Bochum. . Hochschule und Stadt arbeiten an einem Programm für Mobiltelefone. Mit dem sollen Menschen mit Behinderung den besten Weg von A nach B finden.

Für Menschen mit Behinderung wäre das der Idealfall: eine barrierefreie Stadt. Das möglich zu machen ist schwierig, ist kostenintensiv, dauert. Aufwendig, aber schneller umzusetzen ist eine andere Idee: ein Programm für das Mobiltelephon, ein App, die Menschen mit Behinderung anzeigt, wie sie innerhalb der Stadt möglichst schnell barrierefrei von A nach B kommen.

Die App muss immer aktuell sein

Eine Projektgruppe der Hochschule kümmert sich noch bis zum Ende des Wintersemesters um diese anspruchsvolle Aufgabe. Sie macht das in Absprache mit der Stadt und in Zusammenarbeit mit der Unfallkasse NRW sowie in der Hoffnung, dass die Stadt das Projekt dann weiterführt. „Nur dann macht so eine App für das Handy Sinn“, sagt Prof. Dieter Rüth, Behindertenbeauftragter der Hochschule. „Baustellen müssen eingepflegt werden, die App muss immer aktuell sein.“

Hochschule ist bereits behindertengerecht

In der Hochschule Bochum sind alle mehrstöckigen Gebäude durch Aufzüge erreichbar. Durch die Aufzüge sind die wichtigsten Räume und Hörsäle in den einzelnen Gebäuden zugänglich.

Die Aufzüge sind behindertengerecht mit Ruftasten und einem Bedienfeld mit Blindenschrift in Sitzhöhe ausgestattet. In fast allen Gebäuden sind ausgeschilderte Behindertentoiletten sowie elektrische Türen eingerichtet.

Thomas Sprenger, Pressesprecher der Stadt, geht genau davon aus. „Es ist ein Projekt, das wir begrüßen. Es ist ernst und wichtig und wir haben deswegen ja umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung gestellt. Zudem haben wir Mitarbeiter Begehungen machen lassen, wo gute, also barrierefreie Stellen in der Stadt sind, und wo schlechte.“

In einem ersten Schritt waren Mängel und Probleme erfasst worden. Neben der Begehung der Hochschule wurde auch die Innenstadt sowie der öffentliche Nahverkehr sowie die Bahnhöfe unter die Lupe genommen. Die Projektgruppe machte sich dafür auf den Weg in die Stadt, um zu erleben, mit welchen Problemen ältere oder behinderte Menschen im städtischen Alltag konfrontiert werden. Mit einer Spezialbrille simulierten sie eine Sehschwäche, Gelenksteife durch Manschetten an Knien und Ellbogen sowie eine Halskrause. „Am Anfang war das lustig, weil die Wahrnehmung stark verändert ist und man unfreiwillig mit Hindernissen zusammenstößt“, sagte Student Ouassim Azzi. Bald sei es dann aber nur noch anstrengend und lästig gewesen.

App ermittelt den besten Weg

„Es sind zwar schon viele Anstrengungen unternommen worden, um Barrieren im öffentlichen Bereich und im Nahverkehr abzubauen“, sagt Projektmitarbeiter Benjamin Thomas, der aufgrund einer Gehbehinderung selber auf einen Rollstuhl angewiesen ist. „Trotzdem gibt es immer noch zahlreiche Gebäude und Straßen, die nicht barrierefrei sind.“ Für Studierende, die bewegungsbeeinträchtigt, schwer sehbehindert oder blind sind, spielt der Aspekt „Barrierefreiheit“ oft eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Studienorts. „Ziel der Projektarbeit ist“, sagt Rüth, „dass wir Hochschule und Stadt attraktiver für beeinträchtigte Menschen machen.“

Derzeit erstellen die Studierenden gemeinsam mit Mitarbeitern des Fachbereichs Geodäsie einen mobilen, interaktiven und barrierefreien Service zur Orientierung, der dann als App z.B. auf Laptops und Mobiltelefonen eingesetzt werden kann. Hindernisse werden mit leicht verständlichen Symbolen erfasst und erläutert. Geodäsie-Professorin Ulrike Klein: „Man kann die Art der Behinderungen einstellen. Die App ermittelt dann den besten Weg von A nach B.“