Bochum. Die Siedlung Dahlhauser Heide wurde für die Arbeiter der Zeche Hannover und ihre Familien errichtet. Die Wohngegend ist nach wie vor begehrt.
Eine kleine Stadt in der Stadt ist die Siedlung Dahlhauser Heide in Hordel. Ein – wie man so schön sagt – „städtebauliches Kleinod“ im Ruhrgebiet. Unter ihrem regulären Namen ist die alte Zechensiedlung aber eher wenig bekannt. In Bochum hieß sie immer schon die „Kapps-Kolonie“.
Es gibt viele solcher Siedlungen im Ruhrgebiet, Margarethenhöhe in Essen, Schüngelberg in Buer, Teutoburgia in Herne, aber für viele ist die kompakte, fast dörflich anmutende Hordeler Kolonie mit ihren geschwungenen Straßen, ihren Plätzen und Grünflächen eine der schönsten und urtümlichsten.
Firma Krupp ließ die Kolonie ab 1906 errichten
Das war nicht immer so. Wer in den frühen 1980er Jahren nach Hordel kam, der kann sich noch an das eher triste Bild erinnern, das die in die Jahre gekommene Kolonie damals abgab. Seitdem hat sich viel geändert. Zum Glück.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Die Dahlhauser Heide wäre ohne die Zeche Hannover, die gleich nebenan lag, kam gebaut worden. Nach dem Ausbau zur Großzeche ließ die Firma Krupp ab 1906 die Kolonie errichten. Ihr Architekt Robert Schmohl gestaltete sie mit einer zentralen Parkanlage.
Die 339 Doppelhäuser sind westfälischen Bauernhäusern nachempfunden und haben alle Gärten. Mit Gemüseanbau und Kleintierhaltung konnte die Ernährung aus eigenen Kräften sicher gestellt werden; der Name Kapps-Kolonie greift das auf.
Mit der Kündigung der Arbeit endete auch der Mietvertrag
Einst gab es hier zwei Krupp’sche Konsumanstalten, eine Bierhalle, Kindergärten, Schulen: Die kleine Stadt musste niemand für Einkäufe, Besorgungen usw. verlassen. Und zur Arbeit konnten die Männer zu Fuß gehen. Der für die damalige Zeit fortschrittliche Wohnstandard war Krupp-Werksangehörigen vorbehalten; ein Privileg, das es nicht umsonst gab.
Nur wer die Miete pünktlich zahlte, sich an die Hausordnung hielt, pünktlich zur Arbeit kam und keine „hetzerischen“ politischen Ansichten hatte, wurde geduldet. Die Kündigung der Arbeit bedeutete immer auch das Ende des Mietvertrages.
1973 war das Verbundbergwerk Hannover/Hannibal als letzter Bochumer Pütt stillgelegt worden. Die Kolonie versank in eine Art Dornröschenschlaf. Erst Ende der 70er Jahre wurden viele Häuser privatisiert, wobei Wert auf den Erhalt eines einheitlichen Erscheinungsbildes gelegt wurde.
Der Gartenstadtcharakter wurde 1980 in einer Satzung festgeschrieben, die vor allem die von der Straße aus sichtbaren Hauselemente vor Änderungen schützt. Inzwischen ist die alte Kolonie als ruhige Wohngegend mit schöner Umgebung stark gefragt; es gibt Wartelisten für die Wohnungen. Und die Route Industriekultur führt die Kapps-Kolonie als – wie man so schön sagt – städtebauliches Kleinod auf der Liste.
Von Ruhrpark bis Wiesental: Historische Bilder aus Bochum
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