Bochum.. Bochum möchte sich mit künstlichen Wasserläufen aktiv einbringen. Damit soll mittelfristig nicht nur das innerstädtische Klima kühler werden. Auch Hochwasser- oder Überflutungsereignisse lasse sich so wirksam bekämpfen.
Erschreckend ins Auge fallend sind die roten Flecken auf einem speziellen Bochumer Stadtplan. Es sind Hitzeinseln, ohne Grün, ohne Freiflächen und vor allem ohne kühlende Wasserflächen. In dieser verdichteten Wohnbebauung entsteht kein Wohlgefühl, schon gar nicht bei tropischen Temperaturen deutlich über 30 Grad wie in diesen Tagen. Die Stadt möchte gegensteuern und die Bürger einbinden, um das Mikro-Klima im Viertel oder einer Straße nachhaltig zu verbessern.
Phillip Schuster ist im Umweltamt der Klimaschutzmanager und erklärt, wie sich solche oben erwähnten Hitzeinseln bilden können. „Der hohe Versiegelungsgrad kann zu einem bestimmten Punkt regelrecht gesundheitsschädlich werden“, erklärt er bei einem Vor-Ort-Termin mitten im Stadtparkviertel. Und das Problem werde größer: Die Zahl der Tropennächte, in denen es zur Schlafenszeit nicht kälter als 20 Grad wird, werde, so die aktuellen Prognosen, sich in den kommenden zehn Jahren verdreifachen. Zur Zeit gibt es pro Jahr im Schnitt zehn solcher Nächte, die vielen Menschen leicht den Schlaf rauben können. Damit verbunden sind mehr und mehr Starkregenereignisse, die das derzeitige Kanalnetz überfordern dürften.
Gut gegen Überflutung
Ein konkretes Projekt der Stadt Bochum erläutert Marko Siekmann, der sich im Tiefbauamt um die Grundlagen von Entwässerungsfragen kümmert und in die Zukunft denkt. „Unsere Idee ist es, vom Stadtpark über die Herderallee einen künstlichen Bachlauf zu führen.“ Dessen Wasser soll im Bereich der Schmechtingwiese, wo vor rund 150 Jahren noch der Schmechtingsbach plätscherte, münden. Was sich wie eine ferne Zukunftsidee anhört, könnte bereits in den nächsten zwei bis fünf Jahren realisiert werden. Kostenschätzungen gehen von bis zu einer Millionen Euro für eine solche Maßnahme aus.
Mit einer Klappe werden dann gleich mehrere Probleme gelöst, so sieht es jedenfalls die Stadtverwaltung: Es gibt einen besseren Hochwasserschutz und Schutz gegen die Überflutung. Das Kanalnetz wird dadurch entlastet.
Mit Bürgerbeteiligung
Wie sieht bei solchen Projekten die Bürgerbeteiligung aus? Etwa an der Herderallee müsste kein privates Eigentum tangiert werden. An anderer Stelle, etwa beim Harpener Bach, gab es trotz umfangreicher Informationen rasch Konflikte. Denn die Grundstückseigentümer mussten sich beteiligen, was zu Änderungen an ihren Gärten führte. Auch hier stand der Hochwasserschutz im Vordergrund.