Bochum. . Nach dem Tod eines zweijährigen Mädchens muss nun der 14-jährige Sohn des Angeklagten in den Zeugenstand. Der Vater hält sein Kind für den Täter.
Der Mordprozess um das getötete zweijährige Mädchen aus Riemke wird für die Beteiligten immer belastender. Am 21. Sitzungstag am Donnerstag ordnete das Schwurgericht an, dass der 14-jährige Sohn des Angeklagten (39) in den Zeugenstand muss. Der Junge wird von seinem Vater belastet, selbst das Kind getötet zu haben. Das hat der Junge zwar in der Familie bestritten, aber die Richter wollen ihn dazu selbst befragen. Dabei stellte seine Mutter (37) im Gerichtssaal zur Täterschaft fest: „Ich traue meinem Sohn das definitiv nicht zu.“ Durch den Vorwurf seines Vaters sei der Junge „in ein tiefes Loch“ gefallen“. Es habe ihn „sehr mitgenommen, dass der Papa behauptet, er sei es gewesen“.
Der Indizienprozess läuft seit fünf Monaten und wird noch mindestens bis Ende Oktober dauern. Laut Anklage soll der Angeklagte, der zur Tatzeit im vorigen November als Hausmeister bei der Bochumer Polizei beschäftigt war, die zweijährige Tochter seiner damaligen Lebensgefährtin (27) in der gemeinsamen Wohnung in Riemke mit Insulin vergiftet und dann erstickt haben. Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann glaubt, dass das Kind aus der Sicht des Angeklagten „einer gemeinsamen Zukunft“ mit der Kindesmutter „im Wege“ gestanden habe.
Er habe das Mädchen geliebt „wie seine Schwester“
Der Angeklagte beteuert seine Unschuld. Sein Sohn aus erster Ehe habe ihm kurz nach der Tat erzählt, dass er das Mädchen erstickt habe, nachdem es nachts aus dem Bett gefallen sei und geschrien habe. Er habe es nicht beruhigen können. „Da habe ich ihr ein Kissen auf den Mund gedrückt, bis sie ruhig war“, soll der Junge seinem Vater zufolge gesagt haben.
Gericht will am 30. Oktober das Urteil verkünden
Der Richter fragte die erste Ehefrau des Angeklagten am Donnerstag auch, ob sie ihrem Ex-Mann den Mord zutraue. Antwort: „Ich weiß es nicht.“
Das Urteil ist für den 30. Oktober geplant. Drei Tage zuvor sollen die Plädoyers gehalten werden. Ob diese Termine gehalten werden, ist unklar.
Der Angeklagte verfolgt den Prozess sehr konzentriert. Ab und zu schreibt er mit. Seit November sitzt er in Haft. Ihm droht „lebenslang“.
„Nein, definitiv, nicht“, antwortete die Mutter des 14-Jährigen gestern auf die Frage von Richter Josef Große Feldhaus, ob ihr Sohn der Täter sei. Wenn er es wäre, „hätte er das wohl auch mir gesagt“. Er habe das Mädchen geliebt „wie seine Schwester“.
Sohn war anfangs in den Verdacht der Ermittler geraten
Trotzdem war auch er anfangs in den Verdacht der Ermittler geraten. Schließlich hatten sich nur drei Personen zur Tatzeit in der Tatwohnung aufgehalten: der Angeklagte, die Kindesmutter – und eben der Junge. Wenige Tage später wurde er von der Polizei von seiner leiblichen Mutter, bei der er nach der Tat eingezogen war und bis heute lebt, abgeholt und eine Nacht allein in eine Polizeizelle gesperrt. „Ein Schock“ sei das für ihn damals gewesen, sagte die Mutter. „Er war einfach nur fertig. Unter seinen Füßen ist der Boden weggezogen worden. Er wusste nicht, wieso und weshalb.“
Das Gericht hat den Jungen gestern für den 13. Oktober geladen. Ob er dann auch aussagt, ist aber zweifelhaft. Erstens darf er als Sohn des Angeklagten die Aussage verweigern. Außerdem will seine Mutter eine Vernehmung „definitiv nicht zulassen“, um ihr Kind zu schützen.