Essen.. Mit dem Sommer kommt auch die Lust auf Sport. Aber nicht jeder hat Spaß am Joggen oder Schwimmen. Da ist es doch schon viel spannender, mit 58 km/h über das Wasser zu jagen oder Yoga von der Decke hängend auszuprobieren. Wir stellen Sportarten vor, bei denen Ihnen garantiert nicht langweilig wird.

Polo ohne Pferd, Fahrradfahren im Wasser, Klettern ohne Seil oder eine Choreographie aus Boxen und Tanzen. Was im ersten Moment etwas abenteuerlich klingt, sind eigentlich ganz normale Sportarten, die vor allem sehr viel Spaß machen. Alle sind geeignet für Anfänger und können daher bedenkenlos ausgeübt werden. Was sich dahinter versteckt und welcher Sport für wen am besten geeignet ist sowie Übungen für Anfänger gibt es hier:

1. Kein Pferd - ein Rad muss her

Fahrradbegeisterte können sich beim Radpolo auspowern. Beim Wettkampf spielen zwei Mannschaften mit je zwei Radfahrern gegeneinander. Die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Schusses kann bis zu 40 km/h betragen. Gespielt wird in einer Turnhalle - auf zwei Tore von zwei mal zwei Metern. Das Spielfeld misst 11 mal 14 Meter. Ziel ist es, den Ball mit einem Schläger an einem langen Stiel in das gegnerische Tor zu treiben. "Für diese Art des Polos müssen Anfänger nur Fahrrad fahren können", sagt Trainerin Birgit Schaffers. Sie betreut die Radpolo-Mannschaft des RSV Falke Kervenheim-Kevelaer. Allerdings müssen Anfänger sehr gut Rad fahren, denn die Spieler dürfen in beiden siebenminütigen Halbzeiten nicht die Füße von den Pedalen nehmen. Sollten die Spieler doch den Boden berühren, müssen sie über die eigene Torauslinie fahren, bevor sie weiterspielen dürfen.

"Das Besondere am Radpolo ist, dass wir die Balance auf dem Rad halten müssen und den Lenker auch nur mit einer Hand berühren, in der anderen halten wir ja den Schläger", erklärt Birgit Schaffers. Beim Training bringt sie ihren Schützlingen hauptsächlich den Umgang mit dem Ball durch Zielübungen auf dem Rad und die Radbeherrschung, beispielsweise durch Slalom fahren, bei.

Beim Radpolo nutzen die Spielerinnen ein besonderes Fahrrad ohne Bremsen.
Beim Radpolo nutzen die Spielerinnen ein besonderes Fahrrad ohne Bremsen. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Beim Radpolo benutzen die Spieler kein normales Fahrrad, sondern ein Rad ohne Bremsen. Außerdem kann es mit einer Eins-zu-eins-Übersetzung sowohl vorwärts, als auch rückwärts fahren und ist auf Grund der sehr spartanischen Aussstattung relativ leicht und wendig. Dieses Spezialrad kann bis zu 2.500 Euro kosten. Das Rad stellt jedoch der RSV Falke Kervenheim-Kevelaer zur Verfügung, ebenso wie Schläger und Bälle. Anfängern rät die Trainerin, erst einmal sicher Radfahren zu üben: "Alles andere lernen wir später beim Training." Ihre Spieler sitzen jeden Freitag ab 17.30 Uhr im Sattel.

2. Yoga auf dem Kopf

Schwebend von der Decke hängen und dabei die Wirbelsäule entspannen, das ist Anti-Gravity-Yoga. Das Besondere an dieser Art des Yogas: Die Teilnehmer absolvieren ihre Übungen in großen Tüchern, die an der Decke befestigt sind. So ist es einfacher, die Figuren auf dem Kopf zu machen. "Das ist beim normalen Yoga nur mit einem Kopfstand möglich und das kann für Anfänger recht anstrengend sein", erklärt Anti-Gravity-Yoga-Trainerin Vivian Feld vom Tanzstudio VI-Dance in Essen. Das Anti-Gravity-Yoga dehnt und kräftigt die Muskeln und entspannt gleichzeitig.

