Bochum. . Die neue Nachwuchsabteilung „Talentwerk“ nimmt Formen an. Für die, die es nicht in den Profikader schaffen, gibt es Sportstipendien in den USA.

Der VfL Bochum geht als Tabellenführer in das Rhein-Ruhr-Derby gegen Fortuna Düsseldorf. Auch eine Etage tiefer, bei den A-Junioren, grüßt Bochum von der Spitze. In der U19-Bundesliga-West steht die Mannschaft von Ex-Profi Thomas Reis nach fünf Siegen vor den Reviernachbarn Borussia Dortmund und Schalke. Auch die Tordifferenz von 13:3 erinnert an die Profis (11:3). Für viele Talente ist das Profidasein schon lange mehr als ein Traum: Im Profitraining sind nun regelmäßig die besten U19- und U17-Spieler dabei.

Die Nachwuchsabteilung des VfL nennt sich seit dieser Spielzeit „Talentwerk“. Auch am Konzept wurde gefeilt, nachdem die einstige zweite Mannschaft, die U23, vom Spielbetrieb abgemeldet worden war. Seitdem sind die Jugendtrainer Reis (U19) und Christian Britscho (U17) beim Profitraining ebenso oft mit dabei wie ihre talentiertesten Schützlinge. Die deutschen Junioren-Nationalspieler Görkem Saglam, Cagatay Kader und Gökhan Gül zählen zu den größten Talenten.

Talente langfristig gebunden

Gül und Saglam gehörten zum festen Stamm der deutschen U17-Nationalmannschaft, die im Sommer bei der Europameisterschaft bis ins Halbfinale kam und im Oktober die WM in Chile spielt. Beide hat der VfL, ebenso wie Kader, den U17-Bundesliga-Torschützenkönig, und den griechischen Junioren-Nationalspieler Evangelos Pavlidis langfristig gebunden. „Wir sind von dem Weg, den wir mit der engen Verzahnung von Profiabteilung und Talentwerk eingeschlagen haben, absolut überzeugt.

Das erwarten die Fans vom VfL Bochum

"Das ist ganz schwer einzuschätzen bei einer so ausgeglichenen Liga. Da wird vor allem am Anfang viel passieren. Ich denke, mit einem Platz zwischen fünf und neun kann man zufrieden sein. Aber es kann wie gesagt viel passieren, viel nach oben und viel nach unten." Kai Henkies, 32 © Ingo Otto / Funke Foto Services
"Man selber würde es sich wünschen, dass sie wieder aufsteigen. Aber ich glaube, das wird schwer. Die müssen die letzte Katastrophensaison erstmal wieder verarbeiten. Ob es eine Verbesserung gibt, ist eine Geldfrage. Verbeek ist ein guter Trainer, aber es ist die Frage, ob er die Zeit hat, das umzusetzen, was er vorhat." Kay Hüner, 32 © Ingo Otto / Funke Foto Services
"Ich wünsche denen natürlich die erste Bundesliga oder zumindest, dass es weiter nach oben geht. Beim Spiel gegen Paderborn würde ich ein 3:3 ganz gut finden. Ich mag den VfL einfach, weil ich sehe, wie die Jugendarbeit machen, wie familiär die dabei sind. Mir als Mutter kommen da fast die Tränen." Anja Prehn, 44 © Ingo Otto / Funke Foto Services
"Mein Problem ist, dass ich denen letztes Jahr viel zugetraut habe. Dann waren sie auf dem sechsten Platz und ich habe mich bestätigt gefühlt. Und dann kam Heidenheim und von da an lief es nicht mehr. Deshalb halte ich mich jetzt mit meiner Meinung zurück." Rainer Möllenkamp, 60 © Ingo Otto / Funke Foto Services
"Ich sehe den VfL am Ende der Saison auf dem dritten Platz, weil die mit dem Trainer die richtige Mannschaft haben. Seit Verbeek Trainer ist, ist es besser geworden. Von Terrazino habe ich zum Beispiel nie viel gehalten, der war zu ballverliebt. Aber jetzt hat er sich um 50, 60 Prozent gebessert." Friedrich Kranz, 67 © Ingo Otto / Funke Foto Services
"Ich sage, die spielen nächstes Jahr in der ersten Liga. Die Chancen dafür stehen gut. Die Mannschaft ist gut, der Trainer arbeitet gut und die Mannschaft arbeitet gut mit. Die sind richtig fleißig. Auch die jungen Leute machen mit. Gegen Paderborn gewinnt Bochum mit zwei Toren Unterschied." Giovanni Basile, 56 © Ingo Otto / Funke Foto Services
"Die werden auf jeden Fall besser abschneiden als die letzten beiden Jahre. Bis zum einstelligen Platz bringen die es auf jeden Fall. Sie sind einfach spielerisch besser geworden und in der Breite besser besetzt. Es bleibt abzuwarten, wie der Weggang von Gregoritsch verkraftet wird." Uwe Drathen, 57 © Ingo Otto / Funke Foto Services
"Wir sind alle optimistisch. Die kommen ins obere Drittel. In den letzten zehn, elf Jahren habe ich hier ich weiß nicht wie viele Manager und Trainer miterlebt. Aber das jetzige Training ist ein ganz anderes. Hier geht richtig die Post ab, der Verbeek verlangt richtig was von den Burschen, vor allem von den jüngeren.“ Siegfried Janocha, 65 © Ingo Otto / Funke Foto Services
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Es ist schön, dass unsere jungen Spieler begreifen, welche Chance sich ihnen dadurch bietet“, sagte VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter nach Kaders Vertragsunterschrift Ende August. Ob Kader & Co ihr Talent in Zukunft auch in der 2. Liga umsetzen können, muss sich zeigen. Noch sind sie für die Jugend spielberechtigt.

Neue Chance in den USA

Im Profikader eines Bundesligisten unterzukommen, gleiche sowieso fast einem Sechser im Lotto. Früher war die U23 ein Auffangbecken für viele Talente. Während die einen, wie etwa Onur Bulut oder Patrick Fabian, den Sprung über die zweite Mannschaft schafften, konnten sich die anderen immerhin in der Regionalliga für ein weiteres Engagement empfehlen. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Wer nicht im Kader steht und aus dem Jugendalter raus ist, kann sich nur noch in Testspielen zeigen. Für sie schafft der VfL Alternativen.

Die Jugend des VfL am Wochenende anfeuern

Wer sich die Jugend des VfL selbst anschauen möchte, kann das am Wochenende tun.

Am Samstag (11 Uhr) spielt die A-Jugend am Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße 240 gegen Sprockhövel.

Die B-Junioren, aktuell Tabellenvierter, haben am Sonntag (13 Uhr) den SC Paderborn zu Gast.

Eine Option bietet seit neustem die Kooperation mit der Agentur „Athletes USA“, die jungen Fußballern bei der Vermittlung von Sportstipendien in den Vereinigten Staaten hilft. „Wir wollen da unserer Verantwortung gerecht werden und Möglichkeiten schaffen“, sagt Nachwuchsleiter Alexander Richter.

In den USA zu studieren und unter professionellen Bedingungen Fußball zu spielen, ist nicht die schlechteste Alternative. Das dachten sich auch die ehemaligen U19-Spieler Lukas Fiedler und Joshua Forbes, die – noch vor der Kooperation mit „Athletes USA“ – dort ihrem Traum nachgehen wollen.