination“ anspruchsvoll. Nowak ergänzt: „Wir suchen keinen Marathonläufer oder Gewichtheber, sondern den Allrounder.“ Dazu gehört auch, Menschen oder Tiere aus dem Wasser zu retten. Aber: „Immer mehr Leute können nicht schwimmen.“

Lieber sieht den Fitnessmangel als „gesamtgesellschaftliches Problem“, das es früher so nicht gegeben habe. Zwar seien auch heute noch einige Bewerber topfit. Aber: „Das Mittelfeld fehlt.“

Wer die 18-monatige Ausbildung beginnen will, muss auch eine Berufsausbildung vorweisen können, die der Feuerwehr nützlich ist, meist ein Handwerk, und außerdem sehr team- und integrationsfähig sein.