Werne/Weitmar. . Zehn Mädchen aus der Flüchtlingsunterkunft an der Krachtstraße zeigen bei einem Kreativkurs ihr künstlerisches Talent. Jungs sucht man hier vergebens.
Hatice hat ganz dreckige Hände. Und strahlt. „Das macht richtig Spaß“, sagt die Achtjährige und greift zum nächsten Klumpen Ton, um daraus etwas zu kneten. Hatice ist eines von zehn Mädchen aus der Flüchtlingsunterkunft an der Krachtstraße, für die der Evangelische Arbeitskreis Asyl jetzt einen dreitägigen Kreativkurs veranstaltete. Im Mittelpunkt: mit Ton arbeiten.
Schon beim ersten Blick in den Werkraum des Erich-Brühmann-Hauses ist klar: Kneten ist Mädelssache. Jungs findet man in dieser Gruppe vergebens. Das scheint die kleinen Künstlerinnen allerdings nicht zu stören. Sie sind voller Konzentration bei der Sache und lauschen den Worten von Saoud Ahmad, der ihnen wichtige Tipps beim Gestalten von Ton-Kunstwerken gibt. „Wenn ihr einen Kopf formt, dann achtet darauf dass er von innen hohl ist – sonst platzt er später im Ofen“, sagt der 59-Jährige Familienvater aus Weitmar. Als gelernter Bildhauer weiß Ahmad, wovon er spricht.
Jana Baskakov, Mahgul Dost und Heinrich Ohlendorf vom Evangelischen Arbeitskreis Asyl unterstützen Saoud Ahmad – und natürlich die Kinder. Vieles kriegen die Mädels aber auch allein schon ganz gut auf die Reihe. Vanessa und Stefanie (beide 11) haben einen eindrucksvollen Königs-Kopf geformt. Ayshe (10) bastelt an einem Teller mit ganz vielen Herzchen. „Den verschenke ich irgendwann.“ Ganz fleißig ist die anfangs erwähnte Hatice: Vor ihr auf der Werkbank stehen eine Tasse, ein Herz und ein kleiner Korb mit Deckel. „Da kommen später meine Süßigkeiten rein.“
Saoud Ahmad schaut sich das muntere Werkeln vergnügt an und lobt: „Die Mädchen machen das toll. Sie haben Talent.“ Seit 18 Jahren lebt der Syrer in Deutschland, seit fünf im Bochumer Südwesten. Hier wohnt er fast Tür an Tür mit Heinrich Ohlendorf. „Doch kennengelernt haben wir uns erst kürzlich beim Arbeitskreis Asyl“, sagt Ohlendorf und lacht. Der 69-jährige pensionierte Lehrer aus Weitmar ist seit Anfang des Jahres ehrenamtlich aktiv. „Der Pastor unserer Gemeinde fragte mich, ob ich bei der Flüchtlingsarbeit helfen wolle.“ Wollte er. Und so sitzt er nun mit seinem Nachbarn Saoud Ahmad bei der achtjährigen Blona, um ihr ein wenig beim Kneten unter die Arme zu greifen.
Ausstellungsräume und Atelier gesucht
Schon im Vorjahr gab es einen Kreativkurs für Flüchtlingskinder. „Die Werke haben wir noch und würden sie gerne zusammen mit den aktuellen ausstellen“, sucht Saoud Ahmad nach einem geeigneten Ort. Auch er selbst ist auf der Suche nach einem Atelier. Kontakt: 0170/ 957 61 84, saoud1955@hotmail.com
Für beide ist es eine Herzensangelegenheit, Flüchtlingen zu helfen. Für den Syrer Saoud Ahmad natürlich ganz besonders. Viele seiner Landsleute, die vor dem Krieg in ihrer Heimat flüchten, suchen in Bochum Zuflucht. „Ich versuche ihnen die Integration zu erleichtern, helfe bei Behördengängen und bin manchmal auch einfach nur Kummerkasten.“