Bochum. . Über 100 Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet mit unterschiedlichen Verbänden und Vereinen. Aus den Vorschlägen der Teilnehmer soll ein Aktionsplan der Regierung entstehen.

Was macht für die Deutschen ein gutes Leben aus? Dieser Frage will die Bundesregierung mit einer bundesweit angelegten Initiative auf den Grund gehen. Einer dieser Bürgerdialoge fand am Mittwoch in Bochum statt. „Wir finden es gut, dass die Regierung den Austausch sucht und hoffen natürlich auch, dass der ein oder andere Änderungswunsch umgesetzt wird – wenn nicht in dieser Legislaturperiode, dann in der nächsten“, sagte Mehmet Tanriverdi, Ehrenvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (BAGIV), die die Veranstaltung im Lutherhaus in Altenbochum organisiert hatte.

„Dass wir eingeladen wurden uns an der Umsetzung der Bürgerdialoge zu beteiligen, ist für uns auch ein Stück Anerkennung. Wir wollen gerne unseren Beitrag leisten.“ Und so auch die Perspektive der Menschen mit Migrationshintergrund besser in die gesellschaftliche Debatte einbringen. „Sehr viele haben sich sehr gefreut“, wusste auch Azat Ordukhanyan zu berichten, der für BAGIV vor Ort die Vorbereitungen übernahm und die Werbetrommel rührte.

Mitglieder von Migrantenverbänden kamen zur Diskussionsrunde

Doch nicht nur Vertreter und Mitglieder von Migrantenverbänden kamen zur Diskussionsrunde, sondern auch andere Interessierte. „Es ist ein gutes Zeichen, dass hier Menschen mit und ohne Migrationshintergrund miteinander sprechen. Wir müssen näher zusammen rücken, um gut zu leben“, sagte Thi My Hanh Nguyen vom Bundesverband der Vietnamesen in Deutschland.

Chancengleichheit und Gleichberechtigung, die Förderung und Anerkennung kultureller Vielfalt oder gerecht verteilte Teilhabemöglichkeiten am sozialen und politischen Leben sind die Themen, die die Runde bewegen. Aber auch der Zugang zu Bildung und Arbeit.

100 Bürgerdialoge geplant

Insgesamt sind bundesweit rund 100 Bürgerdialoge geplant, hinzu kommen etwa 40 sogenannte Ministerdialoge, an denen entweder ein Bundesminister teilnimmt oder die Kanzlerin – wie beim Bürgerdialog in Rostock, der vergangene Woche mediale Wellen schlug, weil Merkel mit ihren Aussagen ein palästinensisches Flüchtlingsmädchen zum Weinen brachte.

Verschiedene Vereine, Verbände, Stiftungen und andere Einrichtungen übernehmen jeweils die Organisation einer Veranstaltung. Bundesweit bekommt so fast jede Perspektive Gehör, von der Schulklasse bis zum Seniorenheim, vom Wirtschaftsverband bis zur Gewerkschaft.

Wissenschaftler werten die Erkenntnisse aus, die in einen Aktionsplan der Bundesregierung überführt werden sollen. „Ich stehe dem Ganzen eher skeptisch gegenüber. Ich bin gespannt, inwieweit die Bürgerbeteiligung etwas bringen wird und wie ernst die Vorschläge tatsächlich genommen werden“, sagte Teilnehmerin Sophia Rauch.