Bochum. . Rund 500 der rund 700 Insassen der JVA arbeiten in den Werkstätten. Am Sonntag lockte ein Verkaufsbasar viele Menschen zur Krümmede.
Sie binden Bücher, schnitzen Weihnachtsdeko, fertigen Ledertäschchen an und vieles mehr – und das alles hinter Gittern. Was die Insassen der Justizvollzugsanstalt Krümmede in den zahlreichen Betrieben der Anstalt zu Stande bringen, konnten sich Interessierte beim gestrigen Gefängnisbasar ansehen. Und natürlich auch für einen günstigen Preis mit nach Hause nehmen.
Sogar einen Knastgrill gab es
„Das sind ja alles neue und gut gemachte Sachen“, freut sich Christine Ruthenfranz. Im Zelt auf dem Gefängnisparkplatz reihen sich Vogelhäuschen, selbst geschnitzte Elch-Figuren und handgebundene Bücher neben Klassikern wie den „Knast-Grill“ samt ebenfalls eigens gefertigter Grillzange. Christine Ruthenfranz nimmt einen sauber geschnitzten Haken aus Holz mit nach Hause. Wichtig ist ihr nicht nur, ein Schnäppchen zu machen, sondern auch die Wertschätzung der Arbeit: „Damit unterstützt man die Leute ja auch.“
Das ist auch für Karin Lammel entscheidend: „Die Betriebe sind ein Lernfeld“, erklärt die stellvertretende Anstaltsleiterin. „Manche Insassen haben noch nie wirklich gearbeitet. So werden sie an eine Berufstätigkeit herangeführt und lernen auch, Verantwortung zu übernehmen“, erklärt sie. So gibt es in der JVA unter Anderem eine Schreinerei, eine Schlosserei, einen Betrieb für Garten und Landschaftsbau sowie eine Buchbinderei.
Die leitet Buchbinder-Meister Horst Petrat: „Die Leute sind mit Spaß dabei“, sagt er. Gerade Gefangene, die viele Jahre absitzen müssen, nimmt er gerne in die Buchbinderei: „Der Umgang mit Papier ist nicht einfach. Da braucht man Leute, die lange dabei sind.“ Das Anlernen der Insassen sei für ihn auch nicht anders als in einem Betrieb „da draußen.“
500 Insassen arbeiten in Betrieben
Besonders begabte und vertrauenswürdige Häftlinge können auch durchaus an ein anderes Gefängnis vermittelt werden, wo sie während ihrer Haftzeit eine Ausbildung machen können. Der offene Vollzug in Langendreer bietet das beispielsweise an. „Die sind ja nicht nur Straftäter, sondern auch Menschen“, betont Karin Lammel. Und so sei das Wichtigste, was Insassen aus der Arbeit in den Betrieben schöpfen können: Anerkennung. „Genau das, was sie draußen so nicht erfahren haben.“
Von den knapp 700 Insassen, die derzeit in der Krümmede ihre Haft verbüßen, arbeiten circa 500 in den Betrieben, sagt die stellvertretende Anstaltsleiterin. „Von außen sieht man nur die hohen Mauern und das Gefängnis“, sagt sie. „Aber hinter den Mauern leben Menschen – Menschen, die auch produktiv sind.“
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