Die Villa an der Hattinger Straße ist ein Wasserturm
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Bochum. Hinter der schönen Fassade des Hauses in Weitmar verbirgt sich ein Wasserspeicher. Heute wird er nicht mehr genutzt, steht unter Denkmalschutz.
Wer es nicht weiß, geht oder fährt „einfach so“ daran vorbei: Die Rede ist von dem alten Wasserspeicher in Weitmar an der Hattinger Straße. Das ist auch nicht verwunderlich, denn der Wasserturm sieht gar nicht aus wie einer, sondern wie ein altes Wohnhaus.
Tatsächlich ist die schmucke Fassade nur Camouflage. Dahinter verbirgt sich eine technische Anlage, die Anfang des vorletzten Jahrhunderts auf dem allerneuesten Stand war.
Wasserspeicher für die Steinkohlezeche in Linden
Der 1902/03 errichtete Wasserhochbehälter stand im Zusammenhang mit dem geplanten Bau eines kleinen Wasserwerks für den Betrieb der Steinkohlezeche Friedlicher Nachbar in Linden.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Da zur gleichen Zeit die neu gegründeten Verbands-Wasserwerke Bochum ebenfalls ein Wasserwerk im Ruhrtal als Quell ihrer Wasserlieferungen planten, verzichtete die Zeche auf ihr Vorhaben und wurde stattdessen Kunde des Verbandes. Dieser baute dann an der Hattinger Straße und in Harpen zwei Wasserspeicher, die zum Mengen- und Druckausgleich des Leitungsnetzes dienten.
Die Bauweise ist eine Sonderform
Im Wasserturm, der längst nicht mehr betrieblich genutzt wird, ist seit Längerem das Deutsche Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst heimisch. Der Einrichtung der Büro- und Arbeitsräume kam die Tatsache zugute, dass das Gebäude als Kombination aus Wasserturm und aus Wohn- beziehungsweise Betriebsräumen gebaut worden war.
Seine von dem Bochumer Unternehmen Scheven entwickelte Bauweise ist eine Sonderform, von der in Deutschland nur wenige Exemplare entstanden, und deshalb von besonderem baugeschichtlichem Wert. Logisch also, dass der Speicher heute unter Denkmalschutz steht.
Die Fassade erinnert an eine Gründerzeitvilla
Die Fassadengestaltung wirkt repräsentative, da sie an eine herrschaftliche Gründerzeitvilla erinnert. Auch das kam nicht von ungefähr, dann als der Turm gebaut wurde, war Weitmar noch eine eigenständige Gemeinde. Man war stolz darauf, nach jahrhundertelanger Prägung durch die Landwirtschaft nun auch Anschluss an die zukunftsträchtige Kohleförderung/Industrialisierung gefunden zu haben.
Das im äußeren Eindruck viergeschossige Gebäude verfügt im unteren Bereich über zwei Wohn- bzw. Bürogeschosse, während sich darüber zwei Wasserbehälter mit einem Volumen von insgesamt 2000 Kubikmetern befinden.
Bis Ende der 1950er Jahre wurde der Wasserturm noch als Speicher genutzt. Mitte der 1970er Jahre übernahm die Stadt den Hochbehälter von den Stadtwerken, ließ ihn ab 1983 komplett sanieren und stellte ihn 1989 unter Denkmalschutz. Sein Pendant in Harpen wurde dagegen 1976 abgerissen.
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