Auch beim AntiGravity-Yoga gehören wie bei anderen Formen des Aerial-Yoga Übungen im Schwebezustand zum Grundprinzip.
Auch beim AntiGravity-Yoga gehören wie bei anderen Formen des Aerial-Yoga Übungen im Schwebezustand zum Grundprinzip. ©  Marius Becker |  Marius Becker

Das riesige Tuch wird dabei ganz unterschiedlich eingesetzt. Zum Schwingen, zum Reinlegen oder zum Kraftaufbau. "Wir können beispielsweise unser Körpergewicht nutzen und uns am Tuch hochziehen", erklärt Vivian Feld. Durch die Einheiten in der Luft wird die Wirbelsäule entspannt.

Entspannen bei ruhiger Musik

Eine Trainingsstunde beginnt mit einem Aufwärmprogramm, das teilweise aus normalen Yoga-Übungen besteht und teilweise schon von der Decke hängend durchgeführt wird. Während des Hauptteils nutzen die Teilnehmer die Tücher für ihre Einheiten. Zum Abschluss entspannen die Teilnehmer ihre Muskeln bei ruhiger Musik - eingewickelt in den Stoff.

"Die Übungen können auch zu Hause gemacht werden, dazu benötigt man jedoch das spezielles Tuch", sagt die Trainerin. Dieses kostet zwischen 100 und 150 Euro und muss korrekt an der Decke befestigt werden. Jeden Samstag bietet das Tanzstudio Anti-Gravity-Yoga an, pro Monat zahlen die Besucher 45 Euro. Anfänger benötigen keinerlei Vorerfahrung. "Aber Interessenten sollten nicht direkt nach einer Zahn-OP oder Kopfverletzung mit einem Kurs anfangen."

3. Vier Schläger für ein Spiel

Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis - wer Lust auf alle vier Rückschlagsportarten gleichzeitig hat, ist beim Racketlon genau richtig. Je ein Satz wird in jeder Sportart gespielt, 21 Punkte müssen pro Satz erreicht werden. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Match. "Die Reihenfolge ist so festgelegt, dass man mit dem kleinsten Schläger anfängt und mit dem größten aufhört", erklärt Racketlon-Spieler Karsten Rauhaus vom Rhein-Ruhr-Racketlon-Verein, der in Düsseldorf trainiert. Derzeit besteht der Verein aus elf Mitgliedern, die alle aus dem Gebiet zwischen Rhein und Ruhr kommen. Das Training findet jeden Dienstag von 20 bis 23 Uhr im Cosmo-Sports in Düsseldorf statt.

Beim Racketlon spielen die Spieler einen Satz Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis gegeneinander.
Beim Racketlon spielen die Spieler einen Satz Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis gegeneinander. © NRZ | NRZ

Dort trainieren die Mitglieder die einzelnen Sportarten hintereinander. "Neulinge finden für jede der vier Sportarten alte Hasen, die ihnen am Anfang mit nützlichen Tipps bis hin zu Trainingeinheiten zur Seite stehen können", sagt Karsten Rauhaus. Anfänger sollten jedoch eine der vier Sportarten schon recht gut beherrschen, noch besser ist es, wenn sie zwei oder mehr Sportarten als Hobby betreiben. Auch gute Schlagtechnik und Beinarbeit ist förderlich.

Mit den eigenen Schlägern spielt es sich am besten

Ein erstes Schnuppertraining ist kostenlos, danach kostet die Trainingseinheit für Nichtmitglieder 25 Euro. Mitglieder zahlen zehn oder 20 Euro, je nach Monatsbeitrag, der fünf oder 15 Euro beträgt.

Racketlon-Anfänger, die erst mal schnuppern wollen, müssen sich nicht sofort vier neue Schläger kaufen. Sie können sich diese von Vereinsmitgliedern leihen. "Wer jedoch dabei bleiben will, sollte sich schnell seine eigenen Schläger besorgen, um sich darauf einzustellen. Gerade in einer Sportart wie Tischtennis bleiben Erfolge aus, wenn man jedes Mal mit anderem Material spielt."

4. Der Klassiker

Bereits in den 20er Jahren war es der Trendsport - das Rhönrad. Es gibt drei Disziplinen: das Geradeturnen, das Spiralenturnen und den Sprung. Beim Geradeturnen rollt das Rad auf beiden Ringen, beim Spiralenturnen bewegt sich das Rad nur auf einem der äußeren Ringe und beim Sprung muss der Turner in das Rad springen. Der Linden-Dahlhauser Turnverein 1876/1888 aus Bochum besitzt eine Rhönradabteilung, die im Leistungsbereich aktiv ist. Das Team besteht aus etwa 30 Turnerinnen im Alter von 7 bis 36 Jahren. Trainerin Agathe Ogrodowczyk kennt die Vorteile des Rhönradturnens: "Es stärkt das Körpergefühl und die Haltung, da wir im Rhönrad permanent gestreckt sind."

