Bochum. Die DLRG Westfalen ist 90 Jahre alt geworden. Die Ortsgruppen aus Dahlhausen und Mitte nutzen ihren bei der Westfalenmeisterschaft ihren Heimvorteil.

Die Graf Engelbert zieht die Kurven um fünf Bojen eng. Das Wasser spritzt am Bootsrand empor. Eine vierköpfige Besatzung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nimmt Kurs auf eine Person, die in der Ruhr treibt. Jetzt kommt es auf Sekunden an. Zu zweit ziehen die Retter den Menschen ins Trockene. In durchschnittlich drei Minuten sollte die ganze Aktion abgeschlossen sein, auch wenn es sich in diesem Fall um keinen echten Menschen handelt, sondern um einen 70 Kilo schweren Dummy. „Sie haben die Person mit zwei Mann geborgen. Das war richtig. Das Einzige, was ich zu bemängeln habe ist, dass sie das Boot nicht an der Boje befestigt haben“, urteilt Prüfer Bernd Spieker vom DLRG in Lippstadt.

Seit 1968 gibt es die DLRG Rettungsbootvergleichskämpfe und sie wurden einst in Bochum an der Ruhr erfunden. Für den Landesverband der DLRG in Westfalen war dies ein willkommener Grund, seinen 90. Geburtstag in Dahlhausen zu begehen. Zugleich bot sich so neben den Festansprachen in den Ruhrwiesen und an der Rettungswache die Gelegenheit, die Rettungsboote im Wettkampf auf dem Wasser zu beobachten. 19 Teams traten in sieben Disziplinen gegeneinander an. Darunter: Rettungsballwurf, Sandsackstaffel und Knotenübung. Sebastian Leppak aus der Ortsgruppe Bochum-Mitte war extra aus Hamburg angereist, um mit seinem Team um den Titel des Landesmeisters zu kämpfen.

300 Gäste gratulierten zum 90. Geburtstag

„Der Rettungsballwurf war anspruchsvoll, weil wir auf dem Kemnader See trainieren und die Übungsbedingungen andere sind“, sagt der 27-Jährige. „Die Besonderheit ist hier das fließende Gewässer. Viele Teams kommen von Badeseen, so dass die Strömungen eine besondere Herausforderung ist“, ergänzt noch Manuel Feldmüller, Verbandssprecher der Ortsgruppe Bochum-Süd.

300 Gäste waren an die Ruhr gekommen, um dem Landesverband zum 90. Geburtstag gratulieren. Darunter auch die Präsidentin der DLRG-Westfalen Anne Feldmann, der FDP-Landtagsabgeordnete und ehemalige Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Ingo Wolf sowie Henning Schreiber als Vertreter des NRW-Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport.

DLRG kämpft mit Nachwuchsprobleme

Um die Jugend sei es in der DLRG nicht so schlecht bestellt, informierte Bezirksleiter Bochum Torsten Kelle: „62 Prozent unserer Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Allerdings haben wir trotzdem Nachwuchsprobleme, weil im Alter zwischen zwölf und 13 viele andere Angebote interessant werden.“

Mit großer Sorge betrachtet die DLRG die zunehmende Schließung kommunaler Bäder. „Ein Wunsch zum Geburtstag der DLRG ist, dass sich die Kommunen mehr für den Erhalt von Schwimmbäder einsetzen“, so Folke Hellmig, Sprecher des Landesverbands. Das könne auch heißen, marode und kostenintensive Bäder abzureißen und neue zu bauen, wie es etwa in Hamm geschehen sei. Ein zweiter Wunsch sei eine stärkere materielle Unterstützung durch das Land. Die Aufgaben etwa im Katastrophenschutz, wie beim Hochwasser an der Elbe, seien sonst langfristig kaum noch zu bewältigen.