Bochum. An dem Renault von Hans Bothen prangt vorn und hinten „BO HB 666 E“. Der 54-jährige Bochumer wird nicht müde, für Elektromobilität zu werben.
Eine geschlagene Stunde hat Hans Bothen in dieser Woche geduldig gewartet, bis die Sachbearbeiterin im Straßenverkehrsamt ihren Job gemacht hatte und sein Antrag durch war. Er hat 27,50 Euro Gebühren gern gezahlt, und nochmal über 30 für das Prägen des Schilds. Seit Dienstag ist der 54-Jährige der erste Besitzer eines „E-Kennzeichens“ für Elektromobile in Bochum. Ein glücklicher.
„BO HB 666 E“ prangt jetzt vorn und hinten an seinem Elektromobil, einem Renault Zoe, den Bothen vor zwei Jahren für 19.990 Euro gekauft hat, sein erstes E-Auto. Sein Fahrzeug davor war ein Dodge Ram mit sechs Litern Hubraum. Den Umstieg auf Elektro erklärt Bothen so: Den Monster-Pickup habe er nicht mehr gebraucht und über sein Hobby, den Triathlon-Sport, sei er in Kontakt mit Menschen gekommen, „die umweltbewusster denken“: „Ich habe gesagt, ich probiere das aus, habe den Wagen bestellt und bin super-super-zufrieden.“ Nicht einmal sei das Auto bislang in der Werkstatt gewesen. Es gibt nur einen Wermutstropfen: Die Reichweite liegt „nur“ bei 140 Kilometern. Inzwischen habe Renault die bei den aktuellen Modellen verdoppelt. Trotzdem lässt Bothen auf den Wagen nichts kommen: „Das ist nicht nur der Umweltgedanke, das Gesamtpaket stimmt einfach.“ Und das sei in seinem Fall „Fahrspaß pur“. E-Auto fahren, findet Bothen, sei „einfach geil“.
An der „Zapfsäule“ im Ruhr-Park
121 E-Autos rollten im September auf Bochums Straßen, zwar immerhin 30 mehr als im Vorjahresmonat, aber noch immer eine verschwindend geringe Zahl angesichts eines Gesamtbestands von über 200.000 Fahrzeugen. Erst seit Ende September gibt es das E-Kennzeichen, ähnlich den für Oldtimer vergebenen H-Kennzeichen, überhaupt. Geregelt ist die Verwendung in der „50. Verordnung zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften zur Förderung einer nachhaltigen umwelt- und klimafreundlichen Mobilität“. Die Stadt Bochum teilt mit: „Zunächst ist das Kennzeichen zur Klarstellung nützlich, um an Ladesäulen zu parken und in Umweltzonen einzufahren. Eine grüne Plakette entfällt.“
Ansonsten bringt das Schild seinen Besitzern aktuell weder finanziell noch verkehrstechnisch irgendwelche Vorteile. Irgendwann einmal könnten Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge auf gesonderten Fahrspuren unterwegs sein, könnten auf speziell ausgeschilderten Parkplätzen gratis stehen - alles Zukunftsmusik, bis der (Bundes-)Gesetzgeber nicht die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen hat. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Bothen lakonisch. Bis dahin gelte: „Es ist halt nur ein Statement. Ich fahre mit Strom.“
Nicht müde wird der 54-Jährige, der selbst Elektro-Fahrräder und -Motorräder vertrieben hat und nun auf dem Weg in die Selbstständigkeit ist, für Elektromobilität zu werben: 80 Prozent aller Fahrten seien mit einem E-Auto zu erledigen, zitiert Bothen aktuelle Studien. Für Urlaubsreisen gebe es Alternativen, Car-Sharing etwa oder Leihwagen. Oft werde er mit seinem Wagen von Neugierigen angesprochen, etwa an der „Zapfsäule“ am Ruhr-Park, an der Bothen oft Strom tankt. Schnell entwickele sich dann ein Dialog. Auch dann trommelt er für seine Sache: „Jeder, der mit so einem Auto rumfährt, tut gut.“ Wenn Bothen von Benzinern spricht, sagt er „Verbrenner“. Der Dodge Ram ist längst vergessen.