Das Rhönradturnen war in den 20er Jahren die Trendsportart.
Das Rhönradturnen war in den 20er Jahren die Trendsportart. © WAZ FotoPool | Unbekannt

Die Herausforderung und auch der Spaß beim Rhönrad ist, dass die Turner das Rad mit ihrem Körper steuern müssen. "Das Sportgerät bewegt sich ja durchgehend, daher sind Koordination sowie Kraft, Körperspannung und Gleichgewicht gefragt", sagt die Trainerin. Auch für den Breitensport sind diese Eigenschaften wichtig. Anfangen kann aber jeder. In Kursen können die neuen Turner dann lernen, wie sie das Rhönrad koordinieren. "Es gibt sogar Senioren, die noch mit 70 Jahren Rhönrad turnen." Die Rhönradabteilung des Linden-Dahlhauser Turnvereins hat sich auf Springen und Geradeturnen spezialisiert. Auf Veranstaltungen führen sie aber auch Übungen aus dem Spiralturnen vor.

Jedermanngruppe beim TuS 09 Erkenschwick

Eine Jedermanngruppe gibt es beispielsweise beim TuS 09 Erkenschwick. Hier trainieren kleine und große Rhönrad-Fans freitags von 17 bis 18.30 Uhr. Alle beginnen erst einmal mit kleineren Übungen, wie durch das Rad laufen. "Dabei halten sich die Turner an den Sprossen im Rad fest und laufen so durch", sagt Rhönrad-Turnerin und Trainerin Bianca Münch. Danach können die Turner versuchen, sich über den Kopf zu drehen, indem sie sich an den Sprossen im Rad festhalten. "Es kommt dabei sehr auf die Körperspannung an, wenn sich jemand gut im Rad halten kann, dann bieten wir ihnen auch schwierigere Übungen an", sagt Ogrodowczyk.

5. Intervalltraining mit Boxen und Pilates

Pilates und Boxen, das sind die zwei wichtigsten Elemente beim Piloxing, abgerundet wird diese neue Sportart durch Tanzelemente. "Das Tolle an Piloxing ist die Mischung, es gibt intensive und ruhige Einheiten. Wie beim Intervalltraining wird so die Fettverbrennung extrem angeregt", sagt Piloxing-Instructor Anita Oppong.

Piloxing ist eine Mischung aus Pilates und Boxen.
Piloxing ist eine Mischung aus Pilates und Boxen. ©  Jens Schierenbeck |  Jens Schierenbeck

Eine Trainingseinheit beginnt mit einem Warm-Up und beinhaltet dann eine Choreographie, die zwischen den einzelnen Elementen wechselt. Es werden immer die leichtesten Übungen aus beiden Sportarten absolviert, so dass jeder mitmachen kann. Durch die Pilateselemente werden die Muskeln nicht die ganze Zeit beansprucht. Das kommt Anfängern zu Gute, die zwischendurch Ruhephasen benötigen. Sportler, die schon länger dabei sind, können zusätzlich 250-Gramm-Handschuhe anziehen. Diese helfen, die Muskeln in der Länge zu definieren.

Piloxing fördert die Balance

"Beim Piloxing werden die Muskeln wie auch beim Ballett sehr schön geformt", erklärt Anita Oppong. Zum Abschluss des Trainings gibt es eine Bodensequenz, die Bauch und Po trainiert. Danach folgt das Cool-Down, um den Körper wieder herunterzufahren.

"Das Training kräftigt die Muskeln im ganzen Körper und fördert die Balance", sagt Anita Oppong. Sogar die Fußmuskulatur werde angeregt, da das Training normalerweise in Socken oder barfuß abgehalten wird. Ihre Kurse gibt sie im Boxstudio Khou Khii, Olpe 37, in Dortmund. Eine Stunde kostet acht Euro.

