Bochum/Witten/Hagen.. Diese knapp ein Jahr alten Jungen hatten einen guten Schutzengel: Ihr Zwillings-Kinderwagen rollte am Morgen in den Kemnader See und tauchte unter.
Diese Kinder hatten mindestens einen Schutzengel: Zwei zehn Monate alte Zwillinge sind mit ihrem Kinderwagen angeschnallt in den Kemnader See gerollt. Der Wagen ging sofort unter. Da aber Mutter und ein Zeuge sofort hinterhersprangen, konnten die Jungen gerettet werden.
Passiert war das Beinahe-Unglück morgens gegen neun. Die Mutter, eine Hagenerin Mitte 30, besuchte den beliebten Dienstagsflohmarkt für Kinder- und Babysachen am Hafen Heveney. Dann geschah das Unfassbare: Weil sie nach eigenen Angaben an einem Stand vergessen hatte, die Feststellbremse richtig anzuziehen, setzte sich der Doppel-Kinderwagen mit den beiden fast einjährigen Jungen selbstständig in Bewegung. Er rollte eine fünf Meter steile Böschung hinunter, landete im See und „tauchte wenig später unter“, wie die Polizei mitteilte. Die Mutter und ein Zeuge, ein Mann aus Bochum, sprangen laut Polizei „umgehend ins Wasser und zogen den Kinderwagen wieder aus dem See heraus“.
Kinderwagen war komplett untergetaucht
Die Kinder, die nach Angaben von Polizeisprecher Volker Schütte für einen Moment „komplett unter Wasser“ waren, seien nicht bewusstlos und sofort ansprechbar gewesen. Alles andere, was hätte passieren können, will man sich gar nicht ausmalen. Ein Kinderwagen mit angeschnallten Kindern kann schnell bis auf den Grund sinken. Der See ist schon am Ufer ungefähr 1,20 Meter tief, in der Mitte zirka 1,80 Meter.
Zum Glück war das Wasser mit 20 Grad relativ warm. Als die alarmierten Rettungskräfte aus Bochum vor Ort eintrafen, waren die Kinder schon an Land gebracht worden. „Sie haben ziemlich geschrien und waren natürlich nass“, erklärt Feuerwehrsprecher Michael Chur. Doch das war in diesem Falle ein gutes Zeichen: Die Kleinen waren quicklebendig! Chur: „Der Riesenschreck war wahrscheinlich schlimmer als alles andere.“
Veranstalter wusste von nichts
Sobald Kinder ins Wasser fielen und untergingen, täten sie reflexartig dasselbe wie Erwachsene, sagt der Feuerwehrmann: den Atem anhalten. Das wiederum verhindere, dass viel Wasser in den Körper eindringe. Rein vorsorglich habe man Mutter und Zwillinge in ein Wittener Krankenhaus gebracht, wo sie für einige Stunden zur Beobachtung blieben.
Der Unfall ereignete sich offenbar in der Nähe der Anlegestelle der „Kemnade“ in Richtung Freizeitbad. Die Flohmarktstände stehen dicht an dicht auf dem Fußweg, der oberhalb des Sees verläuft. Veranstalter Bernd Schlacht wusste beim Anruf unserer Zeitung noch gar nichts von dem Zwischenfall. „Ich werd’ verrückt“, war seine erste Reaktion. In 19 Jahren sei noch nie etwas passiert. (we)