Langendreer. . Für die Verlängerung der Straßenbahnlinie ist die Kreuzung am Marktplatz rund zwölf Wochen gesperrt. Geschäftsleute beklagen heftige Einbußen.

Eines fernen Tages wird hier die Straßenbahn 310 in Richtung Witten abbiegen – doch bis es soweit ist, sind weiter eiserne Nerven gefragt. Die Mega-Baustelle in Langendreer wird für Anwohner und Geschäftsleute immer mehr zum Geduldsspiel.

Neuer Höhepunkt: Direkt am Marktplatz an der Kreuzung Haupt-, Ober- und Unterstraße entsteht ein Gleisdreieck, weswegen der sonst stark befahrene Kreuzungsbereich noch bis Ende Oktober gesperrt ist. „Irgendwann müssen wir da halt ‘ran“, meint Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann entschuldigend. „Da schien die Zeit in den Ferien günstig.“

Auch interessant

Wo sonst emsiges Treiben an den Ampeln herrscht, bestimmen Bauzäune und Absperrungen das Bild. Ungewöhnlich still ist es auf dem Marktplatz, die Geschäfte ringsum sind nur über Umwege zu erreichen.

Es gibt bestimmt bessere Tage, um die Adler-Apotheke neu zu eröffnen, doch Dagmar Schran hat trotzdem diesen Freitag gewählt: „Ich bin ehrlich total froh, wenn die Baustelle weg ist“, sagt die neue Apothekerin, die sich zur Eröffnungsfeier bei Sekt und Schnittchen trotzdem über einen vollen Laden freuen kann. Viele langjährige Kunden sind neugierig auf die neue Chefin, die den Bauzaun vor ihrem Geschäft mit Luftballons verziert hat.

Da hilft nur Galgenhumor

Etwas weiter betreibt Ralf Reinhard seit 17 Jahren den Lottoladen Garstka und berichtet seit Start der Baustelle von erheblichen Einbußen. „Mir brechen die Einnahmen um 30 bis 40 Prozent weg“, sagt er. Da hilft nur Galgenhumor: „Wir können nur gehen oder bleiben, andere Möglichkeiten gibt’s nicht“, sagt er und lächelt gequält. „Also bleiben wir.“

Dagmar Schran eröffnet an der Kreuzung die Adler-Apotheke neu.
Dagmar Schran eröffnet an der Kreuzung die Adler-Apotheke neu. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Serv

Auf dem Marktplatz hält Dorothea Piotrowski im Wagen der Metzgerei Eisenreich die Stellung. Die Stimmung ist nicht die beste: „Die Leute meckern da alle drüber“, sagt sie. Vor allem die fehlenden Parkplätze seien ein Problem. „Hier gibt’s schon früh morgens keinen einzigen Platz mehr“, sagt sie, „das ist eine Katastrophe.“ 50 Prozent weniger Umsatz habe sie seit Sperrung der Kreuzung zu beklagen.

Auch interessant

„Wenigstens wird fleißig gearbeitet“

Gute Nerven sind also nötig. Das findet auch Heinz Kulesza, der mit seiner Frau jeden Tag in Langendreer einkaufen geht. Nebenher schaut sich der 79-Jährige das Spektakel auf der Baustelle an. „Wenigstens wird fleißig gearbeitet“, sagt er. Doch Kulesza sieht auch die Vorteile, die die neue Bahnlinie eines Tages bringen könnten. „Wenn man hinterher schneller nach Bochum ‘rein kommt, dann ist es doch super.“

Ein paar Meter entfernt auf der Wischelinkstraße wohnt WAZ-Leser Rainer Schmitz. Über die sonst eher beschauliche Straße rollt jetzt der Umleitungsverkehr – nicht ohne Folgen: „Das glaubt ja keiner, was hier los ist“, sagt er. „Da wird gehupt und geschimpft. Meinem Nachbarn wurde das Auto kaputt gefahren, natürlich Fahrerflucht. Unmögliche Zustände!“