6. Fahrradfahren im Wasser

Im Wasser radeln - das ist Aqua Cycling. Doch das Training ist mehr als nur ein bisschen planschen. Neben den Beinen werden auch die Arme trainiert - denn die müssen ebenfalls arbeiten. "Aqua Cycling ist ein Ganzkörpertraining. Es fördert die Koordination und Kondition", sagt Trainerin Sabine Wolters. Sie gibt Aqua-Cycling-Kurse im Sport-Paradies in Gelsenkirchen. Beim Training wird neben der Beinmuskulatur besonders die Rumpf-, Rücken-, und Armmuskulatur gestärkt. Einerseits durch das Rad fahren - mal wird im Sitzen, mal schwebend, mal im Stehen gefahren -, aber auch durch zusätzliche Geräte für die Arme. Das Training nutzt sowohl den Wasserauftrieb als auch den Wasserwiderstand für den Trainingseffekt. Die Koordination fördert die Trainerin, indem sie die Teilnehmer den einen Arm kreisen, den anderen Arm Wasser schieben lässt.

Aqua Cycling ist ein Ganzkörpertraining.
Aqua Cycling ist ein Ganzkörpertraining. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Die Bewegungen sind durch das Wasser sehr schonend. Daher eignet sich Aqua Cycling besonders für Personen mit Rücken- oder Knieproblemen. "Diese Sportart wird deshalb teilweise auch in der Reha eingesetzt", erklärt Wolters. Das Training sei nicht nur gut für den Körper: "Viele Menschen sind gerne im Wasser und fühlen sich dort wohl, daher tun sie gleichzeitig etwas für ihre Seele." Außerdem werde die Bewegung im Wasser als nicht so anstrengend empfunden - obwohl sie das ist.

Trainiert wird auf Spezialrädern

Ihren Kursus beginnt Wolters mit Einfahren im Wasser. Bei der Trainingseinheit wechselt sie zwischen stehend, sitzend und schwebend fahren. Beim abschließenden Ausfahren achtet die Trainerin darauf, dass es zu keinem Stillstand kommt: "Das ist wichtig, denn im Wasser kühlen die Teilnehmer schneller aus als in einer Sporthalle."

Bei den Rädern handelt es sich um spezielle Trainings-Räder, die nicht rosten. Ein Rad wiegt um die 15 Kilogramm und wird zu Beginn von den Teilnehmern ins Wasser geworfen. "Dabei helfen wir uns aber gegenseitig." Ein Kursus umfasst zehn Einheiten und kostet im Sport-Paradies Gelsenkirchen 85 Euro. Darin ist auch der Eintritt in das Bad enthalten - das kann auch zum Schwimmen vor oder nach dem Training genutzt werden. Die Kurse werden täglich außer samstags angeboten. Mitmachen können alle Altersgruppen, jedoch müssen Kinder schon groß genug sein, um auf das Rad zu passen.

7. Mit 58 km/h übers Wasser rauschen

Hier geht es richtig zur Sache. Nur an einem Seil halten sich die Wakeboarder und Wasserskier fest - es ist 18,25 Meter lang. Dann geht es auf einem Board über das Wasser, fast wie beim Wasserski - nur eben mit nur einem Brett unter den Füßen. Profis verkürzen die Leine, der Rekord liegt bei 9,50 Meter. Die Sportler testen sich in drei Disziplinen: Slalom, Springen und Trickski. Slalom ist dabei der "Klassiker". Ein verkürztes Seil bedeutet für die Wakeboarder, dass sie extrem stark ziehen und beim Slalom die Boje in engstmöglichem Radius umrunden müssen.

Wakeboard ist nichts für schwache Nerven.
Wakeboard ist nichts für schwache Nerven. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

"Die Herausforderung und zugleich auch der Reiz liegt im optimalen, harmonischen Zusammenspiel von Technik, Kraft, Geschwindigkeit und Timing. Das braucht seine Zeit, macht aber auf jeder Leistungsstufe richtig Spaß!" sagt Thomas Cremer, Vorsitzender des Wasserski Club Duisburg Rheinhausen. Für ihre Trainingszeiten dienstags, samstags und sonntags mietet der Verein die Seilbahn am Toeppersee in Duisburg. Auf diese Weise bekommt jeder Teilnehmer optimale Bedingungen geboten: Das Wasser ist glatt, die Wunschgeschwindigkeit ebenso wie die Leinenlänge wird dem Wakeboarder individuell angepasst.

Keine Haltungsnoten beim Sprung

Beim Slalom geht es darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Bojen zu umrunden. Gesprungen wird dagegen mit Hilfe einer Schanze, über die die Wakeboarder brettern. Haltungsnoten werden dabei nicht vergeben, allein die Weite zählt. Beim Trickski muss der Läufer möglichst fehlerfrei ein Figurenprogramm absolvieren.

