Bochum. . Täglich muss die Feuerwehr mehrfach wegen Fehlalarmen ausrücken. Oft schlagen die Brandmelder nur wegen Bohr- oder Schleifstaub von Handwerkern an.

Tag für Tag muss ein kompletter Löschzug der Berufsfeuerwehr ausrücken, weil ein Feuer ausgebrochen sein soll, das es in Wahrheit gar nicht gibt. Im vergangenen Jahr waren in Bochum 866 Fehlalarme ausgelöst worden, im Jahr davor 859. Für die Feuerwehr bedeutet dies einen erheblichen, einen sinnlosen Mehraufwand.

Vor allem große Gebäude sind in Bochum mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet, die über Kabel direkt mit der Feuerwehr verbunden ist. Geht in der Leitstelle ein solcher Alarm ein, startet sofort das volle Programm: Zwölf Feuerwehrkräfte springen in ein „Hilfeleistungsfahrzeug“, einen Löschwagen und in ein Drehleiterfahrzeug. Am vermeintlichen Brandort finden die Retter über die dortige Brandmeldezentrale (BMZ) blitzschnell heraus, welcher Brandmelder den Alarm ausgelöst hat. Unter Pressluft dringt ein Trupp an die angebliche Brandstelle vor. Unterwegs müssen sich die Männer mit schwerer Ausrüstung oft in unübersichtlichen Gängen zurechtfinden und mit Generalschlüsseln viele Türen öffnen. Rund um den Brandmelder sehen sie dann aber oft weder ein Feuer noch Rauch. Dafür aber eine hausinterne Baustelle, in der ein Arbeiter Bohr- oder Schleifstaub produziert hat. Dieser Staub wird von den Sensoren oder den Fotozellen der Brandmelder dann als Rauch gedeutet.

Stadt schickt Betrieben Rechnungen für Fehlalarm-Einsätze

Nicht immer werden aber Fehlalarme durch Staub ausgelöst. Feuerwehr-Einsatzleiter Stefan Nowak erinnert sich an einen alten Fall aus der Opel-Lackiererei, als eine Reinigungskraft versehentlich ein Putzwerkzeug in den Knopf einer Brandmeldeanlage gestoßen hatte. Das löste einen Großalarm mit Speziallöschmitteln aus. Aber auch Brandmelder, die wegen eines Defekts oder mangelnder Wartung anschlagen, halten die Feuerwehr immer wieder ohne Not auf Trab.

Auch interessant

Regelmäßig schickt die Stadt den Besitzern der Meldeanlagen eine Rechnung - 550 Euro pro Fehlalarm. Immer dann, wenn der Melder „nicht bestimmungsgemäß“ ausgelöst hat. „Mittlerweile kostet das Geld, dann warten die Betriebe ihre Anlagen“, sagt Nowak. Vor rund zehn Jahren seien Fehlalarm-Einsätze noch kostenfrei gewesen, da habe es noch „drei- oder viermal so viele“ wie heute gegeben. Nowak sieht da einen Zusammenhang. Künftig erwartet er aber weniger Fehlalarme - weil das Opel-Werk dicht ist. „Wir sind dort häufig wegen Fehlalarmen hin.“

Manchmal, meist nach Schulschluss, wird die Feuerwehr aber auch böswilligerweise zu einem Fehlalarm gerufen, anonym. Andreas Radzanowski von der Leitstelle: „Immer mittags bekommen wir täglich unzählige Anrufe von Jugendlichen, die hauptsächlich vorsätzlich aus Telefonzellen Notrufe absetzen.“ Oft wegen angeblichen Feuers. Und: „Manche beschimpfen einen auch in der widerwärtigsten Fäkalsprache.“