Aus einem Auto-Salon wurde das Bochumer Union-Kino
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Bochum. Viele wissen nicht, dass das Union-Filmtheater mal ein Auto-Salon war. Das Gebäude war mit 32 Metern Höhe das erste Hochhaus in der Stadt.
Wenn man in Bochum nach dem Lueg-Haus fragt, dürfte man in den meisten Fällen auf den gleichnamigen Mercedes-Händler an der Unistraße verwiesen werden. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn das „wirkliche“ Lueg-Haus steht an der Kortumstraße, mitten im Bermudadreieck.
Es ist das wuchtige Hochhaus, das jeder als das Bochumer Union-Kino kennt. Und doch gibt es zwischen allem eine Verbindung. Sie ist historisch gewachsen.
Seit 60 Jahren werden im Union-Kino Filme gezeigt
Das Union-Filmtheater ist eine Institution, seit über 60 Jahren werden hier Filme gezeigt. Viele Bochumer gingen hier zum ersten Mal ins Kino, erlebten hier vielleicht ihren ersten Kuss. Wenn man das Kino betritt, hat man angesichts der großen Halle gleich den Eindruck, sich in einem besonderen Gebäude zu befinden.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Tatsächlich ist es das auch. Denn gebaut wurde das Lueg-Haus einst als – Auto-Salon! Friedrich Oscar Lueg (1875-1947), der Sohn von Autohändler und Firmengründer Friedrich Lueg (1842-1890), war Bauherr des am 1. Oktober 1925 fertiggestellten Gebäudes.
Mit 32 Metern einst das höchste Haus in Bochum
Das Lueg-Haus war Bochums erstes Hochhaus, 32 Meter ragt es empor. Der „Wolkenkratzer“, äußerlich dem Backstein-Expressionismus, im Innern der Art Déco angelehnt, war ein repräsentativer Showroom, in dem die neuesten „Schlitten“ ausgestellt wurden.
Im Krieg wurde der Autosalon zerstört, nur die Fassade blieb stehen. Schon 1950 wurde das Lueg-Haus als „Union-Bühne“ neu eröffnet. Bis zu 1600 Zuschauer fanden im Großen Saal Platz, er diente bis zur Neueröffnung des Schauspielhauses 1953 auch als Spielstätte der Bochumer Bühnen.
Jahre später kehrten die Schauspieler hierhin zurück. Unvergessen ist Peter Zadeks „König Lear“ auf der Bühne des Union, damals u.a. mit der jungen Hannelore Hoger.
Umbau zum Schachtelkino
In der Glanzzeit der Lichtspielhäuser in den 1950er Jahren erlebte das Union große Premieren, Stars und Sternchen kamen nach Bochum, so wie sie heute in die Essener Lichtburg kommen. Mit dem Aufkommen von TV und Video ging die alte Kinokultur unter.
In den 1980er Jahren wurde das Haus nach US-Vorbild in ein Schachtelkino umgebaut – plötzlich hatte das gute, alte Union zehn Kinosäle, und man konnte sich schon ein bisschen verlaufen, bis man im richtigen Film gelandet war.
Auch das ist schon wieder lange her. Ab dem Jahr 2000 wurde das Haus für rund 4 Millionen „fein“ gemacht; heute gibt es inklusive des großen sieben Kino-Säle mit modernster Technik. Der Charme der goldenen Kinozeit blieb gleichwohl erhalten, jedenfalls ein bisschen. Mit dem Auto fährt am Lueg-Haus indes niemand mehr vor.
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