Bochum. Bochumer Polizei und Verkehrswacht haben organisieren Fahrräder und Fahrradhelme und einen Tag, an dem sie Erwachsene und Kinder über Gefahren im und am Bus und beim Fahrradfahren informieren.

Das ständige Hinfallen hinterlässt Spuren. Flo hat schon eine dreckige Nase. Auch Paula ist anzusehen, dass sie häufiger samt dem Kinderwagen, in dem sie sitzt, umfällt. Anschaulicher als mit den beiden Dummies – Flo dem kleinen Jungen und Paula dem Baby – aber lässt sich kaum zeigen, was passiert, wenn man in einem Bus unterwegs ist, der Fahrer stark bremst, man nicht richtig sitzt, oder ein Kinderwagen ungesichert ist – um umkippt.

Der Bremstest im Bogestra-Bus ist nur ein Teil des 1. Verkehrssicherheitstages für Flüchtlinge an diesem Tag an der Wohlfahrtstraße. Dort ist derzeit innerhalb Bochums die größte Anzahl von Flüchtlingen untergebracht. Es ist ein weiterer Anfang, ein weiterer Aspekt des sich Einlebens. Die Teilnahme am Straßenverkehr in Deutschland, in Bochum ist bisweilen gefährlich, in jedem Fall gewöhnungsbedürftig.

Bremstest im Bogestra-Bus

„Wir haben hier heute sechzig Fahrräder an Kinder und Erwachsene verschenkt“, sagt Polizeihauptkommissar Guido Jabusch, einer der Mitorganisatoren und neben seiner beruflichen Tätigkeit als Polizist auch bei der Verkehrswacht aktiv. „Das sind zunächst einmal dann sechzig neue Gefährdete.“ Damit sie auch mit dem Fahrrad sicherer werden, gibt es für sie sofort auch einen mit Hütchen abgesteckten Trainingsparcours. Die Verkehrswacht hat ihn auf dem Sportplatz an der Wohlfahrtstraße aufgebaut. Mit Kippbrücke und Rampe, die die Verkehrswacht erst seit wenigen Tagen besitzt, mit Fahrbahnverengung, anspruchsvollen Kurven und Verkehrsschildern.

Weitere Sicherheitstage sollen folgen

Dem 1. Verkehrssicherheitstag sollen weitere folgen. Drei sind in diesem Jahr zunächst geplant. Der nächste findet am kommenden Donnerstag, 8. Oktober, an der Unterkunft an der Maischützenstraße statt.

Angesprochen sind dabei aber immer nicht nur Flüchtlinge und ihre Kinder, sondern auch die Nachbarn. Dafür haben die Organisatoren auch Schulen angeschrieben und die Kinder eingeladen teilzunehmen.

Bevor ihn die Kinder allerdings befahren dürfen, gibt es für jedes Kind ohne oder mit einem kaputten Helm einen neuen Helm. „Auch sie sind eine Spende. Einhundert haben wir bekommen“, sagt Jabusch, der Sprachbarrieren, also fehlende Albanisch- oder Kurdischkenntnisse, mit großer Freundlichkeit ausgleicht. „Das ist die Sprache, die man überall versteht“, sagt er und setzt dabei mit einem Lächeln Reswir einen Helm auf. Die Sechsjährige nimmt es gelassen hin. Sie ist vor vier Monaten mir ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland gekommen. Mit neuem Helm und neuem Fahrrad bewegt sie sich recht sicher innerhalb des Parcours. Spaß scheint es ihr außerdem zu machen.

„Das aber ist nur ein Teilaspekt“, sagt Jabusch. „Weit wichtiger ist, dass die Kinder lernen, sich sicher im Verkehr zu bewegen. Wir wissen eben nicht, wie die Verkehrssituation in ihren Herkunftsländern ist. Wir können nicht davon ausgehen, dass alle Fahrrad fahren können.“

Toter Winkel wird veranschaulicht

Auf Menschen die schon sicher fahren können, wartet an diesen Tag Polizeihauptkommissar Jörg Döding. Auf eine fünf Kilometer lange Strecke durch die Stadt will er sie mitnehmen. Täglich fährt der Fahrradpolizist quer durch Bochum und die benachbarten Städte. „Sich hier sicher zu bewegen, ist schon anspruchsvoll, wenn man sich hier vermeintlich auskennt. Man muss schon bestimmte Schilder kennen und weitere Regeln, um nicht dauernd Gefahr zu laufen, umgefahren zu werden. Wir können hier daher auch nur auf bestimmte Gefahrenpunkte hinweisen.“

Wichtige Hinweise gibt es zudem nur wenige Meter neben dem Fahrradparcours. Ein Lkw ist dort aufgestellt. Mit ihm veranschaulicht die Verkehrswacht den toten Winkel. Eduard Kallaj (37), er ist vor vier Monaten aus Albanien nach Deutschland gekommen, steigt dazu ins Führerhaus und auf den Fahrersitz. Seine Frau Frau Naile stellt sich rechts neben das Fahrzeug. Im Außenspiegel ist sie nicht zu sehen. Es ist für beide ein Aha-Effekt, den sie sofort an ihre beiden Kinder Esad und Andit weitergeben. Sicher ist sicher.