Bochum. . DJK Viktoria Bochum leistet einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen. Schauspieler Armin Rohde übernimmt die Schirmherrschaft. Trainer gesucht.

Ali ist 15. Ein Junge, der oft lächelt. Ein Junge, der Hoffnung ausstrahlt. Auf ein Wiedersehen mit seinen Eltern, die er vor zwei Jahren zurückließ im Irak. Auf einen Schulabschluss in Bochum, vielleicht einen Job in diesem Land, das seine neue Heimat ist, zumindest: werden kann. Noch ist Ali ja nur „geduldet“ in Deutschland, seine Zukunft in vier, fünf Jahren ungewiss.

Klar ist: Ali ist dem Terror entflohen, kam allein an in einer Stadt, in der immerhin seine große Schwester sich bereits zurechtfindet. Heute versteht der aufgeweckte Junge fast jedes Wort. Gerade erst hat der Matthias-Claudius-Schüler ein „super Zeugnis“ erhalten, sagt Agnes Polaczek, Gruppenleiterin der Wohngruppe Kassiopeia vom Haus Overdyck. „Er lernt irre schnell.“

Kinder sind ohne Eltern nach Deutschland gekommen

Angekommen ist er mit nur wenigen Wörtern. Was er an Deutschland mag, hat Agnes Polaczek ihn damals gefragt. „Fußball!“

Ehrenamtlicher Trainer für Projekt gesucht

Ohne ehrenamtlichen Trainer kann das Projekt nicht starten. Wer Lust hat, mit Jugendlichen verschiedener Nationalitäten zusammen zu trainieren zweimal pro Woche (Platz am Lohring), meldet sich bei Wolfgang Havranek, 0234/330111; E-Mail:
wolfganghavranek@web.de. Trainerschein? „Darauf kommt es nicht an“, sagt Havranek. Gesucht werden Betreuer/innen, Fahrer; alle, „die sich gerne einbringen wollen“ - und nicht zuletzt Jungs, die Lust zu kicken haben.

Einen prominenten Schirmherrn hat die Fußballmannschaft bereits gefunden: Armin Rohde unterstützt das Projekt. Der Schauspieler sagt zu diesem Projekt: „Ich finde es großartig, dass Viktoria Bochum Menschen, die entwurzelt und ihrer Heimat beraubt hier in Deutschland ankommen, das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein.“

Kicken, darauf haben sie alle Lust, die „unbegleiteten Flüchtlingskinder“, wie die Unter-18-Jährigen aus Guinea, Syrien oder dem Irak, die ohne Eltern oder andere Verwandte ankommen in Deutschland, bürokratisch erfasst werden. Die Jungs, die es aus den von Brutalität überzogenen Krisengebieten der Welt bis nach Bochum schaffen, im Haus Overdyck bei der gleichnamigen Stiftung ein Zuhause finden im betreuten Wohnen oder in Wohngruppen. Neun Jugendliche zwischen 15 und 17 leben zurzeit in der „Kassiopeia-Gruppe“, viele aus dem westafrikanischen Guinea - wie Bafode. Der 16-Jährige, der seit einem halben Jahr keinen Kontakt mehr hat zu seinen Eltern, ist seit knapp anderthalb Jahren in Deutschland, er ist FC-Barcelona-Fan wie Ali, und seine Freundschaft drückt er so aus: „Ali“, sagt Bafode, „ist für mich wie ein Bruder.“ Auch Bafode ist leidenschaftlicher Fußballer, einen Verein für alle aber gibt es nicht. Noch nicht.

Ganz im Sinne des Ansatzes von Haus Overdyck

Die DJK Viktoria Bochum, ein kleiner Tischtennis- und Fußball-Klub, will der Flüchtlingsjugend in Kooperation mit dem Haus Overdyck eine Chance geben, eine A-Jugend zu gründen; eine, die offen ist für 14- bis 18-Jährige, auch deutsche Jugendliche, wie Wolfgang Havranek, DJK-Vorsitzender und „Vater“ des Projektes, betont. „So kann im Verbund auch die sprachliche Anpassung voranschreiten“, sagt Havranek.

Ganz im Sinne des Ansatzes von Haus Overdyck, bestätigt Petra Hiller, Einrichtungsleiterin der Stiftung Overdyck. Es gibt ja längst auch gemeinsame Wohngruppen mit deutschen Heranwachsenden und Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Die Flüchtlinge sollen integriert, nicht isoliert werden.

Trainer fehlt noch

Viktoria Bochum, dessen erste Mannschaft in der Kreisliga C spielt, geht es nicht um Leistungsport, sondern „um ein Gesamtkonzept humanitärer Art“, sagt Havranek. So soll auch die Kooperation zwischen dem Verein und dem Alice-Salomon-Berufskolleg, schulische Heimat vieler Overdyck-Bewohner, ausgebaut werden. „Bei uns sollen die Jungs ein sportliches Heimatgefühl entwickeln können“, sagt der Klubchef. „Und das Vereinsleben wird dadurch auch belebt. Davon profitieren wir alle.“

Was fehlt? Ist zuallererst ein Trainer. „Dann“, sagt Havranek, „kann es sofort losgehen.“