Bochum. Die Sportart Bouldern zieht immer mehr Menschen an. Aus gutem Grund. Demnächst eröffnet „Neoliet“ eine eigene Boulderhalle in Bochum.
Wer am Vorabend „drei Kannen getrunken hat, der kann nicht bouldern“, sagt Guido Krautkrämer in der riesigen Maschinenhalle an der Flottmannstraße. Der 41-jährige Geschäftsführer von „Neoliet“ sieht fit aus, richtig fit.
Vor über zehn Jahren ließ der gebürtige Essener sein Referendariat platzen und schuf mit dem siebenmaligen holländischen Meister Erik Jacobs eine Kletterhalle in Bochum. Aufgrund des Erfolgs kamen noch zwei in Essen und Mülheim hinzu. Dann kam in Wattenscheid an der A 40 eine Boulderhalle dazu. Klettern ohne Seil ist hip, zeitgemäß und verschiebt die eigenen Grenzen.
Bouldern ist ohne Kurs möglich
Um in einem der Kletterzentren von Neoliet klettern zu können, muss man mindestens in der Lage sein, jemanden sichern zu können. In Mülheim, Essen und Bochum kann man dafür einen Grundkurs machen, der dreimal zwei Stunden umfasst.Bouldern kann man auch ohne Kurs. Der Boulderpilz ist ca. vier Meter hoch, der Boden mit Matten bedeckt. Das Material kann in der Halle ausgeliehen werden.Informationen gibt’s auf: www.neoliet.de.
Früher wurde im Gebäude an der Flottmannstraße Frischluft in die Schächte der Zeche Constantin gepumpt. Heute ragen bunte Holzwände an den Backstein-Wällen empor. Dagegen ist der Boulderpilz fast ein Winzling. Es ist eine Nachahmung eines Felsens, wie man ihn wohl auch in den 1980ern im Boulder-Mekka Fountainebleau vorfand. Griffe und Tritte geben den Kletterern die Routen vor, die farbige Codierung legt den Schwierigkeitsgrad fest. Überhänge, an dem Boden gemessene Neigungen, erhöhen die Herausforderung.
Körpergefühl wichtiger als Kraft
Dem Körpergefühl kommt dabei große Bedeutung zu, erläutert Boulderer Andreas Dortmann: „Das wichtigste ist die Bewegung, nicht die Kraft.“ An einem Überhang oder einer Platte hängend muss der Kletterer die Belastungen etwa durch das Eindrehen des Körpers ausgleichen. Mithilfe des Zusammenspiels der unterschiedlichen Muskelpartien kann der Kletterer die Komplexität überwinden. Der Einstieg ist leicht. Schon beim ersten Mal spürt man, wie man an seine Grenzen kommt und nach wenigen Einheiten, wie man diese verschiebt.
Bouldern „trifft ins Grüne“, sagt der Dortmunder, der seit über 20 Jahren Jahren klettert und bei „Neoliet“ Routen mit entwirft. „Es läuft seit ein paar Jahren an und entwickelt sich zur Trendsportart.“ Man lebt und bewegt sich bewusst, man reflektiert, was man tut. Dabei ist man nie allein. „Circa die Hälfte der Zeit muss man Pause machen, um sich zu erholen“, erklärt Dortmann. Zeit zum „relaxen“ mit anderen, ehe man aufs Neue in der Vertikalen sein Limit findet.