Bochum. Die Stadt muss bis 2022 noch 650 Bushaltestellen barrierefrei ausbauen. Geschätzte Kosten. 13 Millionen Euro. Das wird aber „nicht leistbar sein“.

Die Stadt steht vor einem weiteren finanziellen Kraftakt. Eine Überarbeitung des so genannten Personenbeförderungsgesetzes schreibt den Kommunen vor, bis zum Jahr 2022 sämtliche Haltestellen von Bus & Bahn vollständig barrierefrei oder niederflurgerecht einzurichten beziehungsweise auszubauen, um Menschen mit Gehbehinderungen das Aus- und Einsteigen und Sehbehinderten die Orientierung zu erleichtern. Die Stadtverwaltung schätzt die Kosten auf mindestens 13 Millionen Euro.

Die Finanzierung sei jedoch „eine große Umsetzungshürde“ und werde zusammen mit der personellen Lage „nicht leistbar sein“, heißt es. Die Stadt will deshalb Ausnahmen von den gesetzlichen Vorgaben geltend machen, denn das lässt der Gesetzgeber unter bestimmten Voraussetzungen zu.

Nur ein Drittel der Bushaltestellen ist schon barrierefrei

Insgesamt gibt es im Bochumer Stadtgebiet 1174 so genannte Richtungshaltestellen für Busse und Straßenbahnen – Haltepunkte nur in einer Fahrtrichtung. Von dieser Anzahl gelten bereits 455 als „niederflurgerecht“. Das trifft vor allem auf Straßenbahn-Haltestellen zu, die bereits fast komplett ausgebaut sind. Handlungsbedarf besteht fast nur bei den Bushaltestellen: Von diesen gibt es in Bochum 973. Lediglich ein Drittel von ihnen ist bereits barrierefrei.

Noch nicht fertig ausgebaut: die Bogestra-Bushaltestelle „Im Berge
Noch nicht fertig ausgebaut: die Bogestra-Bushaltestelle „Im Berge" im Stadtteil Dahlhausen. © Gero Helm / FUNKE Foto Services

Konkret heißt dies, dass die Stadt bis 2022 noch 650 Bushaltestellen ausbauen muss. Jährlich wären dies 82. Die Kosten pro Jahr belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro. Noch nicht eingerechnet sind darin die Kosten für Anpassungen in der Zuwegung der Haltestellen. Um das alles schultern zu können, erhoffen sich die Stadtverwaltung und auch andere Kommunen vom Bund und Land eine sachgerechte personelle und finanzielle Ausstattung. Bisher sei aber noch keinerlei Unterstützung signalisiert worden, heißt es im Rathaus.

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Ziel ist „extrem sportlich“

Auch die Bogestra selbst hält das Ziel 2022 für „extrem sportlich“, wie Unternehmenssprecherin Daniela Stürmann der WAZ sagte. Die Bogestra werde an den jeweiligen Ausbauarbeiten stets beteiligt. „Man stimmt sich mit der Kommune ab.“ So wird die Stadt auch bei der Gestaltung der barrierefreien Haltestellen den Vorgaben der Bogestra folgen und speziell für sehbehinderte Menschen eine rote Pflasterung, taktile Platten für Warn- und Orientierungsstreifen sowie Aufmerksamkeitsfelder einbauen. Außerdem erhalten die Haltestellen einen erhöhten Bordstein, damit die Fahrgäste niveaugleich ein- und aussteigen können.

Die Stadt wird bestimmte Haltestellen vorrangig ausbauen. Bevorzugt werden solche mit viel Betrieb, in zentraler Lage und mit hoher Bedeutung für den Umstieg in andere Linien. Auch die Nähe zu Seniorenanlagen, Krankenhäusern, Einkaufsmöglichkeiten und Veranstaltungsstätten entscheiden über einen vorgezogenen Ausbau.