Bochum-Mitte. Energie-Konzern macht seine Entscheidung über Abriss oder Erhalt des Verwaltungsgebäudes von einer Wirtschaftlichkeitsstudie abhängig
Am Ende hatte der zweite Wettbewerbssieger die Nase vorn: Für das neue Wohnquartier an der Wielandstraße, wo RWE seine Verwaltungsniederlassung schloss, fiel die Wahl auf das Frankfurter Architektenbüro Christoph Mäckler. Dessen Mitarbeiter sind derzeit dabei, ihren Entwurf zu überarbeiten.
Geplant ist, auf dem 22.000 Quadratmeter großen Grundstück ein Wohnquartier mit bis zu 250 Wohnungen zu bauen. Die RWE-Service GmbH will das Areal entwickeln und verkaufen, sucht einen Bauträger. Dazu hat sie einen Architektenwettbewerb ausgelobt.
Klassizistische und Jugendstilelemente
Ob das alte Verwaltungsgebäude erhalten bleibt, ist nach wie vor offen. Ulrich Bräutigam (RWE-Service) erklärt dazu auf Anfrage: „Die Überplanung erfolgt mit beiden Varianten, also Erhalt und Abriss. Wir machen unsere Entscheidung aber nicht zuletzt auch von einer technischen Wirtschaftlichkeits- und Machbarkeitsstudie abhängig, mit der wir ein externes Büro beauftragt haben.“ In Mäcklers Entwurf soll das Gebäude bei Erhalt für Apartmentwohnungen genutzt werden. Ein Potenzial von 2500 Quadratmetern, 21.000 Kubikmeter umbauter Raum. Bräutigam: „Es geht dabei um Investitionen wie Schallschutz, umfangreicher Brandschutz, Wärmedämmung, neue Türen, sanitäre Anlagen – egal, ob für Apartments oder Studentenwohnungen, wie sie der Wettbewerbssieger Archwerk aus Bochum vorgeschlagen hat.“ Dabei betont er auch, die Planungen seien ergebnisoffen. Wenn die Integration des Baus in Bochum marktgängig sei, würde RWE dies mittragen. „Uns treibt niemand, das Gebäude abzureißen.“
Insbesondere Nachbarn setzen sich vehement für das Gebäude ein, haben eine Initiative gegründet, verweisen auf die Denkmalbereichssatzung Stadtparkviertel. Mehr als 100 Jahre alt ist das Verwaltungsgebäude, das klassizistische und Jugendstilelemente trägt. In den Hochzeiten arbeiteten bis zu 900 Menschen in der damaligen RWE-Bezirksdirektion. Zuletzt waren es noch etwa 200 Mitarbeiter aus dem Bereich Geschäftskundenvertrieb und den Call-Centern, bevor im Oktober letzten Jahres der Konzern den Standort aufgab.
Erste Info-Veranstaltung wohl im November
Familienfreundliches Gesamtkonzept
Zu den Rahmenbedingungen des städtebaulichen Wettbewerbs für das neue Wohnquartier gehörten ein familienfreundliches Gesamtkonzept, das aber auch Singles und Alleinerziehende berücksichtigt.
Acht Architektenbüros hatten sich beteiligt; vorn lagen Archwerk aus Bochum und Mäckler aus Frankfurt.
In die vertiefende städtebauliche Überarbeitung fließen zudem Vorschläge und Wünsche ein, die die Stadt und die Anrainer geäußert haben, wie etwa die Geschosshöhe: Zur Lessingstraße waren vier Etagen vorgesehen, die auf drei reduziert werden. Die Lücken zwischen den Gebäuderiegeln werden vergrößert, es sollen Spielhöfe angelegt werden.
Ulrich Bräutigam rechnet Ende Oktober damit, die Planunterlagen präsentieren zu können. Dann könnte es Anfang November bereits eine erste Bürger-Informationsveranstaltung geben.
Für den Bebauungsplan fällte der Bezirk Mitte den Aufstellungsbeschluss im beschleunigten Verfahren; eine Bürgerversammlung soll’s trotzdem geben. Der Planungsausschuss entscheidet Ende des Monats.