Der Verein selbst hat wiederholt Deutsche- und Europameisterschaften an der Seilbahn ausgerichtet und kann mehrere Deutsche Meister sowie Jugend- und Europameister in seinen eigenen Reihen vorweisen. Die freuen sich, ihr Wissen an Neulinge weiterzugeben. Ansonsten können Sportler zwischen Mai und September täglich am Toeppersee in Duisburg üben. Dort werden auch Kurse angeboten.

8. Zwischen zwei Bäumen balancieren

Im Sommer sieht man sie oft im Park, Slakliner, die zwischen zwei Bäumen ihre "Line", einen elastischen Gurt, gespannt haben und balancieren. Das Laufen auf dem Gurt erfordert Konzentration, Balance und Koordination, da die "Line" im Gegensatz zum starren Seil beim Seiltanzen elastisch ist. Anfänger benötigen lediglich eine kurze Line, etwa acht Meter lang, die kniehoch über den Boden gespannt wird – dann kann es schon losgehen: "Lines für Anfänger kosten so um die 50 Euro", sagt Slackliner Matthias Hackert. Die Novizen stellen zu Beginn nur einen Fuß auf die Line und müssen versuchen, gerade stehen zu bleiben. "Am Anfang zittert der Körper dabei sehr stark und man kommt sich ein bisschen komisch vor, aber schon bald kann man als Neueinsteiger auf der Line laufen", erklärt Matthias Hackert. Danach wolle man automatisch längere Lines laufen und die Line höher hängen.

Slackliner spannen ihre Line einfach dort, wo es ihnen gefällt.
Slackliner spannen ihre Line einfach dort, wo es ihnen gefällt. © WP | WP

Das Slaklining eignet sich auch als Trainingsergänzung für Sportarten, die ein gutes Gleichgewichtsgefühl voraussetzten, wie Ski fahren, Snowboarden, Voltigieren oder Klettern. Es fördert zudem Konzentration und Ausdauer. "Außerdem wird der Körper durch regelmäßiges Training ruhiger", sagt der Slackliner. Besonders die seitliche Rückenmuskulatur werde durch das ständige Balancieren gestärkt.

Sprünge und Salti auf Line möglich

Und das bei allen Disziplinen, wie auch beim Long Lining, bei dem die Sportler eine sehr lange Line entlanglaufen. "Der Rekord liegt bei 380 Metern", sagt Hackert. Dabei sei die Konzentration sehr wichtig. Etwas actionreicher ist das Tracklining, bei dem die Sportler Sprünge und Salti auf der Line üben.

Spezielle Kurse gebe es nur selten. "Slacklining ist kein Vereinssport, ich treffe mich einfach mit Freunden irgendwo", sagt Matthias Hackert. Eine Möglichkeit, es auszuprobieren: "Einfach mal jemanden im Park ansprechen, wir lassen jeden auf die Line." Eine Anfänger-Line kostet rund 50 Euro und ist 15 Meter lang. Wichtig sei, an Baumschoner zu denken. Ein altes Handtuch zwischen Baum und Line zu spannen reiche aber völlig aus. "Ich benutze einen Kunstrasenteppich. So wird die Reibung vermieden und die Line ruckelt nicht so", erklärt der erfahrene Slackliner. Ansonsten gibt es regelmäßig Slackline-Festivals, die Kurse für Fortgeschrittene und Anfänger anbieten.

9. Kreatives Klettern - nur nicht so hoch

Bouldern heißt so viel wie Ausprobieren - es wird geklettert - ohne Seil. Aber trotzdem ist es ungefährlich und auch für Menschen mit Höhenangst geeignet, denn geklettert wird auf maximal vier Metern. Der gesamte Boden einer Boulder-Halle ist mit einer weichen Matte ausgestattet. Wer abstürzt, fällt also weich. Citymonkey Essen heißt eine Halle, die sich auf Bouldern spezialisiert hat. Die Routen sind kurz und können in 60 Sekunden erklettert werden - die Muskeln werden also nur kurzzeitig belastet, dann aber sehr stark. Außerdem benötigen die Routen eine gewisse Vorlaufzeit. Die Sportler müssen sich den Bould erst einmal ansehen, denn teilweise ist nicht direkt erkennbar, wie man eine Route meistern könnte. "Das ist der größte Unterschied zum Klettern, beim Bouldern geht es um Kraft, beim Klettern um Ausdauer", erklärt Trainerin Tabea Ihln.

