Bochumer Löwendenkmal mahnt zu „friedlicher Verständigung“
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Bochum. An der Königsallee liegt der steinerne Löwe, einer der merkwürdigsten Blickfänge der Stadt. 1928 stand er für Rache nach dem Ersten Weltkrieg.
Einer der merkwürdigsten Blickfänge in Bochum ist der „Löwe“ an der Königsallee. Jedenfalls kann einem das Denkmal immer dann merkwürdig vorkommen, wenn es mal mit Farbe bepinselt, mal mit Luftballons „verziert“ daherkommt – je nachdem, wie es der Laune der Abiturientia des benachbarten Schiller-Gymnasiums in den Sinn kommt.
Dass das Löwendenkmal das kommunale Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg 1914–18 gefallenen Söhne der Stadt Bochum ist, gerät zunehmend in Vergessenheit.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Das Denkmal zeigt einen überdimensionalen steinernen Löwen. In seiner rechten Flanke steckt ein Pfeil; tödlich getroffen brüllt der Löwe seinen Schmerz mit erhobenem Kopf und aufgerissenem Maul hinaus – und zwar zielgerichtet nach Westen, in Richtung des „Erbfeindes“ Frankreich.
65.000 Reichsmark kamen durch Sammlungen und Spenden zusammen
Damit versinnbildlicht der Löwe das Opfer des Ersten Weltkrieges. In der Widmungsinschrift von 1928 am Sockel steht gemeißelt, was einst die Nachkriegsgeneration empfand: „Der Überzahl/erlegen/Im Geiste/unbesiegt”.
Das Denkmal wurde durch Sammlungen und Spenden – 65.000 Reichsmark – ermöglicht, welche der Kyffhäuserbund der Kriegs-Veteranen aufbrachte. Am 14. Mai 1928 erfolgte die feierliche Einweihung.
Schöpfer des Löwendenkmals war der Kölner Bildhauer Willy Meller, der auch den „Schaffender Mensch“ vor dem Werk Eickhoff kreiert hat. Das Löwendenkmal diente damit als Beleg für die revanchistischen Gedanken, die in der Weimarer Zeit im Deutschen Reich herrschten, und die später von den Nazis aufgegriffen wurden – mit welchen Folgen, ist hinlänglich bekannt.
Mahnung zur friedlichen Verständigung unter den Völkern
Ein Denkmal, das sich explizit gegen Völkerverständigung und für Rache ausspricht, war in späteren Bochumer demokratischen Jahren nicht unumstritten, im Gegenteil. Am Volkstrauertag 1983 wurde in einer Gemeinschaftsaktion linker Jugendorganisationen (SDAJ, Die Falken) sowie der IG Metall und ÖTV ein Teil der Inschrift des Denkmals herausgemeißelt, bevor die Polizei eingriff. „Nicht mehr unbesiegt“, titelte die WAZ am nächsten Tage. Der Aktion gingen erfolglose Versuche voraus, das Denkmal ganz abzureißen.
1987 wurde eine Sonderkommission „Denkmal vor der Schule“ gegründet; 1990 eine Erläuterungstafel bewilligt und neben der alten militaristischen Inschrift angebracht. Die Inschrift der neuen Tafel aus Bronze lautet: „Dieses Denkmal – errichtet 1928 zur Verherrlichung des Heldentodes und des Krieges – ist uns heute Mahnung zur friedlichen Verständigung unter den Völkern!“
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