Bochum. Die Ausstellung „Was glaubst du denn?!“ im Schulzentrum Nord zeigt Schülern auf einfache Weise, was es heißt, als Muslim in Deutschland zu leben.
Angeregtes Diskutieren bei der neunten Klasse der Anne-Frank-Realschule. Die Schüler sollen entscheiden, welches Ereignis in den Jahren 2000 bis 2005 das wichtigste war. Nach ein wenig Hin und Her ist die Wahl getroffen: Mark Zuckerberg gründet Facebook. Der Anschlag auf das World Trade Center bleibt außen vor. Die Moral des Spiels: Geschichte wird gemacht. Über manche Ereignisse wird wenig bis gar nicht berichtet, obwohl sie einschlagend waren. Und über andere Themen, beispielsweise über Muslime in Deutschland, wird mitunter falsch berichtet. Mit interaktiven Stationen wie dieser schlägt die Ausstellung „Was glaubst du denn? Muslime in Deutschland“ einen ungewöhnlichen Weg ein.
Denn das Leben der Muslime in der Bundesrepublik wird nicht in drögen Plakaten abgearbeitet, sondern mit Comics, Filmen und Animationen interaktiv gestaltet. An 22 Stationen macht die Ausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung Halt. Im Ruhrgebiet hat sich das Schulzentrum Bochum-Nord mit der Heinrich-von-Kleist-Schule und der Anne-Frank-Realschule als einziges die Ausstellung sichern können.
Hochspannend und interaktiv ist auch die Porträt-Wand. Hier sind Fotos von verschiedenen Bürgern gezeigt, die Besucher müssen erraten, wer von ihnen Muslim ist: „Die meisten gehen nach Merkmalen wie Kopftuch oder Hautfarbe. Aber auch die, die gar nicht danach aussehen, sind oft Muslime“, erzählt Klassenlehrerin Claudia Gerhardt, die die Ausstellung nach Bochum geholt hat.
Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit
Die meist jungen Besucher werden von Gleichaltrigen durch die Ausstellung geführt. Im Vorfeld konnten sich die Schüler beider Schulen als „Peer Guides“ bewerben und ausbilden lassen. Insgesamt 32 Schüler haben dieses Angebot angenommen.
Die Motivation dafür ist ganz verschieden. Die 17-jährige Zozan beispielsweise hat selbst Ursprünge in Syrien, kann sich mit dem Thema Ausland also gut identifizieren. Und auch der 16-jährige Tom hat einen Bezug: „In den sozialen Netzwerken bin ich immer wieder über Fremdenfeindlichkeit gestoßen. Das darf in Deutschland nicht passieren“, ist Tom überzeugt.
Die Schüler sind von der interaktiven Erfahrung mitunter schwer begeistert. „Die Ausstellung ist modern und so, dass man alles verstehen kann“, ist die 14-jährige Sophie positiv erstaunt. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass so wenige Muslime in Deutschland leben. Gerade mal sieben bis acht Prozent sind es in NRW. Und die kann man eben meist nicht einmal von Christen unterscheiden.