Bochum. Ein Teil wird ins Emschertalmuseum nach Wanne-Eickel ausgeliehen, ein Teil kommt ins Stadtarchiv.
Ein Vierteljahrhundert nach seiner Einrichtung wird das Bochumer Schulmuseum in seiner bewährten Form aufgegeben. Ein Teil zieht ins Emschertalmuseum nach Wanne-Eickel um, der andere Teil wird im Stadtarchiv eingelagert. „Diese Auseinanderreißen ist natürlich bedauerlich, doch eine andere Lösung gab es nicht“, bedauert Hans H. Hanke, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
In seiner letzten Sitzung hatte der Ausschusses für Kultur dem von der Verwaltung vorgelegten Procedere zugestimmt. Es war das Ende einer Debatte, die seit dem letzten Sommer um Möglichkeiten zum (teilweisen) Erhalt und zu Alternativen zur Unterbringung des Schulmuseums geführt worden war. Hintergrund: der Standort in der Riemker Cruismannsschule muss aufgegeben werden, da wegen veränderter Brandschutzbestimmungen das alte Schulhaus nicht mehr als öffentliches Museum genutzt werden darf.
Teilverlegung vorgeschlagen
Die Cruismannschule müsste umgerüstet werden, dafür ist aber kein Geld da. Entsprechend hatte die Schulverwaltung bereits im Januar eine Teil-Verlegung des Museums nach Wanne-Eickel vorgeschlagen. Das war damals nicht auf die Gegenliebe gestoßen „Wir wollen das Museum hier erhalten, und zwar als Ensemble“, betonte Kulturausschuss-Vorsitzender Dieter Fleskes (SPD).
Nun wird neu argumentiert. Andere Standorte, etwa die Kirchschule in Langendreer, seien geprüft, am Ende aber als unrealistisch – weil zu teuer in Einrichtung und Unterhalt – verworfen worden. Als schnelle Lösung war auch der Umzug an die Stühmeyerstraße im Gespräch. Hier stehen im alten Heintzmanngebäude zweimal 600 qm ehemalige Büroflächen leer. Aber auch hier werden Umbauten notwendig, die nach Begutachtung der Räume auf über 2 Millionen Euro beziffert werden. Unbezahlbar für die klamme Stadt Bochum.
Bochum blutet aus
Dass Bochum sein Schulmuseum aufgibt, ist die schlechte Nachricht. Dass es wenigsten in Teilen im Emschertalmuseum in Wanne überlebt, die gute. Das ist aber auch schon alles.
Denn natürlich ist der Vorgang im Ganzen ein Trauerspiel. Weil er erneut belegt, dass unsere Stadt kulturell langsam aber sicher ausblutet. Der Zwang, der dem Schulmuseum die Existenz nahm, ist derselbe, der das Literaturhaus verhinderte, der das Stadtarchiv ständig bedroht, die freie Szene aussaugt: kein Geld.
Was wollen wir uns eine lebenswerte Stadt kosten lassen? Sicher, Straßen zu unterhalten ist wichtig. Aber eine Großstadt mit immer weiter ausgedünnten Kulturangeboten gräbt sich am Ende selbst das Wasser ab.
Jürgen Boebers-Süßmann
Damit vor allem auch Schulkinder weiter die Möglichkeit haben, in der Nähe „Schule früher“ zu erleben, wurde der Deal mit dem Emschertalmuseum Herne ausgehandelt. Das „Klassenzimmer anno 1900“ und einige ausgewählte Exponate werden zeitlich befristet an die Museums-Zweigstelle Wanne-Eickel ausgeliehen. Die Arbeiten dazu sind angelaufen. „Spätenstens zum internationalen Museumtag im Mai 2016 soll der Umzug abgewickelt sein“, so Peter Schneller, langjähriger Verantwortlicher für das Schulmuseum.
Unbezahlbar für die Stadt
Das Emschertalmuseum befindet sich in einem alten Schulgebäude an der Unser-Fritz-Straße in Wanne – zehn Autominuten vom jetzigen Standort Cruismannstraße entfernt. Teile des „Klassenzimmers anno 1955“ kommen als naturwissenschaftliches Konvolut an der Sternwarte Sundern unter. Alle anderen Möbel und Exponate sowie die sogenannte „Flachware“ (Bücher, Hefte, etc.) werden im Stadtarchiv eingelagert, so dass, wie es heißt, „eine kurzfristige Neueinrichtung an einem anderen Ort jederzeit möglich bleibt“.
Dass das sobald wieder der Fall sein könnte, daran glaubt indes niemand.