Bochum. Nur eine Kirchenglocke wird künftig an das ehemalige Evangelische Paul-Schneider-Haus in Hofstede erinnern. Hier entstehen jetzt 20 Reihen-Einfamilienhäuser.
Ein Bild mit Symbolkraft: Per Lastkran wurden am Mittwoch drei Glocken aus dem ehemaligen Kirchturm an der Hofsteder Straße geborgen. Das Geläut dient als Erinnerung. Das Gemeindezentrum ist längst Vergangenheit. Dort entsteht jetzt eine Wohnsiedlung.
Noch 114.000 evangelische Christen leben in Bochum, davon rund 19.000 in Wattenscheid. Vor 20 Jahren waren noch etwa 140.000 evangelische Christen in unserer Stadt registriert. Die Folgen dieser Entwicklung sind mittlerweile unübersehbar. In vielen Stadtteilen mussten die Gemeinden auf ihre gewohnten Gottesdienststätten verzichten; liebgewonnene Kirchen wurden aufgegeben und vielfach abgerissen.
So auch an der Hofsteder Straße in Hamme, wo vor sieben Jahren das 1962 errichtete Evangelische Gemeindezentrum mit dem Paul-Schneider-Haus und dem Kindergarten (75 Plätze) dem Sparzwang des Kirchenkreises zum Opfer fiel. „Es gab seither mehrere Versuche, geeignete Investoren zu finden“, schildert Kirchmeisterin Gabriele Schefzig. Es sei „ein Glück“, dass mit dem Kölner Unternehmen Deutsche Reihenhaus AG ein Käufer gefunden wurde, der das 4200-m²-Areal gekauft hat, um 20 Einfamilien-Reihenhäuser zu bauen.
Bezahlbarer Wohnraum
„Wir befürworten ausdrücklich, dass hier bezahlbarer Wohnraum entsteht“, betont Gabriele Schefzig. So diene das einstige Kirchengelände immerhin dazu, dass sich Familien ihren Traum von eigenen vier Wänden erfüllen können. Die Preise starten bei knapp 200.000 Euro für eine Heim mit 116 qm Wohnraum inklusive Grundstück.
Das Bauunternehmen bestärkt die Erwartung der Kirchmeisterin. „Für 15 der 20 Immobilien gibt es bereits Reservierungen. Die Kaufinteressenten kommen fast alle aus der näheren Umgebung“, erklärt Firmensprecher Achim Bahn. In einem Jahr sollen die ersten Häuser bezogen werden. Dem Titel „Wohnpark Alte Kirche“ soll mit einer Reminiszenz an die Geschichte Rechnung getragen werden. Am Mittwoch wurden die drei Glocken aus dem Kirchturm mit einem Kran zu Boden gelassen. Eine der Glocken wird „im Gedenken an das ehemalige Gemeindezentrum“ restauriert und auf einem Podest mit Info-Tafel inmitten der Siedlung Platz finden. „Eine großartige und würdige Geste“, findet Kirchmeisterin Gabriele Schefzig.
Der Kirchenkreis Bochum musste in den letzten Jahren außer dem in Kürze abgerissenen Paul-Schneider-Haus die Kirche an der Suntumer Straße, die Martinikirche (Eppendorf), das Markushaus (Rosenberg), die Versöhnungskirche (Hordel), das Markushaus (Langendreer) , die Apostelkirche (Querenburg und das Ludwig-Steil-Haus in Werne aufgeben.