Bochum. . Bei jedem Training und jedem Spiel ist Chef-Videoanalyst Christian Pozo y Tamayo mit der Kamera dabei, um für das Trainerteam Erkenntnisse zu liefern.

Die Zeiten, in denen Trainerteams nur aus einem Chefcoach und seinem Assistenten bestanden, sind vorbei. Heutzutage steht den Mannschaften im deutschen Profi-Fußball ein ganzes Funktionsteam zur Verfügung, das ist beim VfL Bochum nicht anders. Mit der rasanten Entwicklung des Spiels und auch der Technik haben zahlreiche Spezialisten Einzug gehalten. Einer von ihnen ist Christian Pozo y Tamayo, seines Zeichens Chef-Videoanalyst.

„Wir können jede Bewegung eines Spielers erfassen“, sagt Pozo y Tamayo, der seit 2007 beim VfL ist. Angefangen hatte er als freier Mitarbeiter der Presseabteilung, 2012 stieg er fest ein. Mit Videoanalyse hatte er lange Zeit gar nichts zu tun, bis vor zwei Jahren der damalige Co-Trainer von Peter Neururer, Frank Heinemann, auf ihn zukam. „Für mich war das Thema komplett neu. In dieser Zeit habe ich viel gelernt“, erzählt der heute 34-Jährige. Seit dieser Saison ist er für die Videoanalyse hauptverantwortlich. Und die ist mittlerweile noch einmal wesentlich professioneller und technisch ausgereifter geworden.

Daten sammeln und in Zusammenhang bringen

Das Aufgabengebiet teilt sich in drei Bereiche auf: Die Trainingsanalyse, die Gegner-Vorbereitung und die Eigenanalyse. „Die Trainingsanalyse ist mein täglich Brot“, sagt Pozo y Tamayo. Jede taktische Einheit wird gefilmt und im Anschluss aufgearbeitet. Die Spieler sind gläsern: Eine Analyse-Software liefert anhand eines Messgurtes, den die Spieler um die Hüften tragen, alle Vital- und Trackingwerte. Dadurch wiederum lässt sich etwa die individuell nötige Belastung errechnen.

Gesammelt werden alle möglichen Daten - und die müssen wiederum von Leistungsdiagnostiker Rexhep Kushutani in Zusammenhang gebracht werden. Denn die nackten Zahlen sagen nicht alles. „Man muss selektieren, was relevant ist. Wenn ein Spieler 15 Sprints nach hinten gemacht hat, heißt das nicht zwingend, dass er gut nach hinten gearbeitet hat. Vielleicht hat er vorher 15 mal den Ball verloren und muss Fehler ausbügeln“, nennt Pozo y Tamayo ein Beispiel.

Trainer Verbeek "hat klare Vorstellungen"

Für die Vorbereitung auf die Gegner schaut er sich bis zu fünf Spiele an, die er anschließend in Einzelteile zerlegt. Dank neuester Software kann er die ersten Clips sofort auf dem Handy verarbeiten, bevor es in den Schneideraum geht. Mit den Scouts und Co-Trainer Raymond bastelt er anschließend die Analyse, die Trainer Gertjan Verbeek dann weiter nutzt. Auch die eigenen Spiele werden dementsprechend auseinandergenommen, immer nach Vorgabe des Trainers. „Er hat klare Vorstellungen und kann Dinge sehr schnell erfassen. Das ist imposant“, sagt Pozo y Tamayo über Verbeek.

Am Sonntag beim Heimspiel gegen RB Leipzig wird Pozo y Tamayo wieder auf seinem Stammplatz vor der rewirpower-Lounge mit der Kamera stehen, um den hoffentlich nächsten Heimsieg des VfL festzuhalten. Dann fällt auch die Analyse nach dem Spiel sicher etwas kleiner aus.