Bochum. Seit 2013 baut sich Alexander Orozco Guzman in Bochum eine Zukunft auf. Jobcenter eröffnete Deutsch-Lateinamerikaner Perspektiven mit Hilfe eines Theaterprojekts.

In Chile scheint die Lebenssituation besser zu sein, als in anderen lateinamerikanischen Ländern. Der Deutsch-Chilene Alexander Orozco Guzman aber weiß um die Schwächen des Landes: Gute Bildung koste gutes Geld und in seiner Heimatstadt Santiago de Chile sei Kriminalität an der Tagesordnung, berichtet er.

Ländervergleich der Vereinten Nationen

Die Vereinten Nationen (UN) führen Chile nach dem „Index für menschliche Entwicklung“ (HDI) auf Platz 41. Das Land liegt damit nach UN-Kriterien an der Spitze in Lateinamerika.

Der UN-Wohlstandsindikator umfasst grundsätzlich: Lebenserwartung, Bildung, Bruttonationaleinkommen.

Deutschland liegt auf Platz sechs.

Im Mai 2013 ergriff Guzman die Chance: Sein Vater, der der Liebe zu einer Chilenin wegen nach Südamerika ausgewandert war, schickt gut zwei Jahrzehnte später den Sohn nach Deutschland, das als sicher und solidarisch gilt. „Als ich hierher kam, konnte ich Deutsch verstehen, aber nicht sprechen“, berichtet der 21-Jährige. Sein Vater habe in der Muttersprache mit ihm geredet, er selbst aber auf Spanisch geantwortet. Obwohl fernab der Heimat, weiß sich der junge Mann im Schoß der Familie. Seine Tante lebt in Langendreer und nahm ihn auf. Mittlerweile hat er eine eigene Wohnung in der Nähe. Eine weitere Tante und die Oma leben in Hattingen.

Romy Schmidt gab Rat

Nach einem Deutschkurs bot das Jobcenter ihm das Theaterprojekt „Job­Act Sprachkultur“ an, um Deutschkenntnisse zu vertiefen und Hemmungen abzubauen. Teilnehmer aus verschiedenen Ländern führten Aristophanes „Die Vögel“ auf. An die Worte der Regisseurin Romy Schmidt erinnert sich der freundliche Chilene mit deutschem Pass noch immer.

Sie habe ihm auch geraten, aufrecht zu gehen, schildert er: „Durch das Theater bin ich selbstbewusster geworden.“ Ein Interview wie dieses sei vorher kaum möglich gewesen, so Guzman. Auch das viermonatige Praktikum bei einem Bauunternehmen innerhalb des Theaterprojekts brachte ihn weiter. Nächstes Ziel ist die Fachhochschulreife mit Bezug zum Bautechnischen Assistenten. Dann möchte Guzman Architektur studieren. Doch trotz großer Pläne – ein bisschen Heimweh bleibt. Wann er wieder einmal nach Chile reisen kann, ist ungewiss.