Mitte. Im Stadtparkviertel an der Wielandstraße sollen bis zu 250 Wohnungen entstehen. Anwohner sträuben sich gegen Abriss des RWE-Verwaltungsgebäudes.
Bis zu 250 Wohnungen sollen an der Wielandstraße ein neues Wohnquartier bilden, dort, wo der RWE-Konzern seinen Verwaltungssitz aufgegeben hat. „Es hatte zu tun mit dem Abbau von Arbeitsplätzen. Eine Reaktivierung des Bochumer Standorts wäre aussichtslos“, erklärt dazu Franz-Josef Drabig von der RWE-Service GmbH.
Die will ihr 22 000 Quadratmeter großes Grundstück in bevorzugter Wohnlage – zwischen Schmechtingwiese und Stadtpark – entwickeln und verkaufen. Drabig: „Wir suchen einen Bauträger.“ Dazu hat sie einen Architektenwettbewerb ausgelobt, dessen Ergebnisse im Technischen Rathaus zu sehen sind.
Anwohner sträuben sich gegen Abriss des Verwaltungsgebäudes
Der Standort indes ist sensibel. Planungsamtschef Eckart Kröck bei der Präsentation der Entwürfe: „Es gilt eine Denkmalbereichsatzung. Das heißt zwar nicht, dass das alte RWE-Verwaltungsgebäude ein Denkmal ist. Dennoch muss sich die neue Planung einfügen.“ Die Stadt stuft es als erhaltenswert ein. Deshalb auch waren die beteiligten Büros angehalten, jeweils ein Wohnquartier unter Einbeziehung des Altgebäudes zu planen und eine Variante nach Abriss. „Aus dem Altgebäude attraktiven Wohnraum zu machen ist kein Problem“, findet Drabig. Wenn auch Statik und Brandschutz saniert werden müssten.
Der nächste Schritt für Stadt und RWE wird sein, „möglichst aus den ersten beiden Preisträger-Arbeiten“, so Kröck, einen städtebaulichen Rahmenplan zu entwickeln, der Grundlage sein wird für die Vergabe.
Tiefgarage und Nutzung der Neubauten
Die Parkplätze für das neue Wohnquartier sollen alle unterirdisch gebaut werden.
Zu den Rahmenbedingungen für die Entwürfe gehörte auch, dass die Wohnungen eine Durchmischung für alle Zielgruppen, also Familien, Senioren, Singles und Alleinerziehende in Stadthäusern und Geschosswohnungsbau werden.
Derweil regt sich Protest in der Nachbarschaft. Anwohner der Wieland- und Freiligrathstraße sträuben sich gegen den Abriss des Verwaltungsgebäudes und verweisen auf die Denkmalbereichssatzung Stadtparkviertel. Sie haben eine Initiative zum Erhalt der historischen Immobilie gegründet und Unterschriften gesammelt.
Denkmalbehörde von Anwohnern informiert
Anja Brune wohnt in direkter Nachbarschaft des Geländes an der Freiligrathstraße: „Wir wurden im Vorfeld nicht über die Pläne informiert. Bauarbeiter erklärten uns auf Nachfrage, dass der Abriss des Altgebäudes bevorstünde. Wir haben die Denkmalbehörde informiert.“
Ihr Eindruck war, dass bereits auf höchster Ebene entschieden sei, das Backsteinhaus müsse weg. Dass die Architekturbüros die Aufgabe hatten, in ihren Entwürfen jeweils auch den Erhalt der Immobilie zu berücksichtigen, war ihr neu. Anja Brune: „Ich bin gespannt, was passiert.“ Ihr und ihren Mitstreitern geht es um das historische Gebäude, das „den Charakter des Stadtparkviertels ohne Frage stark prägt.“
Von Nachbarschaftshöfen bis Blockbebauung
Mitte. Acht Architekturbüros wurden direkt zur Teilnahme am Wettbewerb aufgefordert, die durch ein üppig besetztes Preisgericht beurteilt wurden, darunter Stadtplaner, Architekten, Verwaltung, RWE als Eigentümer.
Wettbewerbsgewinner ist Prof. Wolfgang Krenz, Büro Archwerk aus Bochum. Zu seinen Referenzen gehören u.a. Bluebox, Stahlwerksplateau, Jahrhunderthaus, Parkhaus P8, Theater Unten. Platz zwei belegt das Büro „Christoph Mäckler Architekten“ aus Frankfurt. Dessen Arbeiten umfassen zahlreiche Wohn- und Büroquartiere in Frankfurt, das Volkswagen-Konzernforum in Berlin und ein Waisenhaus in Rumänien.
Plätze zum Park hin öffnen
Die Bochumer Planer schlagen moderne Strukturen vor, die sich „mit zeitgemäßer Architektursprache in das vorhandene Gründerzeitviertel einfügen“, soweit das Preisgericht. Das Areal wird in zwei Zonen gegliedert: Eine besteht aus vier Nachbarschaftshöfen entlang der Wielandstraße, eine weitere aus einem offenen Block im Grundstücksinneren an der Herderallee. Archwerk will bei Erhalt das Verwaltungsgebäude fürs Studentenwohnen umbauen.
Wolfgang Krenz nimmt das Projekt „Claudius-Höfe“ zum Vorbild und meint: „Genau wie dort könnten wir an der Wielandstraße Gastronomie einbeziehen, eventuell Kleingewerbe, ein Eiscafé etc.“
Der zweite Preisträger Prof. Christoph Mäckler bevorzugt eine offene Bauweise, will das Grundstück in drei Blöcke gliedern und einen Quartiersplatz herausbilden, „der öffnet sich zum Park“. Dazu schlägt er einen Innenhof vor. Die Jury urteilt: „Die Umnutzung des ehemaligen RWE-Verwaltungsgebäudes zum Wohnhaus und der möglichen Integration in den Gesamtentwurf ist sehr gelungen.“ Zudem fügten sich Größe und Gestaltung des Quartiers vorbildlich ins Stadtparkviertel ein. Den Entwurf prägen markante Ecken mit Flachdächern, die hält die Jury für übertragbar in ihrer Qualität.