Bochum. Im Musischen Zentrum engen viele behördliche Bestimmungen die künstlerische Freiheit ein.
Wie schön ist doch eine Inszenierung, in der an den dramatischen Stellen der Nebel die Szenerie in zwielichtige Stimmung versetzt. Noch toller ist es, wenn dabei der Protagonist Zigarette raucht und währenddessen Papier in Massen zerreißt. Der Student, der diese Szene am Musischen Zentrum der Ruhr-Universität inszenieren will, muss sich allerdings auf eine derbe Enttäuschung gefasst machen.
Denn die studentischen Theatermacher haben an der Studiobühne mitunter mit starken Einschränkungen zu rechnen. Ebenso geht es den Bereichen Fotografie und bildende Kunst.
Probleme auch mit Fotoausstellungen
So darf die riesige Bühnenfläche, auf welcher der Fantasie der Studenten eigentlich keine Grenzen gesetzt wären, nur nach bestimmten Bestuhlungsplänen aufgebaut werden. Wäre also im Grunde alles möglich, sind in der Praxis den jungen Theatermachern die Hände gebunden. Ebenso darf Glas nicht einfach auf der Bühne verwendet werden; Papier auch nicht. Es ist zu leicht entflammbar, um als Bühnenelement dienen zu können, und eine Nebelmaschine darf ebenfalls nicht benutzt werden. Die Liste könnte noch lange weitergeführt werden.
Blick ins Schauspielhaus
Anders als im Musischen Zentrum verhält es sich im Schauspielhaus. Hier wird vor der Premiere jedes Bühnenbild von der Feuerwehr abgenommen.
Je nach Einschätzung sind während der Vorstellung zwei bis drei Brandwachen vor Ort. Mindestens einer steht in der Seitenbühne und hat einen Blick auf das Geschehen.
Dass das früher nicht so war, daran erinnert sich Karin Freymeyer, Leiterin der Studiobühne, noch gut: „Früher konnten die Leute auch einfach mal auf dem Boden sitzen. Das ginge heute gar nicht mehr.“ Früher habe es durchaus abwechslungsreichere Bühnenbauten gegeben und geben dürfen, beispielsweise ein Arena-Theater mit Tribünen.
Der springende Punkt bei der Studiobühne des MZ: Mit 225 Quadratmetern ist die szenische Fläche 26 Quadratmeter zu groß, so gilt für sie eine andere Verordnung als für viele kleinere Bühnen. Vieles wäre mit einer zusätzlichen Brandwache möglich, doch dafür fehlt das Geld.
Bilderrahmen sind zu leicht entflammbar
Ein ähnliches Problem hat Felix Freier, der Leiter des Bereichs Foto. Jahrelang hatte er die Ausstellungen seiner Studenten im Foyer des MZ aufgehangen. Bis im Juni 2012 die rote Karte gezeigt wurde: „Es hieß, entweder muss alles sofort abgenommen werden, oder das Musische Zentrum wird geschlossen“, so Freier. Die Bilderrahmen galten als zu leicht entflammbar. Hier konnten mit mehreren tausend Euros Förderung 150 Bilderrahmen umgerüstet werden. „Da hat uns die Uni echt unterstützt, das muss man schon sagen“, sagt Felix Freier. Trotz allem bleiben die Darstellungsversionen jetzt deutlich eingeschränkter. Auch hier ist der Grund denkbar simpel: Das Foyer dient zeitgleich als Fluchtweg, muss also optimal gesichert sein.
Noch schlimmer hat es die bildende Kunst getroffen. Denn Acryl- und Ölgemälde auf Leinwand sind dem Brandschutz natürlich ein Dorn im Auge.