Stauwart am Kemnader See ist der Herr über das Wasser
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Bochum. Michael Mergelmeier ist mit allen Wassern gewaschen: Als Stauwart am Kemnader See hat er einen verantwortungsvollen Job.
Als Michael Mergelmeier die Stellenausschreibung zum Stauwart gesehen hat, dachte er, er müsse auf der Autobahn arbeiten. Mittlerweile weiß er es besser: Bereits seit 17 Jahren regelt er den Wasserstand auf dem Kemnader See. Doch mit einfachem Pegel-Betrachten hat sein Beruf nur wenig zu tun.
Die eigentliche (zum Großteil automatische) Wasserstands-Regulierung mache gerade mal zehn Prozent seines Jobs aus, berichtet der 47-Jährige. Der weitaus größere Teil seiner Arbeit besteht in der Wartung des Kemnader Wehrs, so nennt sich der „Staudamm“ offiziell.
Fünf Luftentfeuchter sind im Einsatz
Die wahre Größe und das Herz der Anlage ist für den See-Touristen nicht zu sehen und befindet sich unter der Erde – und unter dem Wasser. Ein langer Gang führt zu den einzelnen Hydraulikzylindern, die die vier Wehrklappen steuern, welche wiederum regeln, wie viel Wasser vom See in die Ruhr fließt. Die Riesen müssen regelmäßig geölt werden. Auch das übernimmt Mergelmeier. Fünf Luftentfeuchter sorgen dafür, dass in den unterirdischen Gängen nichts rostet. „Zwischen 20 und 50 Liter in 24 Stunden ziehen die aus der Umgebungsluft“, erzählt Michael Mergelmeier. Die Begeisterung für die Technik merkt man dem gelernten Betriebsschlosser mit jeder Silbe an.
Stauwart reguliert den Wasserstand
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Wieder ein paar Treppen weiter oben führt ein Weg zur 2011 eingeweihten Wasserturbine. Hier wird Wasser in Strom für rund 1200 Haushalte umgewandelt. Selbst an dieser Stelle ist Michael Mergelmeier der Mann für alle Fälle – auch bei der unglaublichen Lautstärke, die die Maschine erzeugt. Passend dazu steht vor der Tür ein Ohrenstöpsel-Spender bereit.
Stabiler Stand ist für Tierwelt wichtig
Dass der Abfluss des Sees geregelt werden muss, hat vielerlei Gründe. Würde kein Wehr das Wasser des Sees zurückhalten, gäbe es natürlich auch keinen See. Der Kemnader See als solches wurde erst 1979 durch den Staudamm künstlich erstellt. Steigt das Wasser zu hoch, zieht das außerdem Probleme mit sich. „Wenn der Wasserstand zu hoch ist, ist die Überfallhöhe bei der Turbine nicht hoch genug und sie erzeugt nicht mehr ganz so viel Strom“, weiß der Stauwart.
Außerdem sei es für die Tiere, die in der Wasserwechselzone nisten und leben, natürlich auch wünschenswert, einen stabilen Wasserstand zu haben. Ist ein Sommer mal trockener, kann das Wehr wiederum dafür sorgen, dass genügend Wasser nach Essen und Mülheim fließt. Zusammengenommen hat der Stauwart die Macht, ob 400.000 Liter in der Sekunde fließen – oder eben nicht.
Keine Angst vorm kühlen Nass
Sorgen bereitet Mergelmeier die Arbeit mit den Wassermassen keine. Nur anfangs habe er ein mulmiges Gefühl gehabt, als die Wehrklappen gewartet werden mussten. Dann wird mit Rohren eine Wand in das Wasser gebaut und der entstandene Raum ausgepumpt. „Beim Arbeiten hat man dann drei Meter Wasser hinter sich“, so der Wart.
Wasserpest auf dem Kemnader See
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Mittlerweile sei er aber daran gewöhnt. Und wenn mal ein Notfall eintreten sollte, ist der Fachmann stets zur Stelle: Seine Wohnung liegt direkt an der Anlage. Einen anderen Job möchte Michael Mergelmeier trotzdem nicht haben: „Ich kann mich nicht beklagen.“
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