Bouldern fördert Kraft, Ausdauer, Koordination und Konzentration.
Bouldern fördert Kraft, Ausdauer, Koordination und Konzentration. © Marijan Murat | Marijan Murat

Beim Bouldern ist aber nicht die absolute Kraft entscheidend, vielmehr das Verhältnis von Kraft und Körpergewicht. Auch Fähigkeiten wie Geschicklichkeit und Beweglichkeit sind sehr wichtig. Die Bewegungen sind dynamischer und akrobatischer als beim Klettern - und erfordern ein hohes Maß an Konzentration. "Außerdem ist Bouldern sehr rückenschonend, da der Körper auf eine gesunde Art beansprucht wird und die Bewegungen natürlich sind", erklärt die Trainerin.

Beweglichkeit und Koordination wird verbessert

Bouldern fordert den ganzen Körper und verbessert die Kraft der gesamten Skelettmuskulatur. Außerdem wird die Beweglichkeit und Koordination verbessert. Dadurch, dass sich jeder Bould vorher genau angesehen werden muss, wird auch die Kreativität der Sportler  angeregt.

In der Boulderhalle Citymonkey gibt es einige Anfängerrouten. Diese sind mit Griffen ausgestattet, die besonders gut festzuhalten sind. Schwerer wird es, wenn am Überhang auf dem Kopf geklettert wird und die Griffe rutschig sind oder die Kletterer sich lediglich an zwei Fingern festhalten müssen. Damit auch Profis nicht langweilig wird, bauen die Mitarbeiter alle zwei Wochen die Routen um. Außerdem werden in der Halle Anfängerkurse angeboten, die individuell angefragt werden können. Eine Tageskarte für Erwachsene kostet 7,50 Euro.

10. Die Stadt ist der Spielplatz

Beim Parkour geht es darum, sich möglichst effizient fortzubewegen. Auf dem Weg von A nach B werden Hindernisse möglichst elegant überwunden - egal ob Blumenbeet, Zaun oder Auto. Parkour ist ein gefährlicher Sport und wird von professionellen Läufern oft auf einem sehr hohen Niveau gezeigt. Sie trainieren regelmäßig und über viele Jahre. Wichtig ist, nicht nur vor dem eigenen Körper Respekt zu haben, sondern auch vor dem Eigentum anderer.

Beim Parkour wird die Stadt mit all ihren Hindernissen zum Spielplatz der Sportler.
Beim Parkour wird die Stadt mit all ihren Hindernissen zum Spielplatz der Sportler. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Die Übungen sind anfangs nicht besonders schwer. "Wir fangen damit an, dass wir einen Sprung auf einen Kasten machen und dort in der Hocke landen", erklärt Übungsleiter Nils Wittmann vom TVK Essen. Im weiteren Training wird der Kasten höher und irgendwann springen die Sportler über den Kasten.

Parkour verlangt ein hohes Maß an Körperbeherrschung, Selbsteinschätzung und Disziplin sowie Konzentration und geistige Stärke. Es geht darum, seinen Körper zu trainieren und zu fordern, sich selbst aber nicht zu überfordern. "Es kann jeder bei uns mitmachen, aber Turner oder Akrobaten haben es einfacher, weil sie bereits eine sehr gute Körperspannung mitbringen", erläutert Wittmann.

Auf die richtigen Schuhe kommt es an

Anfangen sollten Neulinge jedoch mit kleineren Hindernissen, wie einem Kasten. Dabei gelten Vorsicht, Konzentration und Respekt. Erst später sollten sich die Sportler an ihr persönliches Höchstmaß herantasten. Wichtig vor dem Training ist das Aufwärmen. Es schützt nicht nur vor Verletzungen - sondern auch vor Muskelkater. Schuhe sind beim Parkour besonders wichtig: Sie müssen rutschfest sein, gut sitzen und Stöße abdämpfen. "Und natürlich darf die Hose nicht beim ersten Sprung reißen", sagt der Übungsleiter.

Trainiert wird von 20 bis 22 Uhr in der Sporthalle Kupferdreh. Es gibt drei Gruppen: Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. Die 20 bis 50 Sportler der Parkour-Gruppe des TVK Essen sind zwischen neun und 30 Jahre alt. "Außerdem helfen sich die Mitglieder auch gegenseitig." Die Sportler treffen sich im Sommer regelmäßig privat, um auch draußen zu üben“, so Wittmann: "Es ist einfach toll, dass wir ganz spontan durch die Stadt laufen, dort ein Hindernis sehen und es in unsere Choreographie einbauen."