Bochum. Ein Internetportal legt Tops und Flops offen – von Studierenden für Studierende. An der Ruhr-Universität etwa ist Amor selten zu Besuch.

Eine der großen Fragen nach dem Abitur ist nicht etwa die, wie hoch die Rente später ausfallen wird. Für viele Schüler ist diese entscheidend: An welcher Universität soll ich studieren? Häufig zählt dabei nicht, wie viele Bücher die Dozenten veröffentlicht haben oder ob ihr Lehrstuhl in diesem Fachbereich eine große Anerkennung erfährt, sondern: Wie lebt es sich in der Stadt? Wie sind die Leute? Klarheit schaffen möchte das Internetportal meineuni.de, das am 14. Oktober offiziell an den Start geht. 80.000 Studierende befragte die in Bochum ansässige Firma Employour. 168 Hochschulen wurden benotet. „Wir hoffen, dass sich dadurch die Studienbedingungen verbessern, weil man Dinge anprangern kann“, sagt Pressesprecher Tobias Neveling.

2011 brachten Daniel Schütt und Stefan Peukert mit meinpraktikum.dedas erste Bewertungsprotal auf den Markt. Die Idee entwickelte sich – wie so viele – an einem bierseligen Abend. Schütt und Beukert, die sich während ihres Studiums in Witten kennenlernten, wollten eine unabhängige Plattform im Internet anbieten. Die vermeintliche Schnapsidee entpuppte sich als Erfolgsgeschichte. Mit ausbildung.deund karista.defolgten zwei Fortsetzungen. Vor eineinhalb Jahren verliehen die Ex-Studenten mit einem 50-köpfigen Mitarbeiterstab in Bochum ihrem lange gehegten Wunsch Realität: ein Bewertungsportal von Studierenden für Studierende.

Flop ist auch der Zustand der Hörsäle

In Bochum, der Heimatstadt des VfL-Fans Stefan Peukert, warf die Gruppe zuerst ihre Netze aus. 3270 Bewertungen holten sie ein. Das Ergebnis: Die Dozenten der Ruhr-Universität schauen nicht nur kompetent aus, sie sind es auch – Note 4,26 auf der Skala bis 5. Wohingegen der Campus nichts für Singles ist. Hauchdünn überschreitet die RUB in der Kategorie Flirtfaktor die Drei-Sterne-Marke. Flop ist auch der Zustand der Hörsäle: Note 3,39. Ähnliche Probleme hat die Hochschule Bochum. Die Mensa-Köche werden sich ärgern: Sie erhalten von den Studenten nur eine 3. Der Einschreibeprozess ist wie an der Ruhr-Universität hingegen Top und bekommt eine 4,23. Beide Universitäten würden 94 bzw. 95 Prozent weiterempfehlen.

Internetseite ist schon aufrufbar

Die Seite meineuni.de kann bereits aufgerufen werden. Das Internetportal befindet sich aber noch in einer unfertigen Version.

Eine zehnköpfige Redaktion ist dafür verantwortlich, dass Namen derer gestrichen werden, die in den Bewertungen verunglimpft werden.


Für Rezensenten haben die Macher ein skurriles Gewinnspiel ausgeschrieben: Ende Oktober wird zehn Mal ein Jahresvorrat eines bekannten Bieres verlost.


„Wir haben unendlich viele Ideen“, erklärt Neveling. Künftig sollen Nutzer Bilder und Videos hochladen. Das hat seinen Preis. Auf eine „siebenstellige Summe“, über eine Millionen Euro, würden sich die Kosten bisher belaufen.

Von Kiel bis München stehen Universitäten auf dem Prüfstand. In NRW hat die Sporthochschule in Köln den größten Wohlfühlfaktor (3,89). Knapp dahinter überzeugt die Universität Witten/Herdecke. Viele kleine Hochschulen wurden bislang nur spärlich bewertet. Aussagekräftige Rankings sind deshalb nicht immer zu erwarten.