Linden. Bezirksregierung nutzt Lewacker Schule weiterhin als Erstaufnahmelager. Bezirksbürgermeister Marc Gräf will vermeiden, dass die Stimmung kippt.

Eigentlich war das Abschiedsfest schon geplant, die ehemalige Förderschule Lewacker Straße 47 sollte als Flüchtlingsunterkunft geschlossen werden. Doch nun steht fest: Die Bezirksregierung Arnsberg möchte die ehemalige Schule weiter als „Zentrale Unterbringungs-Einrichtung“ (ZUE) nutzen.

Marc Gräf (SPD), Bezirksbürgermeister Südwest, erfuhr aus einem Gespräch mit Vertretern aus Arnsberg, dass die Schule bis Ende des Jahres Erstaufnahmelager bleibt. 140 Flüchtlinge verweilen im Schnitt drei bis vier Tage in der Schule, bevor sie ihren Kommunen bundesweit zugewiesen werden.

Ernstzunehmende Konflikte

„Angesichts dessen, dass die Bezirksregierung am Montag auch die Stadt Bochum aufgefordert hat, Turnhallen bereit zu halten, kann man sich nicht vorstellen, dass die Lewacker Schule zugemacht würde. Zumal dort viel Know-how und ein Helfernetzwerk verzahnt sind. Die Arbeit der Menschen hat sich eingespielt“, so Gräf. Er will nun vermeiden, das die Stimmung in der Bevölkerung kippt.

Denn es komme durchaus zu Konflikten, die es ernstzunehmen gelte. „Eine Frau klagte über Lärmbelästigung, in einem anderen Fall beschwerten sich Ärzte darüber, dass der Ablauf nicht reibungslos funktioniere, daraufhin habe ich das Gesundheitsamt informiert. Oder die Nachbarn ärgern sich über Dreck. In einem Fall hatten Bewohner der Unterkunft ein Lagerfeuer auf dem Schulhof angezündet. Da bat ich das Flüchtlingshilfenetzwerk einzuschreiten.“

Maximal 80 bis 90 Menschen

Er könne nachvollziehen, dass die Lindener in der ständigen Verlängerung eine Salamitaktik witterten. „Ich will, dass wir jeden Anwohner ernst nehmen. Jede Beschwerde, die mich erreicht, gebe ich weiter, auch an die Bezirksregierung.“

Die Stadt hatte andere Pläne mit der Schule. Sozialamtsleiterin Ute Bogucki: „Per Vertrag sollte sie zum 30. Juni geschlossen werden; dann kam der Wunsch der Bezirksregierung, das Erstaufnahmelager weitere sechs Wochen zu halten.“ Die Stadt hat einen Antrag auf Nutzungsänderung gestellt, um das Gebäude umzubauen. „Wir wollen es nutzen für die Flüchtlinge, die uns zugewiesen werden, maximal 80 bis 90 Menschen sollen dort leben. Schließlich muss auch die Stadt selbst Leute unterbringen.“

Verhindern, dass die Stimmung umschlägt

Nun sollen Bochum bis Ende des Jahres 140 Menschen pro Monat angerechnet werden. Die Stadt, so Bogucki, wolle diese Zeit nutzen. „Dann aber muss Arnsberg als „Hausherr“ raus wegen des Umbaus.“ 775.000 Euro sollen investiert werden. Die Aufforderung der Bezirksregierung komme oftmals zu rasch. „Wir hatten vor, die Nachbarn der Turnhalle Lewacker Straße zu informieren. Doch wie soll das möglich sein, wenn die Mitteilung über 150 weitere Flüchtlinge mittags kommt, und abends dann die ersten 99 Menschen folgen?“ Auch Ute Bogucki will vermeiden, dass die Stimmung umschlägt.

Jochen Hopmann ist Vorsitzender der Naturfreunde Linden-Dahlhausen, die zum ehrenamtlichen Helferkreis in der Lewacker Schule gehören. Er sieht bislang kein Problem oder eine zunehmende Konfliktlage. „Ein paar in der Nachbarschaft sind nicht einverstanden, fürchten, die Flüchtlingsunterkunft könnte ihren Wohnwert schmälern.“ Doch seien das nur wenige.