Bochum. Eine Gruppe Hobby-Tüftler repariert im Innenhof der ZAK NRW ausrangierte Räder. Danach werden sie gespendet. Der Startschuss überraschte alle.

Nicht einmal eine halbe Stunde war die Fahrradaktion des Festival „n.a.t.u.r.“ (Natürliche Ästhetik trifft urbanen Raum) alt, da standen fünfzehn Fahrräder im Innenhof der Zukunftsakademie NRW. Bereit, von Hobby-Tüftlern repariert und an Flüchtlinge verschenkt zu werden. „Das ist großartig“, jubelt Janwillem Huda von der Festivalleitung, „damit hätte ich nie gerechnet.“

Bis Freitag nehmen die Bastler täglich ab 16 Uhr alte Drahtesel entgegen, die sie für die Weitergabe zusammenschrauben. Schläuche, Gangschaltungen, Lenker – alles wird angenommen. Inklusive fleißiger Helfer, die Lust haben, in geselliger Runde Gutes zu tun. So wie es derzeit aussieht, werden die am nötigsten gebraucht.

Energie des Festivals mitnehmen

Hans Josef Hogrebe fuhr extra aus Hamme mit seinem ausrangierten Zwei(t)rad zur Humboldtstraße: „Ich hatte noch eins im Keller. Ein zweites brauch’ ich nicht“, sagt der 80-jährige. Nur die Schaltung und die Beleuchtung müssten in Ordnung gebracht werden. „Wenn die Flüchtlinge die Fahrräder gebrauchen können, finde ich das gut.“ Hogrebe musste am Montag zu Fuß nach Hause: „Ich bin sowieso immer unterwegs.“

Wie die Wege zurücklegen zwischen einem (vorübergehenden) Wohnort und der Stadt, das fragten sich die Veranstalter während der Planung des einwöchigen Kulturfests. Kurator Aaron Stratmann macht gewöhnlich aus Fahrrädern Kunst: „Flüchtlinge sollten die Möglichkeit haben, Fahrräder zu bekommen. Deshalb wollten wir die Energie des Festivals mitnehmen, um Fahrräder zu sammeln.“ Der „Notgroschen“, sagt Huda, den die Flüchtlinge erhalten, sei mit einer Zehnerkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel schnell aufgezehrt: „Fahrräder sind elementar wichtig, um zum Beispiel mal zum Arzt zu fahren.“ Das Zweirad erfreue sich im Ruhrgebiet ohnehin großer Beliebtheit.

Beteiligung in Bochum ist groß

Stratmann ist froh, dass mittlerweile „ein paar Leute verstanden haben, dass die Flüchtlinge das nicht zum Spaß machen. Es geht ums Leben.“ Die Beteiligung ist groß, allerdings spürt er auch eine erstarkende Rechte. In Bochum scheint derzeit die unterstützende Gruppe größer zu sein als in anderen Städten, glaubt Huda.

Filmvorführung von „On the bride’s site“

Am Donnerstag wird im Rahmen des Festival Natur der Film „On the bride’s site“ aufgeführt. Nach der Vorstellung um 20 Uhr in der ZAK NRW wird ein Akteur des Films an der geplanten Diskussionsrunde teilnehmen.

Täglich bis 20 Uhr können Spenden zur Humboldtstr. 40 gebracht werden. Die Festivalwoche läuft noch bis zum 3. Oktober. Info’s auf www.festival-natur.de. Fragen können per E-Mail gestellt werden: office@festival-natur.de.

Haben die Tüftler alle Fahrräder repariert, werden diese zu den umliegenden Flüchtlingsunterkünften gebracht. Dort sollen sie, wenn möglich, von allen Flüchtlingen für Erledigungen genutzt werden.

„N.a.t.u.r.“ stellt ein Netzwerk dar, mit dem man Ideen und Anreize in die Tat umsetzen kann. Die Veranstaltungen der Festivalwoche lockten letztes Jahr rund 12.000 Besucher an.